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<p class="bodytext">Ob süße Kuchen, deftige Schweinshaxe oder ein edler Wein: Lecker essen und trinken ist ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität. Ist der Geschmackssinn gestört, fehlt nicht nur der Genuss. Ohne Appetit wird oft zu wenig gegessen und es drohen Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen. Ursachen für Geschmacksstörungen gibt es etliche, darunter auch Medikamente. Doch was können Betroffene tun, um wieder genussvoll zu schmecken? </p><p class="bodytext"><strong>Warnsignal und Appetitanreger</strong></p><p class="bodytext"> Schmecken ist mehr als ein angenehmer Sinneseindruck. Der Geschmackssinn hat eine wichtige Funktion für den Körper, denn er gibt dem Menschen Informationen darüber, ob Nahrung genießbar und bekömmlich ist. Dafür kann der Mensch fünf verschiedene Qualitäten unterscheiden. Jede dieser Geschmäcker hat eine Aufgabe, die z.T. in früheren Zeiten ernährungsphysiologisch von großer Bedeutung waren. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Süß</strong> wird durch Kohlenhydrate und einige Proteine vermittelt. Ein süßer Geschmack weckt die Lust auf kalorienreiche Nahrung geweckt. In Zeiten des Nahrungsüberangebots unterstützt die Empfindung „süß“ und der dadurch ausgelöste Wunsch nach „Mehr“ allerdings die Entwicklung von Übergewicht.</li><li><strong>Sauer</strong> wird durch Wasserstoffionen (H<sup>+</sup>) ausgelöst. Säure warnt z.B. vor unreifen Früchten, vergorenen oder verdorbenen Speisen. </li><li><strong>Salzig</strong> wird durch andere Ionen hervorgerufen, u.a. durch Natrium-, Kalium- und Chloridionen. Der Salzgeschmack ist wichtig für den Elektrolythaushalt. Ist der Salzgehalt im Blut zu niedrig, lösen salzige Speisen die Lust auf mehr davon aus. </li><li><strong>Bitter</strong> kommt durch viele verschiedene Substanzen zustande. Dazu gehören Koffein und Chinin, aber auch Tannine im Wein, Flavonoide in Schokolade sowie Strychnin und Nikotin. Ein sehr starker Bittergeschmack kann den Würgereflex auslösen und damit vor Vergiftungen schützen. </li><li><strong>Umami</strong> (oder auch würzig, herzhaft) wird vor allem durch die Aminosäuren Glutamat und Aspartat vermittelt. Die Geschmacksempfindung weckt den Wunsch nach weiterer proteinreicher Nahrung.</li></ul></p><p class="bodytext">Aufgenommen wird der Geschmacksreiz über Rezeptoren, die Geschmackssinneszellen. Sie leiten den Reiz dann über Nervenfasern an das Gehirn. Die entsprechenden Nerven sind der Fazialnerv (Gesichtsnerv), der Vagusnerv und der Zungen-Rachen-Nerv. Im Geschmackszentrum der Großhirnrinde wird der Sinneseindruck dann verarbeitet und interpretiert. </p><p class="bodytext">Von den Geschmackssinneszellen gibt es drei verschiedene Typen: Eine für süß, bitter und umami, eine für salzig und eine für sauer. Die Geschmackssinneszellen sind zu Geschmacksknospen angeordnet, wobei jede einzelne Geschmacksknospe alle drei Arten von Sinneszellen enthalten kann. Erwachsene haben bis zu 8000 solcher Geschmacksknospen, die Anzahl nimmt allerdings mit dem Altern ab. Die Knospen sitzen am weichen Gaumen, im Rachen, am Kehlkopf und vor allem in den Geschmackspapillen auf der Zungenoberfläche. </p><p class="bodytext">Geschmack kommt allerdings nicht allein durch die Geschmacksknospen zustande. Um Speisen allumfänglich genießen und schmecken zu können, benötigt der Mensch auch den Geruchssinn. Das merkt man schon daran, dass bei Erkältung mit verstopfter Nase vieles nicht mehr so wie gewohnt schmeckt. Auch die Konsistenz und die Oberflächenbeschaffenheit der Nahrung spielt eine Rolle: Sie wird über sensible Nervenfasern erfasst. Geschmack, Geruch und Gefühl zusammen bilden das vollständige Geschmackserlebnis.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis: </strong>Scharf ist keine Geschmacksempfindung. Schärfe wird durch die Substanz Capsaicin ausgelöst und über sensible Nervenendigungen des Trigeminusnerven vermittelt. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn Süßes bitter schmeckt </strong></p><p class="bodytext">Es gibt zwei Gruppen von Geschmacksstörungen: Am häufigsten beklagt werden qualitative Veränderungen des Geschmacksempfindens. Bei einer Parageusie (gesprochen Pa-ra-ge-u-sie) nimmt die Betroffene Geschmack anders wahr, oft wird z.B. salzig oder süß als bitter empfunden. Manchmal kommt es auch zu Geschmackseindrücken ohne jeden Reiz, dann spricht man von einer Phantogeusie.</p><p class="bodytext"> Quantitative Geschmacksstörungen, also Veränderungen der Geschmacksintensität, sind seltener. Bei der Hypogeusie ist der Geschmack vermindert. Sie soll bei etwa 5% der Allgemeinbevölkerung vorliegen. Dabei können alle fünf Qualitäten oder nur eine einzelne Qualität betroffen sein. Der vollständige Verlust der Geschmackswahrnehmung, die Ageusie, ist extrem selten. Das Gleiche gilt für die gesteigerte Geschmacksempfindung (Hypergeusie). </p><p class="bodytext">Die Folgen von Geschmacksstörungen können erheblich sein. Zum einen verringern sie die Lebensfreude, bei manchen Betroffen führen sie sogar zu Depressionen. Geht der Appetit verloren, nehmen vor allem ältere Menschen oft nicht mehr genug Nahrung zu sich. Es drohen Untergewicht und Nährstoffmangel. Manche Betroffene versuchen auch, eine verminderte Geschmacksintensität mit erhöhtem Konsum von Zucker oder Salz auszugleichen. In diesen Fällen steigt das Risiko für Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes mellitus. </p><p class="bodytext"><strong>Wo kommt die Schmeckstörung her? </strong></p><p class="bodytext">Die ersten Hinweise auf eine Geschmacksstörung gibt meist die Patient*in selbst. Dann versucht die Ärzt*in, die Schmeckstörung klinisch nachzuweisen. Dazu dienen verschiedene Tests, bei denen die Geschmacksqualitäten erkannt werden sollen, manchmal ist auch ihre Intensität auf einer Skala einzustufen. Bei der Drei-Tropfen-Methode bekommen die Patienten zwei geschmacklose Tropfen (z.B. Wasser) und einen Tropfen mit Geschmack auf die Zunge geträufelt. Nun müssen sie den einen Tropfen mit Geschmack erkennen und seine Qualität benennen (süß, sauer, salzig, bitter). Häufig wird in aufsteigender Konzentration getropft, um die Erkennungsschwelle zu bestimmen. Manchmal werden zum Testen auch feste Schmeckstreifen verwendet. </p><p class="bodytext">Wenn die Ärzt*in eine Geschmacksstörung diagnostiziert hat, muss deren Auslöser gefunden werden. Zu Störungen des Geschmacks kann es auf verschiedene Arten kommen. Hauptursachen sind </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Schädel-Hirn-Verletzungen</strong>. Unfälle und Kopfverletzungen können den Verlauf der Geschmacksnerven beeinträchtigen oder den Geschmacksbereich der Großhirnrinde schädigen. </li><li><strong>Infektionen.</strong> Ein Beispiel ist eine Infektion mit Herpes zoster. Sie schädigen häufig die Schmeckfasern des Fazialnerven. Auch bei COVID-19 sind Geschmack- und Geruchssinnn oft gestört. </li><li><strong>Kontakt mit toxischen Substanzen</strong>. Etliche Arbeitsstoffe können bei ständiger Exposition ohne geeignete Schutzeinrichtung den Geschmackssinn schädigen. Bekannt ist dies von Dämpfen und Partikeln der Metallverarbeitung und bei Verwendung von Lösungsmitteln wie Benzol und Toluol. </li><li><strong>Operationen oder Bestrahlungen.</strong> Bei Eingriffen im Mund, im Gesicht oder am Gehirn werden manchmal Nerven oder Gehirngewebe verletzt. Möglich ist dies z.B. bei Operationen am Zungengrund, Tumorentfernungen oder bei einer Cochlea-Implantation im Mittelohr. </li><li><strong>Burning-Mouth-Syndrom.</strong> Diese Erkrankung tritt vor allem bei Frauen nach der Menopause auf. Dabei kommt es neben dem brennenden Gefühl im Mund zu einem andauernden metallischen oder bitteren Geschmack. Als Ursache werden hormonelle Faktoren, Depressionen oder ein Vitaminmangel diskutiert.</li></ul></p><p class="bodytext"> Daneben gibt es noch eine Vielzahl anderer Erkrankungen, die das Schmecken beeinflussen. Sie reichen vom Diabetes mellitus über neurodegenerative Erkrankungen und Schilddrüsenerkrankungen bis zu Leber- und Nierenversagen. Auch ein Mangel von Eisen, Vitamin-A, B1, B2 oder B6 kann Geschmackstörungen begünstigen. </p><p class="bodytext">Ein weiterer wichtiger Grund für Schmeckstörungen ist die Einnahme von Medikamenten. Manche Wirkstoffe verringern den Speichelfluss, wodurch die Geschmacksknospen austrocknen und nicht mehr richtig funktionieren. Andere Substanzen schädigen die Mundschleimhaut und damit die Papillen und Geschmacksknospen direkt. Einige greifen auch in die Reizweiterleitung am Nerven ein. Bei vielen Medikamenten ist allerdings noch nicht bekannt, wie sie den Geschmackssinn beeinträchtigen. Typische medikamentöse Geschmacksstörer sind: </p><p class="bodytext"><ul><li>Antibiotika (z.B. Aminoglykoside, Penicillin, Makrolide, Anti-Pilzmittel)</li><li>Herz-Kreislauf-Medikamente (z.B. ACE-Hemmer, Betablocker, Amiodaron) </li><li>Antidepressiva, Antiepileptika, Hypnotika und Sedativa </li><li>Schmerzmittel (z.B. Fentanyl) </li><li>Schleimlöser (z.B. Ambroxol) </li><li>Kortison (vor allem als Spray) </li><li>Immunmodulatoren (z.B. Interferon alpha, Lenalidomid) </li><li>Bisphosphonate (z.B. Alendronsäure).</li></ul></p><p class="bodytext">Trotz der vielen möglichen Auslöser bleibt die Ursache eines gestörten Geschmacks oft unklar. Dann spricht man von einer idiopathischen Schmeckstörung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis. </strong>Mangelnde Mundhygiene kann den Geschmackssinn ebenfalls beeinträchtigen. Zu beachten ist allerdings, dass auch die übertriebene Anwendung von Mundwasser manchmal zu Schmeckstörungen führt. </p><p class="bodytext">Von künstlichem Speichel bis Zink Geschmacksstörungen im Zusammenhang mit Systemerkrankungen bessern sich häufig, sobald die Grunderkrankung behandelt oder deren Therapie optimiert wird. Bei einigen der genannten krankheitsbedingten Ursachen erholt sich das Geschmacksempfinden auch von selbst wieder – z. B. nach Schädel-Hirn-Verletzungen oder Infektionen. Auch das Burning Mouth Syndrom bildet sich in etlichen Fällen wieder zurück – was jedoch Jahre dauern kann. </p><p class="bodytext">Je nach vermutetem Auslöser können folgende Maßnahmen den Geschmackssinn wieder auf Trab bringen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Bei trockenem Mund (z.B. durch speichelreduzierende Medikamente) helfen oft Speichelersatzprodukte. Zusätzlich sollte möglichst viel getrunken werden. </li><li>Sind Nikotin oder Kaffee verantwortlich, gilt es, diese Genussstoffe zu meiden. </li><li>Haben Medikamente die Geschmacksstörung ausgelöst, erholt sich der Geschmackssinn häufig spontan wieder, wenn das entsprechende Präparat (unter ärztlicher Aufsicht!) abgesetzt oder durch ein anderes ersetzt wird. </li><li>Werden als Ursache Vitamin- oder Mineralstoffmängel vermutet, lohnt sich deren Nachweis und die Substitution durch Nahrungsergänzungsmittel. </li></ul></p><p class="bodytext">Für die idiopathische Schmeckstörungen ist Zink eine Option. Die Leitlinie empfiehlt die tägliche Gabe von 140 mg Zinkglukonat über vier Monate. Da diese Dosierung über der empfohlenen täglichen Zinkzufuhr liegt, sollte die Therapie ärztlich überwacht werden. Eine Übertherapie ist zu vermeiden, da ein Zuviel an Zink ebenfalls Geschmacksstörungen auslösen kann. Außerdem droht bei Zinküberschuss ein Kupfermangel. </p><p class="bodytext">Auch je nach Art der Geschmacksstörung gibt es hilfreiche Tipps:</p><p class="bodytext"><ul><li>Ist nur der salzige Geschmack betroffen, lohnt ein Versuch mit Gewürzsalz (enthält neben Natriumchlorid noch Natriumglutamat). </li><li>Ist der Geschmack für Süßes gestört, sollte nicht der Zuckerkonsum erhöht , sondern auf Süßstoffe umgestiegen werden. </li><li>Bei allgemein verminderter Geschmackswahrnehmung hilft es, den Trigeminusnerv anzuregen. Das geschieht durch scharfe Gewürze wie Chili, Ingwer, Meerettich, aber auch durch stark Lebensmittel mit ausgeprägter Oberflächenstruktur wie Fruchtsäfte mit reichlich Fruchtfleisch. </li><li>Bei starker Hypogeusie helfen manchmal auch künstliche Aromen, um die Lust am Essen zu wecken. </li></ul></p><p class="bodytext">Schmeckt man zu intensiv oder schmeckt alles unangenehm, können folgende Maßnahmen helfen: </p><p class="bodytext"><ul><li>regelmäßige Mundspülungen </li><li>Kaugummikauen </li><li>Eiswürfel lutschen </li><li>betäubende Lösungen (Lidocain) als Gel auf die Zunge auftragen oder als Spray in die Mundhöhle sprühen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vor allem bei alten Menschen mit Geschmacksstörungen drohen Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen. Um dies zu verhindern, muss auf eine ausreichende und ausgewogene Ernährung geachtet werden. Manchmal ist es auch erforderlich, Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen.</p><p class="bodytext"> Quellen: S2k-Leitlinie (Langfassung) Riech- und Schmeckstörungen, AWMF-Register-Nr. 017/050 DAZ 2024, Nr. 3, S. 52, 18.01.2024 </p>

<p class="bodytext">Ob süße Kuchen, deftige Schweinshaxe oder ein edler Wein: Lecker essen und trinken ist ein wichtiger Bestandteil der Lebensqualität. Ist der Geschmackssinn gestört, fehlt nicht nur der Genuss. Ohne Appetit wird oft zu wenig gegessen und es drohen Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen. Ursachen für Geschmacksstörungen gibt es etliche, darunter auch Medikamente. Doch was können Betroffene tun, um wieder genussvoll zu schmecken? </p><p class="bodytext"><strong>Warnsignal und Appetitanreger</strong></p><p class="bodytext"> Schmecken ist mehr als ein angenehmer Sinneseindruck. Der Geschmackssinn hat eine wichtige Funktion für den Körper, denn er gibt dem Menschen Informationen darüber, ob Nahrung genießbar und bekömmlich ist. Dafür kann der Mensch fünf verschiedene Qualitäten unterscheiden. Jede dieser Geschmäcker hat eine Aufgabe, die z.T. in früheren Zeiten ernährungsphysiologisch von großer Bedeutung waren. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Süß</strong> wird durch Kohlenhydrate und einige Proteine vermittelt. Ein süßer Geschmack weckt die Lust auf kalorienreiche Nahrung geweckt. In Zeiten des Nahrungsüberangebots unterstützt die Empfindung „süß“ und der dadurch ausgelöste Wunsch nach „Mehr“ allerdings die Entwicklung von Übergewicht.</li><li><strong>Sauer</strong> wird durch Wasserstoffionen (H<sup>+</sup>) ausgelöst. Säure warnt z.B. vor unreifen Früchten, vergorenen oder verdorbenen Speisen. </li><li><strong>Salzig</strong> wird durch andere Ionen hervorgerufen, u.a. durch Natrium-, Kalium- und Chloridionen. Der Salzgeschmack ist wichtig für den Elektrolythaushalt. Ist der Salzgehalt im Blut zu niedrig, lösen salzige Speisen die Lust auf mehr davon aus. </li><li><strong>Bitter</strong> kommt durch viele verschiedene Substanzen zustande. Dazu gehören Koffein und Chinin, aber auch Tannine im Wein, Flavonoide in Schokolade sowie Strychnin und Nikotin. Ein sehr starker Bittergeschmack kann den Würgereflex auslösen und damit vor Vergiftungen schützen. </li><li><strong>Umami</strong> (oder auch würzig, herzhaft) wird vor allem durch die Aminosäuren Glutamat und Aspartat vermittelt. Die Geschmacksempfindung weckt den Wunsch nach weiterer proteinreicher Nahrung.</li></ul></p><p class="bodytext">Aufgenommen wird der Geschmacksreiz über Rezeptoren, die Geschmackssinneszellen. Sie leiten den Reiz dann über Nervenfasern an das Gehirn. Die entsprechenden Nerven sind der Fazialnerv (Gesichtsnerv), der Vagusnerv und der Zungen-Rachen-Nerv. Im Geschmackszentrum der Großhirnrinde wird der Sinneseindruck dann verarbeitet und interpretiert. </p><p class="bodytext">Von den Geschmackssinneszellen gibt es drei verschiedene Typen: Eine für süß, bitter und umami, eine für salzig und eine für sauer. Die Geschmackssinneszellen sind zu Geschmacksknospen angeordnet, wobei jede einzelne Geschmacksknospe alle drei Arten von Sinneszellen enthalten kann. Erwachsene haben bis zu 8000 solcher Geschmacksknospen, die Anzahl nimmt allerdings mit dem Altern ab. Die Knospen sitzen am weichen Gaumen, im Rachen, am Kehlkopf und vor allem in den Geschmackspapillen auf der Zungenoberfläche. </p><p class="bodytext">Geschmack kommt allerdings nicht allein durch die Geschmacksknospen zustande. Um Speisen allumfänglich genießen und schmecken zu können, benötigt der Mensch auch den Geruchssinn. Das merkt man schon daran, dass bei Erkältung mit verstopfter Nase vieles nicht mehr so wie gewohnt schmeckt. Auch die Konsistenz und die Oberflächenbeschaffenheit der Nahrung spielt eine Rolle: Sie wird über sensible Nervenfasern erfasst. Geschmack, Geruch und Gefühl zusammen bilden das vollständige Geschmackserlebnis.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis: </strong>Scharf ist keine Geschmacksempfindung. Schärfe wird durch die Substanz Capsaicin ausgelöst und über sensible Nervenendigungen des Trigeminusnerven vermittelt. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn Süßes bitter schmeckt </strong></p><p class="bodytext">Es gibt zwei Gruppen von Geschmacksstörungen: Am häufigsten beklagt werden qualitative Veränderungen des Geschmacksempfindens. Bei einer Parageusie (gesprochen Pa-ra-ge-u-sie) nimmt die Betroffene Geschmack anders wahr, oft wird z.B. salzig oder süß als bitter empfunden. Manchmal kommt es auch zu Geschmackseindrücken ohne jeden Reiz, dann spricht man von einer Phantogeusie.</p><p class="bodytext"> Quantitative Geschmacksstörungen, also Veränderungen der Geschmacksintensität, sind seltener. Bei der Hypogeusie ist der Geschmack vermindert. Sie soll bei etwa 5% der Allgemeinbevölkerung vorliegen. Dabei können alle fünf Qualitäten oder nur eine einzelne Qualität betroffen sein. Der vollständige Verlust der Geschmackswahrnehmung, die Ageusie, ist extrem selten. Das Gleiche gilt für die gesteigerte Geschmacksempfindung (Hypergeusie). </p><p class="bodytext">Die Folgen von Geschmacksstörungen können erheblich sein. Zum einen verringern sie die Lebensfreude, bei manchen Betroffen führen sie sogar zu Depressionen. Geht der Appetit verloren, nehmen vor allem ältere Menschen oft nicht mehr genug Nahrung zu sich. Es drohen Untergewicht und Nährstoffmangel. Manche Betroffene versuchen auch, eine verminderte Geschmacksintensität mit erhöhtem Konsum von Zucker oder Salz auszugleichen. In diesen Fällen steigt das Risiko für Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes mellitus. </p><p class="bodytext"><strong>Wo kommt die Schmeckstörung her? </strong></p><p class="bodytext">Die ersten Hinweise auf eine Geschmacksstörung gibt meist die Patient*in selbst. Dann versucht die Ärzt*in, die Schmeckstörung klinisch nachzuweisen. Dazu dienen verschiedene Tests, bei denen die Geschmacksqualitäten erkannt werden sollen, manchmal ist auch ihre Intensität auf einer Skala einzustufen. Bei der Drei-Tropfen-Methode bekommen die Patienten zwei geschmacklose Tropfen (z.B. Wasser) und einen Tropfen mit Geschmack auf die Zunge geträufelt. Nun müssen sie den einen Tropfen mit Geschmack erkennen und seine Qualität benennen (süß, sauer, salzig, bitter). Häufig wird in aufsteigender Konzentration getropft, um die Erkennungsschwelle zu bestimmen. Manchmal werden zum Testen auch feste Schmeckstreifen verwendet. </p><p class="bodytext">Wenn die Ärzt*in eine Geschmacksstörung diagnostiziert hat, muss deren Auslöser gefunden werden. Zu Störungen des Geschmacks kann es auf verschiedene Arten kommen. Hauptursachen sind </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Schädel-Hirn-Verletzungen</strong>. Unfälle und Kopfverletzungen können den Verlauf der Geschmacksnerven beeinträchtigen oder den Geschmacksbereich der Großhirnrinde schädigen. </li><li><strong>Infektionen.</strong> Ein Beispiel ist eine Infektion mit Herpes zoster. Sie schädigen häufig die Schmeckfasern des Fazialnerven. Auch bei COVID-19 sind Geschmack- und Geruchssinnn oft gestört. </li><li><strong>Kontakt mit toxischen Substanzen</strong>. Etliche Arbeitsstoffe können bei ständiger Exposition ohne geeignete Schutzeinrichtung den Geschmackssinn schädigen. Bekannt ist dies von Dämpfen und Partikeln der Metallverarbeitung und bei Verwendung von Lösungsmitteln wie Benzol und Toluol. </li><li><strong>Operationen oder Bestrahlungen.</strong> Bei Eingriffen im Mund, im Gesicht oder am Gehirn werden manchmal Nerven oder Gehirngewebe verletzt. Möglich ist dies z.B. bei Operationen am Zungengrund, Tumorentfernungen oder bei einer Cochlea-Implantation im Mittelohr. </li><li><strong>Burning-Mouth-Syndrom.</strong> Diese Erkrankung tritt vor allem bei Frauen nach der Menopause auf. Dabei kommt es neben dem brennenden Gefühl im Mund zu einem andauernden metallischen oder bitteren Geschmack. Als Ursache werden hormonelle Faktoren, Depressionen oder ein Vitaminmangel diskutiert.</li></ul></p><p class="bodytext"> Daneben gibt es noch eine Vielzahl anderer Erkrankungen, die das Schmecken beeinflussen. Sie reichen vom Diabetes mellitus über neurodegenerative Erkrankungen und Schilddrüsenerkrankungen bis zu Leber- und Nierenversagen. Auch ein Mangel von Eisen, Vitamin-A, B1, B2 oder B6 kann Geschmackstörungen begünstigen. </p><p class="bodytext">Ein weiterer wichtiger Grund für Schmeckstörungen ist die Einnahme von Medikamenten. Manche Wirkstoffe verringern den Speichelfluss, wodurch die Geschmacksknospen austrocknen und nicht mehr richtig funktionieren. Andere Substanzen schädigen die Mundschleimhaut und damit die Papillen und Geschmacksknospen direkt. Einige greifen auch in die Reizweiterleitung am Nerven ein. Bei vielen Medikamenten ist allerdings noch nicht bekannt, wie sie den Geschmackssinn beeinträchtigen. Typische medikamentöse Geschmacksstörer sind: </p><p class="bodytext"><ul><li>Antibiotika (z.B. Aminoglykoside, Penicillin, Makrolide, Anti-Pilzmittel)</li><li>Herz-Kreislauf-Medikamente (z.B. ACE-Hemmer, Betablocker, Amiodaron) </li><li>Antidepressiva, Antiepileptika, Hypnotika und Sedativa </li><li>Schmerzmittel (z.B. Fentanyl) </li><li>Schleimlöser (z.B. Ambroxol) </li><li>Kortison (vor allem als Spray) </li><li>Immunmodulatoren (z.B. Interferon alpha, Lenalidomid) </li><li>Bisphosphonate (z.B. Alendronsäure).</li></ul></p><p class="bodytext">Trotz der vielen möglichen Auslöser bleibt die Ursache eines gestörten Geschmacks oft unklar. Dann spricht man von einer idiopathischen Schmeckstörung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis. </strong>Mangelnde Mundhygiene kann den Geschmackssinn ebenfalls beeinträchtigen. Zu beachten ist allerdings, dass auch die übertriebene Anwendung von Mundwasser manchmal zu Schmeckstörungen führt. </p><p class="bodytext">Von künstlichem Speichel bis Zink Geschmacksstörungen im Zusammenhang mit Systemerkrankungen bessern sich häufig, sobald die Grunderkrankung behandelt oder deren Therapie optimiert wird. Bei einigen der genannten krankheitsbedingten Ursachen erholt sich das Geschmacksempfinden auch von selbst wieder – z. B. nach Schädel-Hirn-Verletzungen oder Infektionen. Auch das Burning Mouth Syndrom bildet sich in etlichen Fällen wieder zurück – was jedoch Jahre dauern kann. </p><p class="bodytext">Je nach vermutetem Auslöser können folgende Maßnahmen den Geschmackssinn wieder auf Trab bringen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Bei trockenem Mund (z.B. durch speichelreduzierende Medikamente) helfen oft Speichelersatzprodukte. Zusätzlich sollte möglichst viel getrunken werden. </li><li>Sind Nikotin oder Kaffee verantwortlich, gilt es, diese Genussstoffe zu meiden. </li><li>Haben Medikamente die Geschmacksstörung ausgelöst, erholt sich der Geschmackssinn häufig spontan wieder, wenn das entsprechende Präparat (unter ärztlicher Aufsicht!) abgesetzt oder durch ein anderes ersetzt wird. </li><li>Werden als Ursache Vitamin- oder Mineralstoffmängel vermutet, lohnt sich deren Nachweis und die Substitution durch Nahrungsergänzungsmittel. </li></ul></p><p class="bodytext">Für die idiopathische Schmeckstörungen ist Zink eine Option. Die Leitlinie empfiehlt die tägliche Gabe von 140 mg Zinkglukonat über vier Monate. Da diese Dosierung über der empfohlenen täglichen Zinkzufuhr liegt, sollte die Therapie ärztlich überwacht werden. Eine Übertherapie ist zu vermeiden, da ein Zuviel an Zink ebenfalls Geschmacksstörungen auslösen kann. Außerdem droht bei Zinküberschuss ein Kupfermangel. </p><p class="bodytext">Auch je nach Art der Geschmacksstörung gibt es hilfreiche Tipps:</p><p class="bodytext"><ul><li>Ist nur der salzige Geschmack betroffen, lohnt ein Versuch mit Gewürzsalz (enthält neben Natriumchlorid noch Natriumglutamat). </li><li>Ist der Geschmack für Süßes gestört, sollte nicht der Zuckerkonsum erhöht , sondern auf Süßstoffe umgestiegen werden. </li><li>Bei allgemein verminderter Geschmackswahrnehmung hilft es, den Trigeminusnerv anzuregen. Das geschieht durch scharfe Gewürze wie Chili, Ingwer, Meerettich, aber auch durch stark Lebensmittel mit ausgeprägter Oberflächenstruktur wie Fruchtsäfte mit reichlich Fruchtfleisch. </li><li>Bei starker Hypogeusie helfen manchmal auch künstliche Aromen, um die Lust am Essen zu wecken. </li></ul></p><p class="bodytext">Schmeckt man zu intensiv oder schmeckt alles unangenehm, können folgende Maßnahmen helfen: </p><p class="bodytext"><ul><li>regelmäßige Mundspülungen </li><li>Kaugummikauen </li><li>Eiswürfel lutschen </li><li>betäubende Lösungen (Lidocain) als Gel auf die Zunge auftragen oder als Spray in die Mundhöhle sprühen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vor allem bei alten Menschen mit Geschmacksstörungen drohen Gewichtsverlust und Mangelerscheinungen. Um dies zu verhindern, muss auf eine ausreichende und ausgewogene Ernährung geachtet werden. Manchmal ist es auch erforderlich, Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen.</p><p class="bodytext"> Quellen: S2k-Leitlinie (Langfassung) Riech- und Schmeckstörungen, AWMF-Register-Nr. 017/050 DAZ 2024, Nr. 3, S. 52, 18.01.2024 </p>

<p class="bodytext">Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat zu hohe Cholesterinwerte oder ein Zuviel an Triglyceriden im Blut. Dadurch wird eine Arteriosklerose begünstigt und es drohen Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz. Die Mehrzahl der Betroffenen erhält keine Behandlung. Dabei könnten eine konsequente Lebensstiländerung und Medikamente die Blutfette ins Lot bringen und viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Fette sind Fluch und Segen</strong></p><p class="bodytext"> Ohne Fette (Lipide) geht nichts im Organismus: Cholesterin spielt z.B. eine Schlüsselrolle bei der Bildung von Zellmembranen, Hormonen, Gallensäuren und Vitamin D. Triglyceride dienen als Energielieferant und können als Energiereserve in Fettzellen gespeichert werden. Phospholipide wiederum tragen zur Funktion der Zellen bei. </p><p class="bodytext">Aufnahme, Transport, Bereitstellung und Ausscheidung der Fette werden über den Fettstoffwechsel reguliert: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Cholesterin </strong>stammt aus zwei Quellen: Es wird sowohl aus der Nahrung aufgenommen als auch in der Leber gebildet. Für den Transport im Blut ist es in Eiweißhüllen verpackt (Lipoproteine). Als LDL-Cholesterin gelangt es zu den Körperzellen. Als HDLkommt es zurück zur Leber. </li><li><strong>Triglyceride </strong>werden in der Leber, den Fettzellen und in der Darmschleimhaut aus Glycerin und Fettsäuren zusammengesetzt. Die Fettsäuren dafür kommen aus den Nahrungsfetten. Die Lipoproteine, die Triglyceride transportieren, heißen Chylomikronen. </li></ul></p><p class="bodytext">Wenn der Fettstoffwechsel gestört ist, kommt es zu einem Zuviel oder Zuwenig von Fetten im Blut. Die beiden wichtigsten Fettstoffwechselstörungen sind ein erhöhtes LDL-Cholesterin und erhöhte Triglyceride, beides kann auch zusammen auftreten. Als häufigste Ursachen dafür gelten eine falsche Ernährung und genetische Faktoren, also die Vererbung. Begünstigt werden hohe Blutfette zudem durch Rauchen und Bewegungsmangel. Triglyceride steigen außerdem bei hohem Alkoholkonsum an. </p><p class="bodytext">Es gibt auch Erkrankungen, die die Blutfette beeinflussen und Fettstoffwechselstörungen auslösen können. Dazu gehören insbesondere der Diabetes mellitus, aber auch die Unterfunktion der Schilddrüse und verschiedene Nierenerkrankungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Viele Medikamente beeinflussen die Blutfette ebenfalls. Gestagene und Androgene erhöhen z.B. das LDL-Cholesterin. Die Konzentration von Triglyceriden im Blut kann durch Kortison, die „Pille“, Betablocker und Entwässerungsmittel steigen. </p><p class="bodytext"><strong>Gefäßverfettung mit gefährlichen Folgen</strong></p><p class="bodytext"> Fettstoffwechselstörungen haben erhebliche Folgen für die Gesundheit: Befindet sich dauerhaft zuviel LDL-Cholesterin im Blut, lagert sich das Fett als Plaques in den Gefäßwänden der Arterien ab. Diese Plaques verengen die Gefäße oder verschließen sie sogar komplett - es kommt zur Arteriosklerose. Dadurch drohen nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall. Die verschlechterte Durchblutung der Organe begünstigt die Entwicklung vieler Erkrankungen, wie z. B. Demenz, Niereninsuffizienz, Herzschwäche und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Auch hohe Triglycerid-Werte tragen zur Verfettung der Gefäße bei und fördern damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders stark wirkt sich dies in Kombination mit hohem Cholesterin und anderen Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck aus. Extrem hohe Triglycerid-Werte können zusätzlich die Bauchspeicheldrüse angreifen und die insulinbildenden Zellen zerstören, d.h. einen Diabetes auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Trotz dieser gefährlichen Folgekrankheiten erhalten Menschen mit Fettstoffwechselstörungen viel zu selten eine wirkungsvolle Therapie. Nur etwa jede fünfte Hochrisikopatient*in erreicht in Deutschland die gewünschten Zielwerte bei den Blutfetten (siehe unten), in den europäischen Nachbarländern sieht das nicht viel anders aus. </p><p class="bodytext"><strong>Zufallsbefund oder Herzinfarkt </strong></p><p class="bodytext">Fettstoffwechselstörungen verlaufen in den meisten Fällen jahrelang völlig unauffällig. Die Betroffenen wissen oft gar nichts von ihren erhöhten Blutwerten. Häufig werden sie erst diagnostiziert, wenn es zu Komplikationen wie z.B. einem Herzinfarkt oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gekommen ist. Bei vielen Menschen werden erhöhte Blutfette auch zufällig in Kontrolluntersuchungen entdeckt, z.B. bei Einstellungsuntersuchungen oder beim Gesundheits-Checkup.</p><p class="bodytext"> Die wichtigste Säule der Diagnostik ist die Blutuntersuchung. Bei Gesunden bestimmt die Ärzt*in oft nur das Gesamtcholesterin. Bei erhöhtn Werten ist eine erweiterte Lipiddiagnostik (Lipidstatus) nötig. Leidet die Patient*in bereits an Arteriosklerose oder sie einer Risikogruppe an, wird meist ein kompletter Lipidstatus veranlasst. Ermittelt werden dabei Gesamtcholesterin, Triglyceride, LDL-Cholesterin und je nach Bedarf weitere Parameter wie HDL-Cholesterin, Lipoprotein A und Apolipoprotein B. </p><p class="bodytext">Die gemessenen Blutfette sollten in ihrem jeweiligen Normbereich liegen. Bei den Triglyceriden ist das relativ einfach, hier gilt 150 mg/dl (1,7 5 mmol/L) als Grenzwert (nüchtern gemessen). Komplizierter wird es beim LDL-Cholesterin. Dessen Zielwerte hängen stark vom individuellen Risikoprofil der Patient*in ab und werden außerdem noch kontrovers diskutiert. Meist geht man von diesen Zielwerten aus: </p><p class="bodytext"><ul><li>Liegen <strong>keine Risikofaktoren</strong> wie z.B. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder ein Diabetes vor, ist das Risiko gering. In diesen Fällen soll das<strong> LDL-Cholesterin unter 116 mg/dl</strong> (3,0 mmol/L) sein. </li><li>Bei <strong>moderatem Risiko </strong>gelten <strong>LDL-Cholesterin-Werte unter 100 mg/dl</strong> (2,6 mmol/L) als Ziel. Ein moderates Risiko haben z.B. Typ-2-Diabetiker*innen unter 50 Jahren und Menschen mit Typ-1-Diabetes unter 35 Jahren, die erst kürzer als zehn Jahre an einem Diabetes leiden. </li><li>Bei <strong>hohem Risiko</strong> werden <strong>LDL-Cholesterinwerte unter 70 mg/dl (</strong>1,8 mmol/L) gefordert. Ein hohes Risiko liegt vor, wenn ein Typ-2-Diabetes schon länger als zehn Jahre besteht, der Blutdruck über 180/110 mmHg liegt oder das Gesamt-Cholesterin über 310 mg/dl (8 mmol/L) und LDL-Cholesterin über 190 mg/dl (4,9 mmol/L). </li><li>Bei <strong>sehr hohem Risiko</strong> soll das <strong>LDL-Cholesterin unter 55 mg/dl</strong> (1,4 mmol/L) liegen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Patient*innen mit einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung (Koronare Herzkrankheit, pAVK), einem Typ-2-Diabetes mit Organschäden oder einer schweren chronischen Nierenerkrankung. </li></ul></p><p class="bodytext">Werden erhöhte Blutfette erstmals festgestellt muss immer abgeklärt werden, ob eine Erkrankung wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion dahintersteckt. Oft ergibt die genaue Erhebung der Krankengeschichte einen Hinweis darauf. Mit Labor (z.B. Blutzucker, Nierenwerte), Bildgebung und gründlicher körperlicher Untersuchung lässt sich eine mögliche Erkrankung weiter einkreisen. </p><p class="bodytext">Bei Verdacht auf eine genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung kann die Ärzt*in eine molekulargenetische Diagnostik veranlassen. Dadurch lassen sich bestimmte Genmutationen feststellen, die z.B. den LDL-Rezeptor betreffen. An der Behandlung ändern die Ergebnisse nichts – die Blutfette müssen genauso gesenkt werden wie bei Patient*innen ohne genetische Störung. Diese Untersuchung ist jedoch wichtig, um ebenfalls betroffene, aber noch nicht entdeckte Verwandte zu finden. Denn je früher eine angeborene Fettstoffwechselstörung erkannt und behandelt wird, desto besser kann man das Herz-Kreislauf-Risiko reduzieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Für die Bestimmung der Triglyceride muss die Patient*in nüchtern sein, es darf also 12 Stunden vor Blutabnahme nichts gegessen werden. Außerdem sollte man am Abend davor keinen Alkohol trinken, da dies die Triglyceridwerte im Blut verfälscht. </p><p class="bodytext"><strong>Wie gut helfen Lebensstiländerungen? </strong></p><p class="bodytext">Bei erhöhten Blutfetten kann die Betroffene selbst einiges zur Besserung der Triglycerid- und Cholesterinwerte beitragen. Grundvoraussetzung ist ein gesunder Lebensstil. Das bedeutet: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sich regelmäßig bewegen. </strong>Körperliche Aktivität wirkt sich sehr positiv auf den Stoffwechsel aus. Sie senkt u.a. Triglyceride und LDL-Cholesterin im Blut. Empfohlen werden Ausdauer- und Muskeltraining. Insgesamt sollte man drei bis fünf Mal pro Woche für mindestens 30 Minuten zumindest moderat Sport treiben. </li><li><strong>Rauchen beenden.</strong> Rauchen erhöht nicht nur die Triglyceride, es begünstigt auch eigenständig die Arteriosklerose. Bei hohen Blutfetten sollte deshalb komplett auf Nikotin und Nikotinprodukte verzichtet werden. </li><li><strong>Gewicht halten bzw. Übergewicht reduzieren</strong>. Übergewicht hat über viele Mechanismen einen erheblichen Einfluss auf die Blutfette. So erhöht es z.B. sowohl die Triglyceride als auch das LDL-Cholesterin im Blut. Abnehmen kann deshalb das Lipidprofil verbessern. </li><li><strong>Sich gesund ernähren. </strong>Eine ballaststoffreiche und fettmodifizierte Kost trägt zur Besserung der Blutfette bei. Empfohlen werden viel Gemüse, Rohkost, Vollkornprodukte. Zwei Mal pro Woche sollte Fisch verzehrt werden, der reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren ist (Makrele, Hering, Lachs und Thunfisch). Nur 30% der Kalorienzufuhr sollte aus Fett stammen, insgesamt reichen etwa 60 bis 80 g Fett pro Tag aus. Zu vermeiden sind gesättigte Fettsäuren (Fleisch, Wurst, Käse), und Trans-Fettsäuren (Frittiertes, Blätterteig). Als günstig gelten dagegen Öle, vor allem Sonnenblumen-, Lein- und Walnussöl. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer zu hohe Triglyceride aufweist, sollte völlig auf Alkohol verzichten. Auch schnell abbaubare Kohlenhydrate wie Fruchtzucker und Haushaltszucker sind schädlich, weil sie den Insulinspiegel und damit die Freisetzung von Fettsäuren erhöhen. </p><p class="bodytext"><strong>Wie Medikamente die Blutfette bezwingen </strong></p><p class="bodytext">Oft reicht ein gesunder Lebensstil nicht aus, um erhöhte Blutfette zu senken. Dann kommen Medikamente ins Spiel. Um LDL-Cholesterin und/oder Triglyceride in den gewünschten Zielbereich zu bringen, müssen die Wirkstoffe regelmäßig und meist lebenslang eingenommen werden. Zur Senkung von LDL-Cholesterin stehen folgende Medikamente zur Verfügung:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Statine</strong> sind die wichtigsten und bisher am besten untersuchten Medikamente zum Senken der Blutfette. Über eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase erniedrigen sie das LDL-Cholesterin, und zwar je nach Präparat und Dosierung um 30 % bis 50%. Weil die Cholesterinproduktion in der Leber nachts besonders hoch ist, wird häufig die abendliche Einnahme der Wirkstoffe empfohlen. Eine häufig diskutierte Nebenwirkung ist die Statin-Myopathie mit Muskelschäden und Muskelschmerzen. Sie beruht in den meisten Fällen auf einem Nocebo-Effekt (d.h. der Patient verspürt Muskelschmerzen, weil er damit rechnet). Echte Muskelschäden mit einer Erhöhung der Muskelenzyme sind mit einer Häufigkeit von 1:1000 bis 1:10000 sehr selten. In diesen Fällen verordnet die Ärzt*in meist entweder ein anderes Statin oder einen anderen Lipidsenker. </li><li><strong>Bempedoinsäure </strong>hemmt die Cholesterinbildung bereits in einer früheren Stelle im Stoffwechselt als Statine. Bei 180 mg/Tag wird das LDL-Cholesterin um etwa 23% reduziert, in Kombination mit einem Statin ist der Effekt etwas stärker. Myopathien löst Bempedoinsäure selten aus. </li><li><strong>Ezetimib</strong> hemmt die Cholesterinaufnahme im Darm. Als alleinige Therapie ist der klinische Effekt vermutlich gering, weshalb es vor allem in Kombination mit einem Statin oder Bempedoinsäure verordnet wird. Zusammen mit einem Statin schafft es eine LDL-Senkung von circa 25%.&nbsp; </li><li><strong>PCSK9-Inhibitoren</strong> binden an LDL-Rezeptoren der Leber und senken auf diese Weise das LDL-Cholesterin im Blut. Diese relativ neuen Wirkstoffe sind hocheffektiv und reduzieren die Konzentration von LDL-Cholesterin um über 50%. Verordnet werden sie, wenn eine intensive Statintherapie nicht möglich ist oder nicht ausreichend wirkt. PCSK9-Hemmer gelten bisher als gut verträglich, Myopathien kommen kaum vor. </li></ul></p><p class="bodytext">Erhöhte Triglyceride bekämpft man medikamentös meist mit <strong>Fibraten</strong>. Sie unterstützen den Abbau der Triglyceride und senken so die Werte im Blut. Fibrate können Muskelschmerzen und Myopathien auslösen. Zusätzlich empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme der verschreibungspflichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Die Maximaldosis liegt bei 4 g/Tag, da es unter höherer Dosierung zu Vorhofflimmern gekommen ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Medikamente können erhöhte Blutfette recht zuverlässig senken. Als alleinige Therapie reichen sie jedoch nicht aus: Der gesunde Lebensstil bleibt ein wesentlicher Teil der Behandlung. </p><p class="bodytext">Quellen Rose O, DAZ 2023:35, S. 38, Lipid-Liga </p>

<p class="bodytext">Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat zu hohe Cholesterinwerte oder ein Zuviel an Triglyceriden im Blut. Dadurch wird eine Arteriosklerose begünstigt und es drohen Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz. Die Mehrzahl der Betroffenen erhält keine Behandlung. Dabei könnten eine konsequente Lebensstiländerung und Medikamente die Blutfette ins Lot bringen und viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Fette sind Fluch und Segen</strong></p><p class="bodytext"> Ohne Fette (Lipide) geht nichts im Organismus: Cholesterin spielt z.B. eine Schlüsselrolle bei der Bildung von Zellmembranen, Hormonen, Gallensäuren und Vitamin D. Triglyceride dienen als Energielieferant und können als Energiereserve in Fettzellen gespeichert werden. Phospholipide wiederum tragen zur Funktion der Zellen bei. </p><p class="bodytext">Aufnahme, Transport, Bereitstellung und Ausscheidung der Fette werden über den Fettstoffwechsel reguliert: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Cholesterin </strong>stammt aus zwei Quellen: Es wird sowohl aus der Nahrung aufgenommen als auch in der Leber gebildet. Für den Transport im Blut ist es in Eiweißhüllen verpackt (Lipoproteine). Als LDL-Cholesterin gelangt es zu den Körperzellen. Als HDLkommt es zurück zur Leber. </li><li><strong>Triglyceride </strong>werden in der Leber, den Fettzellen und in der Darmschleimhaut aus Glycerin und Fettsäuren zusammengesetzt. Die Fettsäuren dafür kommen aus den Nahrungsfetten. Die Lipoproteine, die Triglyceride transportieren, heißen Chylomikronen. </li></ul></p><p class="bodytext">Wenn der Fettstoffwechsel gestört ist, kommt es zu einem Zuviel oder Zuwenig von Fetten im Blut. Die beiden wichtigsten Fettstoffwechselstörungen sind ein erhöhtes LDL-Cholesterin und erhöhte Triglyceride, beides kann auch zusammen auftreten. Als häufigste Ursachen dafür gelten eine falsche Ernährung und genetische Faktoren, also die Vererbung. Begünstigt werden hohe Blutfette zudem durch Rauchen und Bewegungsmangel. Triglyceride steigen außerdem bei hohem Alkoholkonsum an. </p><p class="bodytext">Es gibt auch Erkrankungen, die die Blutfette beeinflussen und Fettstoffwechselstörungen auslösen können. Dazu gehören insbesondere der Diabetes mellitus, aber auch die Unterfunktion der Schilddrüse und verschiedene Nierenerkrankungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Viele Medikamente beeinflussen die Blutfette ebenfalls. Gestagene und Androgene erhöhen z.B. das LDL-Cholesterin. Die Konzentration von Triglyceriden im Blut kann durch Kortison, die „Pille“, Betablocker und Entwässerungsmittel steigen. </p><p class="bodytext"><strong>Gefäßverfettung mit gefährlichen Folgen</strong></p><p class="bodytext"> Fettstoffwechselstörungen haben erhebliche Folgen für die Gesundheit: Befindet sich dauerhaft zuviel LDL-Cholesterin im Blut, lagert sich das Fett als Plaques in den Gefäßwänden der Arterien ab. Diese Plaques verengen die Gefäße oder verschließen sie sogar komplett - es kommt zur Arteriosklerose. Dadurch drohen nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall. Die verschlechterte Durchblutung der Organe begünstigt die Entwicklung vieler Erkrankungen, wie z. B. Demenz, Niereninsuffizienz, Herzschwäche und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Auch hohe Triglycerid-Werte tragen zur Verfettung der Gefäße bei und fördern damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders stark wirkt sich dies in Kombination mit hohem Cholesterin und anderen Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck aus. Extrem hohe Triglycerid-Werte können zusätzlich die Bauchspeicheldrüse angreifen und die insulinbildenden Zellen zerstören, d.h. einen Diabetes auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Trotz dieser gefährlichen Folgekrankheiten erhalten Menschen mit Fettstoffwechselstörungen viel zu selten eine wirkungsvolle Therapie. Nur etwa jede fünfte Hochrisikopatient*in erreicht in Deutschland die gewünschten Zielwerte bei den Blutfetten (siehe unten), in den europäischen Nachbarländern sieht das nicht viel anders aus. </p><p class="bodytext"><strong>Zufallsbefund oder Herzinfarkt </strong></p><p class="bodytext">Fettstoffwechselstörungen verlaufen in den meisten Fällen jahrelang völlig unauffällig. Die Betroffenen wissen oft gar nichts von ihren erhöhten Blutwerten. Häufig werden sie erst diagnostiziert, wenn es zu Komplikationen wie z.B. einem Herzinfarkt oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gekommen ist. Bei vielen Menschen werden erhöhte Blutfette auch zufällig in Kontrolluntersuchungen entdeckt, z.B. bei Einstellungsuntersuchungen oder beim Gesundheits-Checkup.</p><p class="bodytext"> Die wichtigste Säule der Diagnostik ist die Blutuntersuchung. Bei Gesunden bestimmt die Ärzt*in oft nur das Gesamtcholesterin. Bei erhöhtn Werten ist eine erweiterte Lipiddiagnostik (Lipidstatus) nötig. Leidet die Patient*in bereits an Arteriosklerose oder sie einer Risikogruppe an, wird meist ein kompletter Lipidstatus veranlasst. Ermittelt werden dabei Gesamtcholesterin, Triglyceride, LDL-Cholesterin und je nach Bedarf weitere Parameter wie HDL-Cholesterin, Lipoprotein A und Apolipoprotein B. </p><p class="bodytext">Die gemessenen Blutfette sollten in ihrem jeweiligen Normbereich liegen. Bei den Triglyceriden ist das relativ einfach, hier gilt 150 mg/dl (1,7 5 mmol/L) als Grenzwert (nüchtern gemessen). Komplizierter wird es beim LDL-Cholesterin. Dessen Zielwerte hängen stark vom individuellen Risikoprofil der Patient*in ab und werden außerdem noch kontrovers diskutiert. Meist geht man von diesen Zielwerten aus: </p><p class="bodytext"><ul><li>Liegen <strong>keine Risikofaktoren</strong> wie z.B. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder ein Diabetes vor, ist das Risiko gering. In diesen Fällen soll das<strong> LDL-Cholesterin unter 116 mg/dl</strong> (3,0 mmol/L) sein. </li><li>Bei <strong>moderatem Risiko </strong>gelten <strong>LDL-Cholesterin-Werte unter 100 mg/dl</strong> (2,6 mmol/L) als Ziel. Ein moderates Risiko haben z.B. Typ-2-Diabetiker*innen unter 50 Jahren und Menschen mit Typ-1-Diabetes unter 35 Jahren, die erst kürzer als zehn Jahre an einem Diabetes leiden. </li><li>Bei <strong>hohem Risiko</strong> werden <strong>LDL-Cholesterinwerte unter 70 mg/dl (</strong>1,8 mmol/L) gefordert. Ein hohes Risiko liegt vor, wenn ein Typ-2-Diabetes schon länger als zehn Jahre besteht, der Blutdruck über 180/110 mmHg liegt oder das Gesamt-Cholesterin über 310 mg/dl (8 mmol/L) und LDL-Cholesterin über 190 mg/dl (4,9 mmol/L). </li><li>Bei <strong>sehr hohem Risiko</strong> soll das <strong>LDL-Cholesterin unter 55 mg/dl</strong> (1,4 mmol/L) liegen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Patient*innen mit einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung (Koronare Herzkrankheit, pAVK), einem Typ-2-Diabetes mit Organschäden oder einer schweren chronischen Nierenerkrankung. </li></ul></p><p class="bodytext">Werden erhöhte Blutfette erstmals festgestellt muss immer abgeklärt werden, ob eine Erkrankung wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion dahintersteckt. Oft ergibt die genaue Erhebung der Krankengeschichte einen Hinweis darauf. Mit Labor (z.B. Blutzucker, Nierenwerte), Bildgebung und gründlicher körperlicher Untersuchung lässt sich eine mögliche Erkrankung weiter einkreisen. </p><p class="bodytext">Bei Verdacht auf eine genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung kann die Ärzt*in eine molekulargenetische Diagnostik veranlassen. Dadurch lassen sich bestimmte Genmutationen feststellen, die z.B. den LDL-Rezeptor betreffen. An der Behandlung ändern die Ergebnisse nichts – die Blutfette müssen genauso gesenkt werden wie bei Patient*innen ohne genetische Störung. Diese Untersuchung ist jedoch wichtig, um ebenfalls betroffene, aber noch nicht entdeckte Verwandte zu finden. Denn je früher eine angeborene Fettstoffwechselstörung erkannt und behandelt wird, desto besser kann man das Herz-Kreislauf-Risiko reduzieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Für die Bestimmung der Triglyceride muss die Patient*in nüchtern sein, es darf also 12 Stunden vor Blutabnahme nichts gegessen werden. Außerdem sollte man am Abend davor keinen Alkohol trinken, da dies die Triglyceridwerte im Blut verfälscht. </p><p class="bodytext"><strong>Wie gut helfen Lebensstiländerungen? </strong></p><p class="bodytext">Bei erhöhten Blutfetten kann die Betroffene selbst einiges zur Besserung der Triglycerid- und Cholesterinwerte beitragen. Grundvoraussetzung ist ein gesunder Lebensstil. Das bedeutet: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sich regelmäßig bewegen. </strong>Körperliche Aktivität wirkt sich sehr positiv auf den Stoffwechsel aus. Sie senkt u.a. Triglyceride und LDL-Cholesterin im Blut. Empfohlen werden Ausdauer- und Muskeltraining. Insgesamt sollte man drei bis fünf Mal pro Woche für mindestens 30 Minuten zumindest moderat Sport treiben. </li><li><strong>Rauchen beenden.</strong> Rauchen erhöht nicht nur die Triglyceride, es begünstigt auch eigenständig die Arteriosklerose. Bei hohen Blutfetten sollte deshalb komplett auf Nikotin und Nikotinprodukte verzichtet werden. </li><li><strong>Gewicht halten bzw. Übergewicht reduzieren</strong>. Übergewicht hat über viele Mechanismen einen erheblichen Einfluss auf die Blutfette. So erhöht es z.B. sowohl die Triglyceride als auch das LDL-Cholesterin im Blut. Abnehmen kann deshalb das Lipidprofil verbessern. </li><li><strong>Sich gesund ernähren. </strong>Eine ballaststoffreiche und fettmodifizierte Kost trägt zur Besserung der Blutfette bei. Empfohlen werden viel Gemüse, Rohkost, Vollkornprodukte. Zwei Mal pro Woche sollte Fisch verzehrt werden, der reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren ist (Makrele, Hering, Lachs und Thunfisch). Nur 30% der Kalorienzufuhr sollte aus Fett stammen, insgesamt reichen etwa 60 bis 80 g Fett pro Tag aus. Zu vermeiden sind gesättigte Fettsäuren (Fleisch, Wurst, Käse), und Trans-Fettsäuren (Frittiertes, Blätterteig). Als günstig gelten dagegen Öle, vor allem Sonnenblumen-, Lein- und Walnussöl. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer zu hohe Triglyceride aufweist, sollte völlig auf Alkohol verzichten. Auch schnell abbaubare Kohlenhydrate wie Fruchtzucker und Haushaltszucker sind schädlich, weil sie den Insulinspiegel und damit die Freisetzung von Fettsäuren erhöhen. </p><p class="bodytext"><strong>Wie Medikamente die Blutfette bezwingen </strong></p><p class="bodytext">Oft reicht ein gesunder Lebensstil nicht aus, um erhöhte Blutfette zu senken. Dann kommen Medikamente ins Spiel. Um LDL-Cholesterin und/oder Triglyceride in den gewünschten Zielbereich zu bringen, müssen die Wirkstoffe regelmäßig und meist lebenslang eingenommen werden. Zur Senkung von LDL-Cholesterin stehen folgende Medikamente zur Verfügung:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Statine</strong> sind die wichtigsten und bisher am besten untersuchten Medikamente zum Senken der Blutfette. Über eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase erniedrigen sie das LDL-Cholesterin, und zwar je nach Präparat und Dosierung um 30 % bis 50%. Weil die Cholesterinproduktion in der Leber nachts besonders hoch ist, wird häufig die abendliche Einnahme der Wirkstoffe empfohlen. Eine häufig diskutierte Nebenwirkung ist die Statin-Myopathie mit Muskelschäden und Muskelschmerzen. Sie beruht in den meisten Fällen auf einem Nocebo-Effekt (d.h. der Patient verspürt Muskelschmerzen, weil er damit rechnet). Echte Muskelschäden mit einer Erhöhung der Muskelenzyme sind mit einer Häufigkeit von 1:1000 bis 1:10000 sehr selten. In diesen Fällen verordnet die Ärzt*in meist entweder ein anderes Statin oder einen anderen Lipidsenker. </li><li><strong>Bempedoinsäure </strong>hemmt die Cholesterinbildung bereits in einer früheren Stelle im Stoffwechselt als Statine. Bei 180 mg/Tag wird das LDL-Cholesterin um etwa 23% reduziert, in Kombination mit einem Statin ist der Effekt etwas stärker. Myopathien löst Bempedoinsäure selten aus. </li><li><strong>Ezetimib</strong> hemmt die Cholesterinaufnahme im Darm. Als alleinige Therapie ist der klinische Effekt vermutlich gering, weshalb es vor allem in Kombination mit einem Statin oder Bempedoinsäure verordnet wird. Zusammen mit einem Statin schafft es eine LDL-Senkung von circa 25%.&nbsp; </li><li><strong>PCSK9-Inhibitoren</strong> binden an LDL-Rezeptoren der Leber und senken auf diese Weise das LDL-Cholesterin im Blut. Diese relativ neuen Wirkstoffe sind hocheffektiv und reduzieren die Konzentration von LDL-Cholesterin um über 50%. Verordnet werden sie, wenn eine intensive Statintherapie nicht möglich ist oder nicht ausreichend wirkt. PCSK9-Hemmer gelten bisher als gut verträglich, Myopathien kommen kaum vor. </li></ul></p><p class="bodytext">Erhöhte Triglyceride bekämpft man medikamentös meist mit <strong>Fibraten</strong>. Sie unterstützen den Abbau der Triglyceride und senken so die Werte im Blut. Fibrate können Muskelschmerzen und Myopathien auslösen. Zusätzlich empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme der verschreibungspflichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Die Maximaldosis liegt bei 4 g/Tag, da es unter höherer Dosierung zu Vorhofflimmern gekommen ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Medikamente können erhöhte Blutfette recht zuverlässig senken. Als alleinige Therapie reichen sie jedoch nicht aus: Der gesunde Lebensstil bleibt ein wesentlicher Teil der Behandlung. </p><p class="bodytext">Quellen Rose O, DAZ 2023:35, S. 38, Lipid-Liga </p>

<p class="bodytext">Menschen mit niedrigem Blutdruck fühlen sich oft schlapp und müde, sie frieren leicht und leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten. Zum Glück steckt meist keine ernsthafte Erkrankung dahinter. Dann lässt sich dem niedrigen Blutdruck mit vielen einfachen Maßnahmen Beine machen. Reicht das nicht, gibt´s Hilfe aus der Apotheke. </p><p class="bodytext"><strong>Von Müdigkeit bis Krampfanfall </strong></p><p class="bodytext">Von einem niedrigen Blutdruck oder einer Hypotonie spricht man, wenn der systolische Blutdruckwert unter 100 mmHg liegt. In den allermeisten Fällen hat das keinen Krankheitswert. Im Gegenteil: Menschen mit niedrigem Blutdruck weisen sogar eine etwas höhere Lebenserwartung auf als Menschen mit normalen Blutdruckwerten. Doch viele Betroffene leiden trotzdem unter ihrer Hypotonie, denn sie kann eine ganze Reihe von Beschwerden auslösen. </p><p class="bodytext">Durch die verringerte Durchblutung frieren hypotone Menschen häufiger. Oft fühlen sie sich müde, und ihre Konzentrationsfähigkeit kann eingeschränkt sein. Es drohen Benommenheit, Schwindelgefühle und Sehstörungen. Auch hinter Verwirrtheitszuständen kann ein zu niedriger Blutdruck stecken. Vor allem bei älteren Menschen kommt es blutdruckbedingt zu kurzer Bewusstlosigkeit (Synkope) und dadurch zu Stürzen, manchmal entstehen sogar Krampfanfälle. Typisch ist, dass körperliche Anstrengung oder Essen die Beschwerden verstärken. Das liegt daran, dass der ohnehin geschwächte Kreislauf dann primär die Muskeln oder den Verdauungstrakt versorgt und dadurch noch weniger Sauerstoff im Gehirn ankommt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine chronische Hypotonie löst keinesfalls immer Symptome aus. Es gibt Menschen, deren Blutdruck konstant zu niedrig ist und die trotzdem keinerlei Beschwerden damit haben. </p><p class="bodytext"><strong>Sensibler Regelkreis </strong></p><p class="bodytext">Den Blutdruck- bestimmen mehrere Faktoren. Dazu zählen die Kraft und die Anzahl der Schläge, mit der das Herz das Blut in die Hauptschlagader pumpt. Entscheidend ist auch, wie hoch der Widerstand der Gefäßwände ist. Herz und Gefäßmuskulatur werden durch einen komplexen Regelkreis über das autonome Nervensystem gesteuert. Dieser ist wiederum eng verbunden mit der für den Blutdruck wichtigen Regulierung des Flüssigkeitshaushalts. Befindet sich z.B. zu wenig Flüssigkeit – sprich Volumen – in den Gefäßen, halten Herz und Gefäßwände nur schwer den Druck im Blutkreislauf aufrecht.</p><p class="bodytext"> Je nach Ursache unterscheidet man bei der Hypotonie verschiedene Formen. </p><p class="bodytext"><ul><li>Die <strong>primäre </strong>oder <strong>essenzielle Hypotonie</strong> betrifft vor allem Jugendliche und junge Frauen mit schlankem Körperbau und Ausdauersportler*innen. Ihr liegt vermutlich ein erniedrigter Sollwert im Kreislaufregulationszentrum zugrunde. </li><li>Als <strong>sekundäre Hypotonie</strong> werden diejenigen Formen des niedrigen Blutdrucks bezeichnet, die durch eine Krankheit, Flüssigkeitsmangel oder eine Medikamentennebenwirkung ausgelöst werden. Aufgrund der vielen für den Blutdruck relevanten Faktoren gibt es eine große Anzahl solcher Auslöser. Sie reichen von Herzerkrankungen (z.B. Herzinfarkt oder Herzschwäche) über hormonelle Störungen (Schilddrüsenunterfunktion, Nebennierenrindeninsuffizienz) bis zu Blutarmut oder mangelnder Flüssigkeitszufuhr. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer unter niedrigem Blutdruck leidet und regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte diese mithilfe der Hausärzt*in prüfen. Neben Entwässerungsmitteln und Wirkstoffen gegen Brustenge (Angina pectoris) können vor allem Antidepressiva und Schmerzmittel eine ungewollte Blutdrucksenkung auslösen. Vorsicht geboten ist auch bei der Einnahme von Phosphodiesterase-III-Hemmern, die in Potenzmitteln wie Sildenafil oder Vardenafil enthalten sind. </p><p class="bodytext"><strong>Orthostatische Dysregulation </strong></p><p class="bodytext">Eine spezielle Form der Hypotonie ist die orthostatische Dysregulation. Im Gegensatz zur chronischen Hypotonie sind dabei die Blutdruckwerte nicht dauerhaft niedrig. Sie sinken nur beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen deutlich ab. Dabei „versackt“ das Blut in den Beinvenen, wodurch das Gehirn weniger durchblutet wird. Die Folge davon sind Schwindel, Sehstörungen, Kopf- und Nackenschmerzen. Typischerweise bessern sich die Beschwerden sofort, wenn sich die Betroffene wieder hinlegt. </p><p class="bodytext">Für dieses starke Absinken der Blutdruckwerte diskutieren Expert*innen verschiedene Ursachen. Zum einen kann das autonome Nervensystem geschädigt oder gestört sein, sodass bei einem Blutdruckabfall die schnelle Antwort der Gefäße und des Herzens ausbleibt. Auch eine Hypovolämie, also zu wenig Flüssigkeit in den Gefäßen, soll daran beteiligt sein. </p><p class="bodytext">Vor allem bei Jüngeren ist diese Form der Hypotonie oft konstitutionell bedingt. Schlanke und große Menschen sind deshalb häufiger davon betroffen, begünstigend wirken mangelndes körperliches Training und unzureichende Flüssigkeitszufuhr. Bei älteren Menschen wird die orthostatische Dysregulation oft ausgelöst durch </p><p class="bodytext"><ul><li>Medikamente (Hochdruckmittel, Entwässerungsmittel, Neuroleptika, Parkinsonmittel, Antidepressiva) </li><li>Volumenmangel in den Gefäßen, z.B. durch mangelnde Flüssigkeitszufuhr, Flüssigkeitsverluste über Durchfall oder Blutungen (z.B. Darmblutungen) und Nierenerkrankung </li><li>Herzerkrankungen wie Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, koronare Herzkrankheit </li><li>Hormonstörungen </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die orthostatische Dysregulation tritt in jedem Lebensalter auf. Bei Menschen über 65 Jahren ist sie jedoch besonders häufig, jede Vierte soll davon betroffen sein. </p><p class="bodytext"><strong>Niedrigen Blutdruck abklären lassen</strong></p><p class="bodytext"> In den meisten Fällen hat ein niedriger Blutdruck keine ernste Ursache. Trotzdem sollte man mit der Hausärzt*in klären, ob vielleicht weitere Untersuchungen sinnvoll sind. Die Basisuntersuchung ist die normale Blutdruckmessung. Daneben zeigt eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, wie es sich mit dem Druck im Tages- und Nachtverlauf verhält. Mithilfe des EKGs kommt man Herzrhythmusstörungen auf die Spur, mittels Ultraschall des Herzens (Echokardiographie) lässt sich die Pumpkraft des Herzens prüfen. </p><p class="bodytext">Zwei Tests helfen bei der Diagnose der orthostatischen Hypotonie. Beim aktiven Stehtest (Schellong-Test) misst man Puls und Blutdruck zwei Minuten im Liegen. Dann wird die Patient*in aufgefordert, sich hinzustellen. Dabei misst man sofort und alle 60 Sekunden Puls und Blutdruck über mindestens drei Minuten. Sinkt der systolische Wert um mehr 20 mmHg und/oder der diastolische um mehr als 10 mmHg, liegt eine orthostatische Dysregulation vor. Steigt der Puls durch den Blutdruckabfall stark an, handelt es sich um eine sympathikotone Variante, bei der es häufiger zu Synkopen (Ohnmachtsanfällen) kommt. Bei der klassischen Variante bleibt der Anstieg der Herzfrequenz aus. </p><p class="bodytext">Der Kipptisch-Test wird mangels passender Ausrüstung meist nur in Herzpraxen durchgeführt. Dabei liegt die Patient*in zehn Minuten angeschnallt auf einer speziellen Liege, die dann in eine Position von 60 bis 80 Grad aufgerichtet (gekippt) wird. Diese Untersuchung wird vor allem bei unklaren Bewusstlosigkeitsanfällen (Synkopen) eingesetzt, wenn andere Verfahren (EKG, Herz-Echo, Blutdruckmessung, Steh-Test) keine eindeutigen Ergebnisse erbracht haben. </p><p class="bodytext"><strong>Dem Blutdruck Beine machen </strong></p><p class="bodytext">Bei einer sekundären Hypotonie steht als erstes die Behandlung der auslösenden Ursache an, z.B. der Ausgleich eines Hormonmangels oder die Therapie einer Herzschwäche. Liegt keine behandlungsbedürftige Erkrankung vor, helfen oft einfache Maßnahmen gegen die Beschwerden: </p><p class="bodytext"><strong>Auslöser meiden. </strong>Treten die Symptome in bestimmten Situationen auf, gilt es, diese zu meiden. Dazu gehören beispielsweise ein langer Aufenthalt in schwüler Hitze oder zu langes Stehen. Ausreichend Flüssigkeit. Menschen mit einer Hypotonie müssen viel trinken. In der Regel heißt das (nach Rücksprache mit der Ärzt*in) zwei bis drei Liter pro Tag. </p><p class="bodytext"><strong>Häufig und salzreich essen. </strong>Mit mehreren kleinen, leichten Mahlzeiten über den Tag verteilt verringert man die Blutumverteilung in den Verdauungstrakt nach der Nahrungsaufnahme. Hypotoniker*innen sollten zudem salzreich essen, weil Salz Flüssigkeit in die Gefäße „zieht“. Häufig werden täglich 5 bis 10 g Kochsalz empfohlen. Wieviel Salz individuell ratsam ist, sollte unbedingt mit der Hausärzt*in besprochen werden. Zusätzlich ist es günstig, natriumreiches Trinkwasser zu wählen. </p><p class="bodytext"><strong>Auf Alkohol verzichten. </strong>Alkohol erweitert die Gefäße und senkt dadurch akut den Blutdruck. Wer zu Hypotonie neigt, sollte deshalb besser darauf verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Erhöhte Oberkörperlage beim Schlafen.</strong> Wer orthostatische Probleme beim Aufstehen aus dem Schlafen hat, kann das Kopfteil des Bettes um etwa 12° höherstellen. Dadurch wird die nächtliche Wasserausscheidung über die Niere verringert. Oft nützt es, sich vor dem Aufstehen zunächst für zwei Minuten an die Bettkante zu setzen und den Kreislauf an die veränderten Bedingungen zu gewöhnen. </p><p class="bodytext"><strong>Venentonus erhöhen. </strong>Gegen das Absacken des Blutes in die Beingefäße hilft es, die Venen und die umliegende Wadenmuskulatur zu stärken. Dazu eignen sich </p><p class="bodytext"><ul><li>Isometrische Übungen im Sitzen oder Stehen, z. B. das Überkreuzen der Beine im Stehen und das Auf-die Zehen-Stellen</li><li>Regelmäßige Anwendung von Wechselduschen oder Kneipp-Güssen </li><li>Trockenbürstenmassagen der Beine </li><li>Regelmäßiges Radfahren oder Walking </li><li>Kompressionsstrümpfe. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Medikamente gegen den niedrigen Druck </strong></p><p class="bodytext">Hypotone und orthostatische Kreislaufregulationsstörungen lassen sich manchmal auch mit Wirkstoffen aus dem Pflanzenreich lindern. Ein Flüssigextrakt aus Weißdornbeeren und Campher erhöht beispielsweise die Herzfrequenz und die Kontraktionskraft des Herzmuskels. Die Tropfen sind wasserunlöslich und sollen deshalb auf einem Stück Zucker oder Brot eingenommen werden. Das Präparat ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. </p><p class="bodytext">Synthetische Medikamente helfen ebenfalls gegen einen niedrigen Blutdruck. Sie sollten aber erst dann eingesetzt werden, wenn die anderen Maßnahmen bei der Behandlung der Hypotonie keinen Erfolg zeigen. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sympathomimetika</strong>. Rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind die Sympathomimetika Etilefrin und Norfenefrin. Sie unterstützen das autonome Nervensystem und steigern die Herzkraft und den Gefäßwiderstand. Beide Wirkstoffe gibt es als Tropfen oder Tabletten. Sie sind mehrmals täglich je nach Beipackzettel einzunehmen. Um Schlafstörungen zu vermeiden, sollte die letzte Gabe vor 16 Uhr erfolgen. Bei Gefäßerkrankungen oder koronarer Herzkrankheit, Engwinkelglaukom und Prostatavergrößerung dürfen Sympathomimetika nicht eingesetzt werden. Ein weiteres, aber rezeptpflichtiges Sympathomimetikum ist Midodrin. Der Wirkstoff verengt die Gefäße und steigert dadurch den Blutdruck. Es gelten die gleichen Kontraindikationen wie bei Etilefrin. </li><li><strong>Fludrocortison.</strong> Dieses Mineralkortikoid senkt die Natriumausscheidung über die Niere und erhöht dadurch Blutvolumen und Blutdruck. Es wird bei schwerer orthostatischer Hypotonie verordnet, wenn eine erhöhte Salz- und Flüssigkeitszufuhr nicht ausreichen. Als Nebenwirkungen sind Wassereinlagerungen, Herzschwäche, Schwitzen und Kopfschmerzen zu beachten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Sonderfall Schwangerschaft</strong></p><p class="bodytext"> Ein niedriger Blutdruck während der Schwangerschaft ist nicht nur lästig für die werdende Mutter – er bedeutet auch eine Gefahr für das Kind. Denn hypotone Mütter haben einerseits ein erhöhtes Risiko für Früh- oder Fehlgeburten. Weil die Plazenta bei niedrigem Blutdruck schlechter durchblutet ist, drohen dem Ungeborenen außerdem Wachstumsstörungen. </p><p class="bodytext">Gegen niedrigen Blutdruck können sich werdende Mütter zunächst mit den oben genannten Allgemeinmaßnahmen helfen. Reicht das nicht aus, wird es schwierig. Denn die Behandlungsmöglichkeiten mit Medikamenten sind in der Schwangerschaft stark eingeschränkt. Sympathomimetika verbieten sich in den ersten drei Monaten strikt, da sie in Tierversuchen zu Missbildungen des Fetus geführt haben. Auch in der restlichen Schwangerschaft sollten sie besser nicht eingenommen werden und wenn, nur nach Rücksprache mit der Frauenärzt*in. </p><p class="bodytext">Eine medikamentöse Option für Schwangere ist Cardiodoron. Die Tinktur besteht aus Eselsdistel, Bilsenkraut und Frühlingsschlüsselblume und wird gegen Blutdruckschwankungen eingesetzt. In der höheren Konzentration muss der Extrakt von der Ärzt*in verordnet werden, stärker verdünnt ist er rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Wie bei allem Medikamenten in der Schwangerschaft ist es allerdings auch bei der rezeptfreien Variante sicherer, vor Einnahme die Frauenärzt*in zu befragen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Schwangere können ihren Blutdruck auch mit Sport auf Trab bringen. Besonders geeignet sind Schwimmen und Wassergymnastik sowie Radfahren und Nordic Walking. Wer joggen möchte, sollte sich dazu vorher Rat von der Frauenärzt*in einholen – denn Joggen belastet den Beckenboden. </p><p class="bodytext"></p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2023; 12: 36<span style="color: rgb(0, 0, 0); font-family: Arial; font-size: 14px; font-style: normal; font-variant-ligatures: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: right; text-indent: 0px; text-transform: none; widows: 2; word-spacing: 0px; -webkit-text-stroke-width: 0px; white-space: normal; background-color: rgb(255, 255, 255); text-decoration-thickness: initial; text-decoration-style: initial; text-decoration-color: initial; display: inline !important; float: none; "></span></p>

<p class="bodytext">Menschen mit niedrigem Blutdruck fühlen sich oft schlapp und müde, sie frieren leicht und leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten. Zum Glück steckt meist keine ernsthafte Erkrankung dahinter. Dann lässt sich dem niedrigen Blutdruck mit vielen einfachen Maßnahmen Beine machen. Reicht das nicht, gibt´s Hilfe aus der Apotheke. </p><p class="bodytext"><strong>Von Müdigkeit bis Krampfanfall </strong></p><p class="bodytext">Von einem niedrigen Blutdruck oder einer Hypotonie spricht man, wenn der systolische Blutdruckwert unter 100 mmHg liegt. In den allermeisten Fällen hat das keinen Krankheitswert. Im Gegenteil: Menschen mit niedrigem Blutdruck weisen sogar eine etwas höhere Lebenserwartung auf als Menschen mit normalen Blutdruckwerten. Doch viele Betroffene leiden trotzdem unter ihrer Hypotonie, denn sie kann eine ganze Reihe von Beschwerden auslösen. </p><p class="bodytext">Durch die verringerte Durchblutung frieren hypotone Menschen häufiger. Oft fühlen sie sich müde, und ihre Konzentrationsfähigkeit kann eingeschränkt sein. Es drohen Benommenheit, Schwindelgefühle und Sehstörungen. Auch hinter Verwirrtheitszuständen kann ein zu niedriger Blutdruck stecken. Vor allem bei älteren Menschen kommt es blutdruckbedingt zu kurzer Bewusstlosigkeit (Synkope) und dadurch zu Stürzen, manchmal entstehen sogar Krampfanfälle. Typisch ist, dass körperliche Anstrengung oder Essen die Beschwerden verstärken. Das liegt daran, dass der ohnehin geschwächte Kreislauf dann primär die Muskeln oder den Verdauungstrakt versorgt und dadurch noch weniger Sauerstoff im Gehirn ankommt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine chronische Hypotonie löst keinesfalls immer Symptome aus. Es gibt Menschen, deren Blutdruck konstant zu niedrig ist und die trotzdem keinerlei Beschwerden damit haben. </p><p class="bodytext"><strong>Sensibler Regelkreis </strong></p><p class="bodytext">Den Blutdruck- bestimmen mehrere Faktoren. Dazu zählen die Kraft und die Anzahl der Schläge, mit der das Herz das Blut in die Hauptschlagader pumpt. Entscheidend ist auch, wie hoch der Widerstand der Gefäßwände ist. Herz und Gefäßmuskulatur werden durch einen komplexen Regelkreis über das autonome Nervensystem gesteuert. Dieser ist wiederum eng verbunden mit der für den Blutdruck wichtigen Regulierung des Flüssigkeitshaushalts. Befindet sich z.B. zu wenig Flüssigkeit – sprich Volumen – in den Gefäßen, halten Herz und Gefäßwände nur schwer den Druck im Blutkreislauf aufrecht.</p><p class="bodytext"> Je nach Ursache unterscheidet man bei der Hypotonie verschiedene Formen. </p><p class="bodytext"><ul><li>Die <strong>primäre </strong>oder <strong>essenzielle Hypotonie</strong> betrifft vor allem Jugendliche und junge Frauen mit schlankem Körperbau und Ausdauersportler*innen. Ihr liegt vermutlich ein erniedrigter Sollwert im Kreislaufregulationszentrum zugrunde. </li><li>Als <strong>sekundäre Hypotonie</strong> werden diejenigen Formen des niedrigen Blutdrucks bezeichnet, die durch eine Krankheit, Flüssigkeitsmangel oder eine Medikamentennebenwirkung ausgelöst werden. Aufgrund der vielen für den Blutdruck relevanten Faktoren gibt es eine große Anzahl solcher Auslöser. Sie reichen von Herzerkrankungen (z.B. Herzinfarkt oder Herzschwäche) über hormonelle Störungen (Schilddrüsenunterfunktion, Nebennierenrindeninsuffizienz) bis zu Blutarmut oder mangelnder Flüssigkeitszufuhr. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer unter niedrigem Blutdruck leidet und regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte diese mithilfe der Hausärzt*in prüfen. Neben Entwässerungsmitteln und Wirkstoffen gegen Brustenge (Angina pectoris) können vor allem Antidepressiva und Schmerzmittel eine ungewollte Blutdrucksenkung auslösen. Vorsicht geboten ist auch bei der Einnahme von Phosphodiesterase-III-Hemmern, die in Potenzmitteln wie Sildenafil oder Vardenafil enthalten sind. </p><p class="bodytext"><strong>Orthostatische Dysregulation </strong></p><p class="bodytext">Eine spezielle Form der Hypotonie ist die orthostatische Dysregulation. Im Gegensatz zur chronischen Hypotonie sind dabei die Blutdruckwerte nicht dauerhaft niedrig. Sie sinken nur beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen deutlich ab. Dabei „versackt“ das Blut in den Beinvenen, wodurch das Gehirn weniger durchblutet wird. Die Folge davon sind Schwindel, Sehstörungen, Kopf- und Nackenschmerzen. Typischerweise bessern sich die Beschwerden sofort, wenn sich die Betroffene wieder hinlegt. </p><p class="bodytext">Für dieses starke Absinken der Blutdruckwerte diskutieren Expert*innen verschiedene Ursachen. Zum einen kann das autonome Nervensystem geschädigt oder gestört sein, sodass bei einem Blutdruckabfall die schnelle Antwort der Gefäße und des Herzens ausbleibt. Auch eine Hypovolämie, also zu wenig Flüssigkeit in den Gefäßen, soll daran beteiligt sein. </p><p class="bodytext">Vor allem bei Jüngeren ist diese Form der Hypotonie oft konstitutionell bedingt. Schlanke und große Menschen sind deshalb häufiger davon betroffen, begünstigend wirken mangelndes körperliches Training und unzureichende Flüssigkeitszufuhr. Bei älteren Menschen wird die orthostatische Dysregulation oft ausgelöst durch </p><p class="bodytext"><ul><li>Medikamente (Hochdruckmittel, Entwässerungsmittel, Neuroleptika, Parkinsonmittel, Antidepressiva) </li><li>Volumenmangel in den Gefäßen, z.B. durch mangelnde Flüssigkeitszufuhr, Flüssigkeitsverluste über Durchfall oder Blutungen (z.B. Darmblutungen) und Nierenerkrankung </li><li>Herzerkrankungen wie Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, koronare Herzkrankheit </li><li>Hormonstörungen </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die orthostatische Dysregulation tritt in jedem Lebensalter auf. Bei Menschen über 65 Jahren ist sie jedoch besonders häufig, jede Vierte soll davon betroffen sein. </p><p class="bodytext"><strong>Niedrigen Blutdruck abklären lassen</strong></p><p class="bodytext"> In den meisten Fällen hat ein niedriger Blutdruck keine ernste Ursache. Trotzdem sollte man mit der Hausärzt*in klären, ob vielleicht weitere Untersuchungen sinnvoll sind. Die Basisuntersuchung ist die normale Blutdruckmessung. Daneben zeigt eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, wie es sich mit dem Druck im Tages- und Nachtverlauf verhält. Mithilfe des EKGs kommt man Herzrhythmusstörungen auf die Spur, mittels Ultraschall des Herzens (Echokardiographie) lässt sich die Pumpkraft des Herzens prüfen. </p><p class="bodytext">Zwei Tests helfen bei der Diagnose der orthostatischen Hypotonie. Beim aktiven Stehtest (Schellong-Test) misst man Puls und Blutdruck zwei Minuten im Liegen. Dann wird die Patient*in aufgefordert, sich hinzustellen. Dabei misst man sofort und alle 60 Sekunden Puls und Blutdruck über mindestens drei Minuten. Sinkt der systolische Wert um mehr 20 mmHg und/oder der diastolische um mehr als 10 mmHg, liegt eine orthostatische Dysregulation vor. Steigt der Puls durch den Blutdruckabfall stark an, handelt es sich um eine sympathikotone Variante, bei der es häufiger zu Synkopen (Ohnmachtsanfällen) kommt. Bei der klassischen Variante bleibt der Anstieg der Herzfrequenz aus. </p><p class="bodytext">Der Kipptisch-Test wird mangels passender Ausrüstung meist nur in Herzpraxen durchgeführt. Dabei liegt die Patient*in zehn Minuten angeschnallt auf einer speziellen Liege, die dann in eine Position von 60 bis 80 Grad aufgerichtet (gekippt) wird. Diese Untersuchung wird vor allem bei unklaren Bewusstlosigkeitsanfällen (Synkopen) eingesetzt, wenn andere Verfahren (EKG, Herz-Echo, Blutdruckmessung, Steh-Test) keine eindeutigen Ergebnisse erbracht haben. </p><p class="bodytext"><strong>Dem Blutdruck Beine machen </strong></p><p class="bodytext">Bei einer sekundären Hypotonie steht als erstes die Behandlung der auslösenden Ursache an, z.B. der Ausgleich eines Hormonmangels oder die Therapie einer Herzschwäche. Liegt keine behandlungsbedürftige Erkrankung vor, helfen oft einfache Maßnahmen gegen die Beschwerden: </p><p class="bodytext"><strong>Auslöser meiden. </strong>Treten die Symptome in bestimmten Situationen auf, gilt es, diese zu meiden. Dazu gehören beispielsweise ein langer Aufenthalt in schwüler Hitze oder zu langes Stehen. Ausreichend Flüssigkeit. Menschen mit einer Hypotonie müssen viel trinken. In der Regel heißt das (nach Rücksprache mit der Ärzt*in) zwei bis drei Liter pro Tag. </p><p class="bodytext"><strong>Häufig und salzreich essen. </strong>Mit mehreren kleinen, leichten Mahlzeiten über den Tag verteilt verringert man die Blutumverteilung in den Verdauungstrakt nach der Nahrungsaufnahme. Hypotoniker*innen sollten zudem salzreich essen, weil Salz Flüssigkeit in die Gefäße „zieht“. Häufig werden täglich 5 bis 10 g Kochsalz empfohlen. Wieviel Salz individuell ratsam ist, sollte unbedingt mit der Hausärzt*in besprochen werden. Zusätzlich ist es günstig, natriumreiches Trinkwasser zu wählen. </p><p class="bodytext"><strong>Auf Alkohol verzichten. </strong>Alkohol erweitert die Gefäße und senkt dadurch akut den Blutdruck. Wer zu Hypotonie neigt, sollte deshalb besser darauf verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Erhöhte Oberkörperlage beim Schlafen.</strong> Wer orthostatische Probleme beim Aufstehen aus dem Schlafen hat, kann das Kopfteil des Bettes um etwa 12° höherstellen. Dadurch wird die nächtliche Wasserausscheidung über die Niere verringert. Oft nützt es, sich vor dem Aufstehen zunächst für zwei Minuten an die Bettkante zu setzen und den Kreislauf an die veränderten Bedingungen zu gewöhnen. </p><p class="bodytext"><strong>Venentonus erhöhen. </strong>Gegen das Absacken des Blutes in die Beingefäße hilft es, die Venen und die umliegende Wadenmuskulatur zu stärken. Dazu eignen sich </p><p class="bodytext"><ul><li>Isometrische Übungen im Sitzen oder Stehen, z. B. das Überkreuzen der Beine im Stehen und das Auf-die Zehen-Stellen</li><li>Regelmäßige Anwendung von Wechselduschen oder Kneipp-Güssen </li><li>Trockenbürstenmassagen der Beine </li><li>Regelmäßiges Radfahren oder Walking </li><li>Kompressionsstrümpfe. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Medikamente gegen den niedrigen Druck </strong></p><p class="bodytext">Hypotone und orthostatische Kreislaufregulationsstörungen lassen sich manchmal auch mit Wirkstoffen aus dem Pflanzenreich lindern. Ein Flüssigextrakt aus Weißdornbeeren und Campher erhöht beispielsweise die Herzfrequenz und die Kontraktionskraft des Herzmuskels. Die Tropfen sind wasserunlöslich und sollen deshalb auf einem Stück Zucker oder Brot eingenommen werden. Das Präparat ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. </p><p class="bodytext">Synthetische Medikamente helfen ebenfalls gegen einen niedrigen Blutdruck. Sie sollten aber erst dann eingesetzt werden, wenn die anderen Maßnahmen bei der Behandlung der Hypotonie keinen Erfolg zeigen. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sympathomimetika</strong>. Rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind die Sympathomimetika Etilefrin und Norfenefrin. Sie unterstützen das autonome Nervensystem und steigern die Herzkraft und den Gefäßwiderstand. Beide Wirkstoffe gibt es als Tropfen oder Tabletten. Sie sind mehrmals täglich je nach Beipackzettel einzunehmen. Um Schlafstörungen zu vermeiden, sollte die letzte Gabe vor 16 Uhr erfolgen. Bei Gefäßerkrankungen oder koronarer Herzkrankheit, Engwinkelglaukom und Prostatavergrößerung dürfen Sympathomimetika nicht eingesetzt werden. Ein weiteres, aber rezeptpflichtiges Sympathomimetikum ist Midodrin. Der Wirkstoff verengt die Gefäße und steigert dadurch den Blutdruck. Es gelten die gleichen Kontraindikationen wie bei Etilefrin. </li><li><strong>Fludrocortison.</strong> Dieses Mineralkortikoid senkt die Natriumausscheidung über die Niere und erhöht dadurch Blutvolumen und Blutdruck. Es wird bei schwerer orthostatischer Hypotonie verordnet, wenn eine erhöhte Salz- und Flüssigkeitszufuhr nicht ausreichen. Als Nebenwirkungen sind Wassereinlagerungen, Herzschwäche, Schwitzen und Kopfschmerzen zu beachten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Sonderfall Schwangerschaft</strong></p><p class="bodytext"> Ein niedriger Blutdruck während der Schwangerschaft ist nicht nur lästig für die werdende Mutter – er bedeutet auch eine Gefahr für das Kind. Denn hypotone Mütter haben einerseits ein erhöhtes Risiko für Früh- oder Fehlgeburten. Weil die Plazenta bei niedrigem Blutdruck schlechter durchblutet ist, drohen dem Ungeborenen außerdem Wachstumsstörungen. </p><p class="bodytext">Gegen niedrigen Blutdruck können sich werdende Mütter zunächst mit den oben genannten Allgemeinmaßnahmen helfen. Reicht das nicht aus, wird es schwierig. Denn die Behandlungsmöglichkeiten mit Medikamenten sind in der Schwangerschaft stark eingeschränkt. Sympathomimetika verbieten sich in den ersten drei Monaten strikt, da sie in Tierversuchen zu Missbildungen des Fetus geführt haben. Auch in der restlichen Schwangerschaft sollten sie besser nicht eingenommen werden und wenn, nur nach Rücksprache mit der Frauenärzt*in. </p><p class="bodytext">Eine medikamentöse Option für Schwangere ist Cardiodoron. Die Tinktur besteht aus Eselsdistel, Bilsenkraut und Frühlingsschlüsselblume und wird gegen Blutdruckschwankungen eingesetzt. In der höheren Konzentration muss der Extrakt von der Ärzt*in verordnet werden, stärker verdünnt ist er rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Wie bei allem Medikamenten in der Schwangerschaft ist es allerdings auch bei der rezeptfreien Variante sicherer, vor Einnahme die Frauenärzt*in zu befragen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Schwangere können ihren Blutdruck auch mit Sport auf Trab bringen. Besonders geeignet sind Schwimmen und Wassergymnastik sowie Radfahren und Nordic Walking. Wer joggen möchte, sollte sich dazu vorher Rat von der Frauenärzt*in einholen – denn Joggen belastet den Beckenboden. </p><p class="bodytext"></p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2023; 12: 36<span style="color: rgb(0, 0, 0); font-family: Arial; font-size: 14px; font-style: normal; font-variant-ligatures: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: right; text-indent: 0px; text-transform: none; widows: 2; word-spacing: 0px; -webkit-text-stroke-width: 0px; white-space: normal; background-color: rgb(255, 255, 255); text-decoration-thickness: initial; text-decoration-style: initial; text-decoration-color: initial; display: inline !important; float: none; "></span></p>

<p class="bodytext">Wenn nachts im Liegen die Beine nicht zu Ruhe kommen wollen, sie kribbeln und schmerzen, können Restless Legs dahinterstecken. Bei leichten Beschwerden helfen oft einfache Maßnahmen wie Schlafhygiene oder Ablenkung. Doch häufig stören die unruhigen Beine den Schlaf so sehr, dass sie die Lebensqualität empfindlich einschränken. Spätestens dann kommen Medikamente zum Einsatz. </p><p class="bodytext"><strong>Herumlaufen statt Schlafen </strong></p><p class="bodytext">Unangenehmer Bewegungsdrang in den Beinen, gepaart mit Missempfindungen und Schmerzen: Das sind die Hauptbeschwerden beim Restless-Legs-Syndrom (RLS). Die störenden Empfindungen sind vielfältig, sie reichen von Jucken, Kribbeln, Ziehen und Reißen bis zu starken Schmerzen. Sie treten vor allem im ruhigen Sitzen oder Liegen auf, also z.B. abends vor dem Fernseher oder nachts im Bett. </p><p class="bodytext">Typisch ist, dass Bewegung und Aktivität die Beschwerden lindern. Stark Betroffene müssen dann immer wieder aufstehen und herumlaufen, was den Schlaf stört. Das hat viele Folgen. Zum einen fördern Schlafstörungen Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem führt schlechter Schlaf zu Tagesmüdigkeit, was wiederum die Lebensqualität einschränkt. Dabei leidet das soziale Leben nicht nur durch die RLS-bedingte Erschöpfung. Der teils unstillbare Bewegungsdrang macht manchen Betroffenen Konzert- oder Theaterbesuche unmöglich, ebenso werden Flugreisen erschwert. Das kann so weit führen, dass sich die Patient*innen ganz aus dem geselligen Leben zurückziehen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Nicht immer wachen die Patient*innen durch ihre unruhigen Beine auf. Bei manchen macht sich das RLS auch dadurch bemerkbar, dass im Schlaf die Beine oder Füße zucken. Wenn dies von der Bettpartner*in bemerkt wird, sollte man ein mögliches RLS bei der Ärzt*in abklären lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Warum die Beine nicht zur Ruhe kommen </strong></p><p class="bodytext">Die Erkrankung Restless Legs ist zwar nicht so bekannt wie die Migräne, aber ebenso häufig: Bis zu 10% der Bevölkerung sollen davon betroffen sein, vor allem Frauen im mittleren Lebensalter. Zum Glück sind bei den meisten die Beschwerden mit allgemeinen Maßnahmen beherrschbar. Doch immerhin bis zu 5% der Patient*innen benötigen Medikamente, um ihre Beine zur Ruhe zu bringen. </p><p class="bodytext">Die Ursache der neurologischen Erkrankung ist nicht bekannt. Expert*innen vermuten Stoffwechselstörungen im Gehirn, betroffen sein sollen der Eisenstoffwechsel und das Dopaminsystem. Offenbar ist auch die genetische Veranlagung wichtig. Inzwischen wurden verschiedene Gene identifiziert, die beim RLS eine Rolle spielen. Außerdem hat etwa die Hälfte der Betroffenen Verwandte mit den gleichen Beschwerden. </p><p class="bodytext">In einigen Fällen treten Restless Legs auch mit anderen Erkrankungen zusammen auf. Dazu gehören die Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) und Polyneuropathien (Erkrankungen von Nervenfasern). Medikamente können ebenfalls RLS-Beschwerden auslösen, allen voran Antipsychotika, Antidepressiva und Metoclopramid. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Das RLS entwickelt sich manchmal auch im Rahmen einer Schwangerschaft. Meist bilden sich die Beschwerden nach der Entbindung wieder zurück. </p><p class="bodytext"><strong>Checkliste und L-Dopa-Test </strong></p><p class="bodytext">Bei oben genannten Beschwerden ist es wichtig, die Hausarztpraxis aufzusuchen. Zur Vorbereitung kann man die RLS-Checkliste der Deutschen Restless-Legs-Vereinigung aus dem Internet ausdrucken und die darin gestellten zehn Fragen vorab beantworten. Das hilft der Ärzt*in bei der Abklärung, ob es sich bei den Beschwerden um ein RLS handelt. Neben der Krankengeschichte wird zur Diagnose häufig der sogenannte L-Dopa-Test herangezogen. </p><p class="bodytext">Beim L-Dopa-Test nimmt die Patient*in einmal abends L-Dopa und einen Decarboxylasehemmstoff ein. Gehen die Missempfindungen zurück, handelt es sich um ein RLS. Allerdings schließt ein Nicht-Ansprechen ein RLS nicht sicher aus - in solchen Zweifelsfällen hilft eine Untersuchung im Schlaflabor weiter. </p><p class="bodytext">In unklaren Fällen muss die Ärzt*in andere Krankheiten mit Beinschmerzen, Kribbeln oder Bewegungsdrang ausschließen. Dazu gehören beispielsweise die Spinalkanalstenose (eine Verengung des Wirbelkanals), Gelenkentzündungen, Venenerkrankungen oder Durchblutungsstörungen. </p><p class="bodytext">Ist ein RLS diagnostiziert, muss geklärt werden, ob zusätzlich eine begünstigende Erkrankung vorliegt. Bei einem entsprechenden Verdacht decken Laboruntersuchungen Eisenmangel, Nierenschwäche und andere Erkrankungen auf. Neurologische Spezialuntersuchungen kommen einer möglichen Nervenerkrankung auf die Spur. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Besonders wichtig bei der Diagnostik ist die ausführliche Medikamentenanamnese, d.h. die Abfrage, welche Arzneien die Patient*in einnimmt. Einige Wirkstoffe sind bekannt dafür, dass sie zu RLS-Symptomen führen oder diese verstärken. Dazu gehören Cimetidin, Flunarizin, Lithium und andere Antidepressiva sowie Antipsychotika wie Haldol, Clozapin und Risperidon.</p><p class="bodytext"> <strong>Schlafhygiene, Eisen und Bewegung </strong></p><p class="bodytext">Behandelt werden beim RLS sowohl die Symptome als auch – sofern gefunden - die Ursache. Liegt z.B. eine begleitende Erkrankung vor, muss diese therapiert werden. Sind Medikamente der Auslöser, wird die Ärzt*in diese absetzen bzw. ersetzen. </p><p class="bodytext">Zur Linderung der Beschwerden empfehlen Expert*innen zunächst eine Eisensubstitution. Bei leichteren Missempfindungen und niedrigen Ferritinwerten (≤ 75 µg/l Blut) erfolgt die Eisengabe oral. Ein schweres RLS mit eingeschränkter Lebensqualität sowie eine Transferrinsättigung &lt;20% im Blut erfordern die intravenöse Gabe. Meist werden einmal 1000 mg oder zweimal 500 mg innerhalb einer Woche verabreicht. </p><p class="bodytext">Zusätzlich unterstützen folgende allgemeine Maßnahmen die Therapie: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Schlafhygiene verbessern</strong>. Dazu gehören ein dunkler, ruhiger und angenehm temperierter Schlafraum und eine gute Matratze. Abends sollten Aufregungen (aufwühlende Filme, belastende Nachrichten) und anstrengender Sport gemieden werden. Stattdessen helfen Rituale, die immer dem gleichen Rhythmus folgen. Etwa ein Abendspaziergang, ein Tee oder ein warmes Bad. </li><li><strong>Beruhigende Ernährung</strong>. Lebensmittel mit raffiniertem Zucker oder kohlensäurehaltige Getränke wirken ungünstig auf ein RLS und sind deshalb zu reduzieren. </li><li><strong>Aufputscher meiden</strong>. Betroffene berichten häufig, dass Alkohol, Kaffee, Cola und Rauchen die Beschwerden verschlimmern. Expert*innen empfehlen, nach 15 Uhr kein Koffein und ab vier Stunden vor dem Zubettgehen keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Raucher*innen sollten versuchen, sich das Rauchen abzugewöhnen. </li><li><strong>Körperliche Bewegung</strong>. Regelmäßige körperliche Aktivitäten, bei den die Beine beansprucht werden, können sich auf ein RLS positiv auswirken. Allerdings sollte man am Vormittag oder frühen Nachmittag Sport treiben. Spätere Anstrengungen können das RLS triggern. </li><li><strong>Ablenkung</strong>. Wenn die Beschwerden abends vor dem Zubettgehen auftreten, helfen Ablenkung durch Hobbys, Spiele oder Basteln. Beim Fernsehen profitieren manche Patient*innen von Handarbeiten wie Stricken oder Häkeln. </li><li><strong>Bettfahrrad</strong>. Niereninsuffiziente Patient*innen entwickeln häufig während ihrer Dialyse RLS-Symptome. Ihnen hilft es, wenn sie während der Dialyse ein Bettfahrrad benutzen. </li></ul></p><p class="bodytext">Hinweis: Vorsicht mit Entspannungsübungen. Es gibt Hinweise, dass autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen die RLS-Beschwerden verschlechtern können. Wer dies nach Entspannungseinheiten bemerkt, sollte darauf lieber verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Wann Medikamente ran müssen</strong></p><p class="bodytext"> In manchen Fällen bleiben die Beschwerden trotz allgemeiner Maßnahmen und Eisengabe bestehen. Ist der Leidensdruck groß, sind im Gehirn wirkende Medikamente angezeigt. Dabei müssen jedoch die teils ausgeprägten unerwünschten Wirkungen der Medikamente bedacht und frühzeitig erkannt werden, um darauf zu reagieren. </p><p class="bodytext"><strong>Dopaminagonisten.</strong> Als Mittel der ersten Wahl gelten Dopaminagonisten. Sie werden eineinhalb bis zwei Stunden vor dem üblichen Beginn der Beschwerden eingenommen (Pramipexol oder Ropinirol) oder als Pflaster (Rotigotin) täglich neu aufgeklebt. Dabei verordnet die Ärzt*in die niedrigst wirksame Dosis, um eine sog. Augmentation zu vermeiden. Diese typische Komplikation der dopaminergen Therapie zeigt sich darin, dass die Beschwerden mit der Zeit deutlich früher beginnen, sich auf andere Körperteile ausbreiten, zunehmen oder die Wirkung der dopaminergen Substanz nachlässt. </p><p class="bodytext">Dopaminagonisten haben weitere Nebenwirkungen, die Patient*innen kennen müssen. In den ersten Wochen der Behandlung kann es zu Übelkeit, Schwindel und Benommenheit kommen. Bleiben diese unerwünschten Wirkungen bestehen, muss die Ärzt*in das Präparat absetzen oder austauschen. Eine weitere ernstzunehmende Nebenwirkung sind Impulskontrollstörungen, die bei jeder vierten Betroffenen auftreten. Dabei handelt es sich z. B. um Spiel- und Kaufsucht, zwanghaftes Essen und eine Steigerung der Libido. Kommt es dazu, muss die behandelnde Ärzt*in informiert und der Dopaminagonist ebenfalls abgesetzt werden. </p><p class="bodytext">Nach ärztlicher Rücksprache sofort abgesetzt wird der Dopaminagonist, wenn die Patient*in nachts wacher ist als ohne Therapie und die Tagesmüdigkeit erheblich zunimmt. Das Gleiche gilt, wenn es am Tag zu Schlafattacken kommt, die das Autofahren unmöglich machen. </p><p class="bodytext"><strong>Gabapentinoide. </strong>Pregabalin und Gabapentin sind wirksam gegen RLS-Beschwerden, in Deutschland dafür aber nicht zugelassen. Ihr Off-Label-Einsatz gilt den aktuellen Leitlinien zufolge als gerechtfertigt, wenn Dopaminagonisten z.B. aufgrund von Impulskontrollstörungen nicht gegeben werden können oder die Schmerzen besonders ausgeprägt sind. Vor allem bei älteren Patient*innen führen Gabapentinoide allerdings zu Schwindel, Gangstörungen, Benommenheit und Sehstörungen. </p><p class="bodytext"><strong>Opioide.</strong> Die Kombination von Oxycodon und Naloxon gilt als sicher und effektiv bei der Behandlung des RLS. Sie ist als zweite Wahl zugelassen, d.h. wenn andere Therapien versagt haben oder aufgrund von Nebenwirkungen nicht möglich sind. Neben unerwünschten Wirkungen wie Schwitzen, Juckreiz, Müdigkeit und Benommenheit droht bei chronischer Einnahme von Opioiden eine körperliche und psychische Abhängigkeit. </p><p class="bodytext">Neben diesen Wirkstoffen empfiehlt die RLS-Leitlinie zur Behandlung zwei nicht-medikamentöse Verfahren. So bessert die regelmäßige Bestrahlung der Beine mit Infrarotlicht die Beschwerden. Dahinter steckt vermutlich die Wirkung von Stickstoffmonoxid auf die Gefäße. Auch die transkutane spinale Gleichstromstimulation soll RLS-Beschwerden bessern. Dabei werden über der Wirbelsäule zwei Flächenelektroden aufgeklebt und niedrig dosierte Ströme appliziert. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Immer wieder werden auch Cannabinoide, Magnesium oder Benzodiazepine zur Behandlung des RLS vorgeschlagen. Aufgrund fehlender Wirknachweise empfiehlt die Leitlinie diese Therapien bisher nicht. Das Gleiche gilt für Laser- und Kältetherapien, Akupunktur und die pneumatische Kompression der Beine. </p><p class="bodytext">Quellen: <a href="https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-081l_S2k_Restless-Legs-Syndrom_2022-12.pdf" target="_blank">Leitlinie</a>, <a href="https://www.restless-legs.org/" target="_blank">Deutsche Restless Legs Vereinigung </a></p>

<p class="bodytext">Wenn nachts im Liegen die Beine nicht zu Ruhe kommen wollen, sie kribbeln und schmerzen, können Restless Legs dahinterstecken. Bei leichten Beschwerden helfen oft einfache Maßnahmen wie Schlafhygiene oder Ablenkung. Doch häufig stören die unruhigen Beine den Schlaf so sehr, dass sie die Lebensqualität empfindlich einschränken. Spätestens dann kommen Medikamente zum Einsatz. </p><p class="bodytext"><strong>Herumlaufen statt Schlafen </strong></p><p class="bodytext">Unangenehmer Bewegungsdrang in den Beinen, gepaart mit Missempfindungen und Schmerzen: Das sind die Hauptbeschwerden beim Restless-Legs-Syndrom (RLS). Die störenden Empfindungen sind vielfältig, sie reichen von Jucken, Kribbeln, Ziehen und Reißen bis zu starken Schmerzen. Sie treten vor allem im ruhigen Sitzen oder Liegen auf, also z.B. abends vor dem Fernseher oder nachts im Bett. </p><p class="bodytext">Typisch ist, dass Bewegung und Aktivität die Beschwerden lindern. Stark Betroffene müssen dann immer wieder aufstehen und herumlaufen, was den Schlaf stört. Das hat viele Folgen. Zum einen fördern Schlafstörungen Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Außerdem führt schlechter Schlaf zu Tagesmüdigkeit, was wiederum die Lebensqualität einschränkt. Dabei leidet das soziale Leben nicht nur durch die RLS-bedingte Erschöpfung. Der teils unstillbare Bewegungsdrang macht manchen Betroffenen Konzert- oder Theaterbesuche unmöglich, ebenso werden Flugreisen erschwert. Das kann so weit führen, dass sich die Patient*innen ganz aus dem geselligen Leben zurückziehen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Nicht immer wachen die Patient*innen durch ihre unruhigen Beine auf. Bei manchen macht sich das RLS auch dadurch bemerkbar, dass im Schlaf die Beine oder Füße zucken. Wenn dies von der Bettpartner*in bemerkt wird, sollte man ein mögliches RLS bei der Ärzt*in abklären lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Warum die Beine nicht zur Ruhe kommen </strong></p><p class="bodytext">Die Erkrankung Restless Legs ist zwar nicht so bekannt wie die Migräne, aber ebenso häufig: Bis zu 10% der Bevölkerung sollen davon betroffen sein, vor allem Frauen im mittleren Lebensalter. Zum Glück sind bei den meisten die Beschwerden mit allgemeinen Maßnahmen beherrschbar. Doch immerhin bis zu 5% der Patient*innen benötigen Medikamente, um ihre Beine zur Ruhe zu bringen. </p><p class="bodytext">Die Ursache der neurologischen Erkrankung ist nicht bekannt. Expert*innen vermuten Stoffwechselstörungen im Gehirn, betroffen sein sollen der Eisenstoffwechsel und das Dopaminsystem. Offenbar ist auch die genetische Veranlagung wichtig. Inzwischen wurden verschiedene Gene identifiziert, die beim RLS eine Rolle spielen. Außerdem hat etwa die Hälfte der Betroffenen Verwandte mit den gleichen Beschwerden. </p><p class="bodytext">In einigen Fällen treten Restless Legs auch mit anderen Erkrankungen zusammen auf. Dazu gehören die Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) und Polyneuropathien (Erkrankungen von Nervenfasern). Medikamente können ebenfalls RLS-Beschwerden auslösen, allen voran Antipsychotika, Antidepressiva und Metoclopramid. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Das RLS entwickelt sich manchmal auch im Rahmen einer Schwangerschaft. Meist bilden sich die Beschwerden nach der Entbindung wieder zurück. </p><p class="bodytext"><strong>Checkliste und L-Dopa-Test </strong></p><p class="bodytext">Bei oben genannten Beschwerden ist es wichtig, die Hausarztpraxis aufzusuchen. Zur Vorbereitung kann man die RLS-Checkliste der Deutschen Restless-Legs-Vereinigung aus dem Internet ausdrucken und die darin gestellten zehn Fragen vorab beantworten. Das hilft der Ärzt*in bei der Abklärung, ob es sich bei den Beschwerden um ein RLS handelt. Neben der Krankengeschichte wird zur Diagnose häufig der sogenannte L-Dopa-Test herangezogen. </p><p class="bodytext">Beim L-Dopa-Test nimmt die Patient*in einmal abends L-Dopa und einen Decarboxylasehemmstoff ein. Gehen die Missempfindungen zurück, handelt es sich um ein RLS. Allerdings schließt ein Nicht-Ansprechen ein RLS nicht sicher aus - in solchen Zweifelsfällen hilft eine Untersuchung im Schlaflabor weiter. </p><p class="bodytext">In unklaren Fällen muss die Ärzt*in andere Krankheiten mit Beinschmerzen, Kribbeln oder Bewegungsdrang ausschließen. Dazu gehören beispielsweise die Spinalkanalstenose (eine Verengung des Wirbelkanals), Gelenkentzündungen, Venenerkrankungen oder Durchblutungsstörungen. </p><p class="bodytext">Ist ein RLS diagnostiziert, muss geklärt werden, ob zusätzlich eine begünstigende Erkrankung vorliegt. Bei einem entsprechenden Verdacht decken Laboruntersuchungen Eisenmangel, Nierenschwäche und andere Erkrankungen auf. Neurologische Spezialuntersuchungen kommen einer möglichen Nervenerkrankung auf die Spur. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Besonders wichtig bei der Diagnostik ist die ausführliche Medikamentenanamnese, d.h. die Abfrage, welche Arzneien die Patient*in einnimmt. Einige Wirkstoffe sind bekannt dafür, dass sie zu RLS-Symptomen führen oder diese verstärken. Dazu gehören Cimetidin, Flunarizin, Lithium und andere Antidepressiva sowie Antipsychotika wie Haldol, Clozapin und Risperidon.</p><p class="bodytext"> <strong>Schlafhygiene, Eisen und Bewegung </strong></p><p class="bodytext">Behandelt werden beim RLS sowohl die Symptome als auch – sofern gefunden - die Ursache. Liegt z.B. eine begleitende Erkrankung vor, muss diese therapiert werden. Sind Medikamente der Auslöser, wird die Ärzt*in diese absetzen bzw. ersetzen. </p><p class="bodytext">Zur Linderung der Beschwerden empfehlen Expert*innen zunächst eine Eisensubstitution. Bei leichteren Missempfindungen und niedrigen Ferritinwerten (≤ 75 µg/l Blut) erfolgt die Eisengabe oral. Ein schweres RLS mit eingeschränkter Lebensqualität sowie eine Transferrinsättigung &lt;20% im Blut erfordern die intravenöse Gabe. Meist werden einmal 1000 mg oder zweimal 500 mg innerhalb einer Woche verabreicht. </p><p class="bodytext">Zusätzlich unterstützen folgende allgemeine Maßnahmen die Therapie: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Schlafhygiene verbessern</strong>. Dazu gehören ein dunkler, ruhiger und angenehm temperierter Schlafraum und eine gute Matratze. Abends sollten Aufregungen (aufwühlende Filme, belastende Nachrichten) und anstrengender Sport gemieden werden. Stattdessen helfen Rituale, die immer dem gleichen Rhythmus folgen. Etwa ein Abendspaziergang, ein Tee oder ein warmes Bad. </li><li><strong>Beruhigende Ernährung</strong>. Lebensmittel mit raffiniertem Zucker oder kohlensäurehaltige Getränke wirken ungünstig auf ein RLS und sind deshalb zu reduzieren. </li><li><strong>Aufputscher meiden</strong>. Betroffene berichten häufig, dass Alkohol, Kaffee, Cola und Rauchen die Beschwerden verschlimmern. Expert*innen empfehlen, nach 15 Uhr kein Koffein und ab vier Stunden vor dem Zubettgehen keinen Alkohol zu sich zu nehmen. Raucher*innen sollten versuchen, sich das Rauchen abzugewöhnen. </li><li><strong>Körperliche Bewegung</strong>. Regelmäßige körperliche Aktivitäten, bei den die Beine beansprucht werden, können sich auf ein RLS positiv auswirken. Allerdings sollte man am Vormittag oder frühen Nachmittag Sport treiben. Spätere Anstrengungen können das RLS triggern. </li><li><strong>Ablenkung</strong>. Wenn die Beschwerden abends vor dem Zubettgehen auftreten, helfen Ablenkung durch Hobbys, Spiele oder Basteln. Beim Fernsehen profitieren manche Patient*innen von Handarbeiten wie Stricken oder Häkeln. </li><li><strong>Bettfahrrad</strong>. Niereninsuffiziente Patient*innen entwickeln häufig während ihrer Dialyse RLS-Symptome. Ihnen hilft es, wenn sie während der Dialyse ein Bettfahrrad benutzen. </li></ul></p><p class="bodytext">Hinweis: Vorsicht mit Entspannungsübungen. Es gibt Hinweise, dass autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen die RLS-Beschwerden verschlechtern können. Wer dies nach Entspannungseinheiten bemerkt, sollte darauf lieber verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Wann Medikamente ran müssen</strong></p><p class="bodytext"> In manchen Fällen bleiben die Beschwerden trotz allgemeiner Maßnahmen und Eisengabe bestehen. Ist der Leidensdruck groß, sind im Gehirn wirkende Medikamente angezeigt. Dabei müssen jedoch die teils ausgeprägten unerwünschten Wirkungen der Medikamente bedacht und frühzeitig erkannt werden, um darauf zu reagieren. </p><p class="bodytext"><strong>Dopaminagonisten.</strong> Als Mittel der ersten Wahl gelten Dopaminagonisten. Sie werden eineinhalb bis zwei Stunden vor dem üblichen Beginn der Beschwerden eingenommen (Pramipexol oder Ropinirol) oder als Pflaster (Rotigotin) täglich neu aufgeklebt. Dabei verordnet die Ärzt*in die niedrigst wirksame Dosis, um eine sog. Augmentation zu vermeiden. Diese typische Komplikation der dopaminergen Therapie zeigt sich darin, dass die Beschwerden mit der Zeit deutlich früher beginnen, sich auf andere Körperteile ausbreiten, zunehmen oder die Wirkung der dopaminergen Substanz nachlässt. </p><p class="bodytext">Dopaminagonisten haben weitere Nebenwirkungen, die Patient*innen kennen müssen. In den ersten Wochen der Behandlung kann es zu Übelkeit, Schwindel und Benommenheit kommen. Bleiben diese unerwünschten Wirkungen bestehen, muss die Ärzt*in das Präparat absetzen oder austauschen. Eine weitere ernstzunehmende Nebenwirkung sind Impulskontrollstörungen, die bei jeder vierten Betroffenen auftreten. Dabei handelt es sich z. B. um Spiel- und Kaufsucht, zwanghaftes Essen und eine Steigerung der Libido. Kommt es dazu, muss die behandelnde Ärzt*in informiert und der Dopaminagonist ebenfalls abgesetzt werden. </p><p class="bodytext">Nach ärztlicher Rücksprache sofort abgesetzt wird der Dopaminagonist, wenn die Patient*in nachts wacher ist als ohne Therapie und die Tagesmüdigkeit erheblich zunimmt. Das Gleiche gilt, wenn es am Tag zu Schlafattacken kommt, die das Autofahren unmöglich machen. </p><p class="bodytext"><strong>Gabapentinoide. </strong>Pregabalin und Gabapentin sind wirksam gegen RLS-Beschwerden, in Deutschland dafür aber nicht zugelassen. Ihr Off-Label-Einsatz gilt den aktuellen Leitlinien zufolge als gerechtfertigt, wenn Dopaminagonisten z.B. aufgrund von Impulskontrollstörungen nicht gegeben werden können oder die Schmerzen besonders ausgeprägt sind. Vor allem bei älteren Patient*innen führen Gabapentinoide allerdings zu Schwindel, Gangstörungen, Benommenheit und Sehstörungen. </p><p class="bodytext"><strong>Opioide.</strong> Die Kombination von Oxycodon und Naloxon gilt als sicher und effektiv bei der Behandlung des RLS. Sie ist als zweite Wahl zugelassen, d.h. wenn andere Therapien versagt haben oder aufgrund von Nebenwirkungen nicht möglich sind. Neben unerwünschten Wirkungen wie Schwitzen, Juckreiz, Müdigkeit und Benommenheit droht bei chronischer Einnahme von Opioiden eine körperliche und psychische Abhängigkeit. </p><p class="bodytext">Neben diesen Wirkstoffen empfiehlt die RLS-Leitlinie zur Behandlung zwei nicht-medikamentöse Verfahren. So bessert die regelmäßige Bestrahlung der Beine mit Infrarotlicht die Beschwerden. Dahinter steckt vermutlich die Wirkung von Stickstoffmonoxid auf die Gefäße. Auch die transkutane spinale Gleichstromstimulation soll RLS-Beschwerden bessern. Dabei werden über der Wirbelsäule zwei Flächenelektroden aufgeklebt und niedrig dosierte Ströme appliziert. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Immer wieder werden auch Cannabinoide, Magnesium oder Benzodiazepine zur Behandlung des RLS vorgeschlagen. Aufgrund fehlender Wirknachweise empfiehlt die Leitlinie diese Therapien bisher nicht. Das Gleiche gilt für Laser- und Kältetherapien, Akupunktur und die pneumatische Kompression der Beine. </p><p class="bodytext">Quellen: <a href="https://register.awmf.org/assets/guidelines/030-081l_S2k_Restless-Legs-Syndrom_2022-12.pdf" target="_blank">Leitlinie</a>, <a href="https://www.restless-legs.org/" target="_blank">Deutsche Restless Legs Vereinigung </a></p>

<p class="bodytext">Ob der Trip zum Kilimandscharo oder die Fahrt mit der Seilbahn auf das kleine Matterhorn – immer mehr Menschen zieht es zum Wandern, Bergsteigen, Skifahren oder Sightseeing in eisige Höhen. Doch weit oben wird die Luft dünner und es drohen Höhenkrankheiten. Wer hoch hinaus will, sollte die Warnzeichen für Bergkrankheit und Höhenhirnödem kennen und wissen, was im Notfall zu tun ist. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn die Luft dünn wird</strong></p><p class="bodytext">Höhenreisen werden immer beliebter und durch bessere Infrastrukturen und die moderne Technik auch für immer mehr Menschen möglich. Doch wer sich in dünne Luft begibt, begibt sich auch in Gefahr. Je nach Veranlagung droht ab 2000 m über dem Meeresspiegel die Höhenkrankheit, ab 3000 kann es zum lebensbedrohlichen Höhenlungenödem, ab 4000 zum Hirnödem mit Koma kommen. Grund dafür ist der mit zunehmender Höhe fallende Luftdruck. Dadurch sinkt auch der Sauerstoffgehalt der Umgebungsluft, d.h. es steht weniger Sauerstoff zum Einatmen zur Verfügung. Wird weniger Sauerstoff eingeatmet, wird auch weniger davon im Blut zu den Organen transportiert. Es droht Sauerstoffmangel, der sich zuerst im Gehirn auswirkt. </p><p class="bodytext">Doch zu einem gefährlichen Sauerstoffmangel muss es nicht kommen. Denn der Organismus hat einiges in petto, wie er auf die dünne Luft reagieren kann. Zunächst einmal wird durch den niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut die Atmung angeregt. Außerdem schlägt das Herz schneller, d.h. das Blut fließt schneller durch den Körper. Dadurch werden auch die sauerstofftransportierenden roten Blutkörperchen schneller mit Sauerstoff be- und entladen. Auf diese Weise kann der Körper ein gewisses Maß an Sauerstoffmangel in der Höhenluft akut ausgleichen. </p><p class="bodytext">Längerfristig wird ein weiterer Kompensationsmechanismus in Gang gesetzt. Im Knochenmark steigt die Produktion von roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Gibt es mehr davon, wird pro Volumeneinheit mehr Sauerstoff transportiert und die Leistungsfähigkeit des Organismus deutlich verbessert. Die Herzfrequenz kann wieder sinken und auch die Atemnot verschwindet. Mithilfe dieses Vorgangs (der Akklimatisation) ist der Organismus in der Lage, sich an große Höhen anzupassen. Dafür braucht er aber Zeit – und einen langsamen Aufstieg. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Genau dieser Kompensationsmechanismus ist der Grund, warum Ausdauersportler*innen im Rad- oder Fußballsport ihr Training in Höhenlager verlegen. Denn durch die Akklimatisation steigt mit der Anzahl der roten Blutkörperchen auch die körperliche Leistungsfähigkeit. Ein Effekt, von dem die Athlet*in dann auch für eine gewisse Zeit bei Wettbewerben im Tiefland profitiert. </p><p class="bodytext"><strong>Die Folgen des zu schnellen Aufstiegs </strong></p><p class="bodytext">Bekommt der Körper jedoch nicht ausreichend Zeit, sich an die Höhe anzupassen, droht die akute Höhenkrankeit (oder auch akute Bergkrankheit). Mehr als ein Viertel derjenigen, die aus dem Tiefland über 3500 m erklimmen oder anderweitig bereisen, leiden daran. Ab 6000 m ist es sogar jeder Zweite, der damit zu kämpfen hat. Prinzipiell kann die akute Höhenkrankheit bei gesunden Menschen ab 2000 m auftreten. Doch bei bestimmten Vorerkrankungen von Herz oder Lunge können sich die Beschwerden sogar schon auf niedrigeren Höhen bemerkbar machen. </p><p class="bodytext">Meist beginnen die Symptome nach etwa vier bis sechs Stunden und erreichen ihr Maximum am ersten oder zweiten Tag. Leitsymptom ist der Kopfschmerz, der in der Regel von mindestens einer weiteren Beschwerde wie Schwindel, Müdigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit oder Übelkeit begleitet wird. Mithilfe eines einfachen Fragebogens können Erwachsene auf dem Berg eine Selbstbewertung durchführen. Grundlage ist der Lake-Louise-Score. Danach liegt eine akute Höhenkrankheit vor, wenn in den vier folgenden Kategorien mindestens drei Punkte erreicht werden, wovon mindestens einer aus der Kategorie Kopfschmerz stammen muss:</p><p class="bodytext"><ul><li>Kopfschmerzen: keine (0), leichte (1), mäßige (2), starke (3)</li><li>Magen-Darm-Symptome: normaler Appetit (0), geringer Appetit oder Übelkeit (1), mäßige Übelkeit oder Erbrechen (2), starke Übelkeit oder Erbrechen, deutlich einschränkend (3)</li><li>Müdigkeit/Schwäche: nicht müde oder geschwächt (0), leicht müde oder geschwächt (1), mäßig müde/geschwächt (2), schwere, deutlich einschränkende Müdigkeit oder Schwäche (3)</li><li>Schwindel/Benommenheit: kein Schwindel/Benommenheit (0), leichter Schwindel/Benommenheit (1), mäßiger Schwindel/Benommenheit (2), starker Schwindel/Benommenheit (3).</li></ul></p><p class="bodytext"> Meist ist die akute Höhenkrankheit selbstlimitierend. Das bedeutet, dass sich die Beschwerden durch die Anpassungsvorgänge des Körpers innerhalb von einem bis drei Tage von selbst bessern. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Aufstieg sofort abgebrochen und die Nachtruhe abgewartet wird. Verschwinden die Probleme wieder, kann der Aufstieg am folgenden Tag fortgesetzt werden. Bleiben die Symptome bestehen oder verstärken sie sich sogar, muss auf eine Höhe unter 2500 m abgestiegen werden. Das Gleiche gilt, wenn Kopfschmerzen oder Schwindel von Beginn an schwer bzw. stark sind oder der Leistungsabfall rapide. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Durch Ausschüttung gefäßerweiternder Substanzen kommt es auch ohne Höhenkrankheit bei manchen Menschen in Höhen über 2500 m zu Kopfschmerzen. Besonders anfällig dafür sind Migränekranke.</p><p class="bodytext"> <strong>Selten, aber lebensgefährlich: Höhenhirnödem und Höhenlungenödem</strong></p><p class="bodytext"> Lebensgefährlich wird es, wenn es aufgrund der dünnen Luft zu einem Hirnödem (Hirnschwellung) oder einem Lungenödem kommt. Das Höhenhirnödem tritt fast ausschließlich auf Höhen über 4000 m auf. Meist zeigen sich die Beschwerden nach etwa zwei Tagen. In der Regel entwickelt es sich aus einer akuten Höhenkrankheit. In seltenen Fällen können vorherige Kopfschmerzen und Übelkeit auch fehlen. </p><p class="bodytext">Zeichen des Höhenhirnödems sind Unsicherheiten beim Stehen und Sitzen, Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie) sowie eine eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit. Gerade Letztere ist problematisch, da sie die Einordnung der Beschwerden und die adäquate Reaktion darauf behindern kann. Im weiteren Verlauf drohen Bewusstseinsstörungen, die schnell in ein Koma münden können. Unbehandelt führt das Höhenhirnödem zum Tod. </p><p class="bodytext">Das Höhenlungenödem braucht etwa zwei bis vier Tage, bis es sich entwickelt. Es tritt ab etwa 3000 m auf, bei Lungen- oder Herzkranken auch schon in niedrigeren Höhen. Fast die Hälfte der Betroffenen leidet vorher nicht unter einer akuten Höhenkrankheit. Das Höhenlungenödem zeigt sich mit zunehmende Atemnot, trockenem, später auch blutigem Husten sowie Rasselgeräuschen bei der Atmung. Dazu kommen leichtes Fieber, Brustschmerzen und blauen Lippen. </p><p class="bodytext"><strong>Diese Zeichen geben Alarm </strong></p><p class="bodytext">Ob schwere akute Höhenkrankheit, Höhenhirnödem oder Höhenlungenödem: Expert*innen unterscheiden zwischen Warnzeichen und Alarmzeichen, die zum Handeln zwingen. </p><p class="bodytext">Bei den folgenden Warnzeichen ist sofort abzusteigen, auch in der Nacht. Der Abstieg muss immer mit einer Begleitperson erfolgen:</p><p class="bodytext"><ul><li>rapider Leistungsabfall und konstante schwere Kopfschmerzen</li><li>Atemnot, schnelle Atmung, Herzrasen, Schlaflosigkeit</li><li>schwere Übelkeit und Erbrechen</li><li>Schwindel, Gangunsicherheit, Benommenheit </li><li>reduzierte Harnmenge (weniger als ein halber Liter pro Tag) und dunkler Urin. </li></ul></p><p class="bodytext">Akute Lebensgefahr besteht, wenn folgende Alarmsymptome vorliegen:</p><p class="bodytext"><ul><li>schwerkranke, bewusstlose oder verwirrte Person</li><li>Atemnot schon in Ruhe, rasselnde Atmung, Husten mit braunem (blutigem Auswurf) </li><li>Bewegungsstörungen, blau verfärbte Lippen. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei diesen Alarmsymptomen müssen Betroffene sofort absteigen bzw. abtransportiert werden, und zwar auf Höhen von 500 bis maximal 1000 m. Auf die Ankunft eines Hubschraubers darf man nicht warten, der Transport muss zur Not händisch mit einer Trage organisiert werden. </p><p class="bodytext"><strong>Therapie der Höhenkran</strong>kheit </p><p class="bodytext">Oberstes Gebot bei der Höhenkrankheit ist je nach Ausmaß der Abbruch des Aufstiegs und eine Rast bzw. der Abstieg. Daneben gibt es auch medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Von den verwendeten Medikamenten ist allerdings keines für die Therapie oder Vorbeugung der Höhenkrankheit zugelassen, der Einsatz erfolgt also off-label. </p><p class="bodytext">Bei der leichten Höhenkrankheit lassen sich die Kopfschmerzen mit ASS, Ibuprofen oder Paracetamol gut behandeln. Bei schweren Verläufen wird Dexamethason empfohlen, und zwar 4 mg alle sechs Stunden über 24 Stunden. Eine Kombination mit dem Entwässerungsmittel Acetazolamid ist möglich. Liegt ein Höhenhirnödem vor, verabreicht man zunächst 8 mg Dexamethason und dann bis zum Abstieg alle sechs Stunden erneut 4 mg. Bei Hirn- oder Lungenödem sollte Sauerstoff aus Flaschen gegeben oder eine mobile Überdruckkammer eingesetzt werden. Die Gabe von 30 mg retardiertem Nifedipin alle zwölf Stunden ist beim Höhenlungenödem hilfreich – der Wirkstoff senkt den erhöhten Blutdruck in den Lungengefäßen.</p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die beste Behandlung der Höhenkrankheit ist der Abstieg! Zwingend erforderlich ist dieser, wenn sich eine akute Höhenkrankheit verschlechtert, ein Höhenhirn- oder Höhenlungenödem vorliegt oder die Person nicht auf die Standardbehandlung anspricht. </p><p class="bodytext"><strong>Wie vermeidet man die Höhenkrankheit? </strong></p><p class="bodytext">Grundsätzliche Maßnahme zur Vermeidung einer Höhenkrankheit ist der langsame Aufstieg. Ausschlaggebend dabei ist die Höhe der Nachtruhe. Hat man einmal 3000 m erreicht, sollten die Schlafstätten der folgenden Nächte jeweils nicht mehr als 500 m höher liegen. Es hilft dem Körper bei der Akklimatisation, alle zwei bis drei Tage einen Ruhetag einzulegen. Dabei sollten die Schlafstätten davor und danach auf gleicher Höhe liegen. </p><p class="bodytext">Prinzipiell ist es gut, in den ersten Tagen den Aufstieg langsam anzugehen – körperliche Anstrengung erhöht die Gefahr, dass sich eine Höhenkrankheit entwickelt. Weitere Risikofaktoren für die Höhenkrankheit sind Alkoholgenuss und ein Flüssigkeits- oder Mineralstoffmangel. Auf jeden Fall zu vermeiden sind schnelle, motorisierte Aufstiege auf Höhen über 3500 m. Das gilt sowohl für den Landweg über Seilbahnen als auch für den Luftweg mit dem Hubschrauber. Vor allem vorerkrankte Menschen reagieren bei solchen Aktionen mit Höhenkrankheiten jeden Ausmaßes. </p><p class="bodytext">Eine medikamentöse Prophylaxe wird von Höhenmediziner*innen nur in Einzelfällen empfohlen. Dazu gehören Menschen, die wiederholt eine Höhenkrankheit oder ein Höhenhirnödem erlitten haben. Eine Option ist die Verabreichung von Acetazolamid alle zwölf Stunden, vom Vorabend des Aufstiegs an. Auch die Einnahme von Dexamethason ist zur Vorbeugung möglich. Menschen, die schon einmal ein Höhenlungenödem erlitten haben, raten Expert*innen prophylaktischen zu retardiertem Nifedipin. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Ob jemand eine Höhenkrankheit entwickelt, ist bei gesunden Menschen weder eine Frage der Fitness noch des Alters. Auch Raucher*innen haben gegenüber Nichtraucher*innen kein erhöhtes Risiko dafür. Einzig Kinder und Menschen, die schon einmal eine Höhenkrankheit hatten, scheinen anfälliger zu sein. </p><p class="bodytext"><strong>Wer darf nicht hoch hinaus? </strong></p><p class="bodytext">Für eine Akklimatisation muss der Körper Atmung und Durchblutung ankurbeln. Dafür braucht er ein gut funktionierendes Herz-Kreislauf-System und eine funktionstüchtige Lunge. Deshalb versteht es sich von selbst, dass Menschen mit entsprechenden Vorerkrankungen nicht auf Höhen über 2500 m reisen sollten. Dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li>fortgeschrittene Lungenerkrankungen (COPD, zystische Fibrose, Lungengerüsterkrankungen), pulmonale Hypertonie </li><li>unkontrollierte Herzschwäche (dekompensierte Herzinsuffizenz) </li><li>Herzinfarkt oder Schlaganfall innerhalb der letzten 90 Tage, instabile Angina pectoris </li><li>Sichelzellanämie </li><li>In jedem Fall sollten vorerkrankte Menschen, die Ausflüge oder Reisen in große Höhen planen, vorher ihre behandelnde Ärzt*in dazu befragen. </li></ul></p><p class="bodytext">Quelle: Leopoldt D, DAZ 2022; 29: 48; <a href="https://www.usz.ch/krankheit/hoehenkrankheit/" target="_blank">Universitätsspital Zürich</a> </p>

<p class="bodytext">Ob der Trip zum Kilimandscharo oder die Fahrt mit der Seilbahn auf das kleine Matterhorn – immer mehr Menschen zieht es zum Wandern, Bergsteigen, Skifahren oder Sightseeing in eisige Höhen. Doch weit oben wird die Luft dünner und es drohen Höhenkrankheiten. Wer hoch hinaus will, sollte die Warnzeichen für Bergkrankheit und Höhenhirnödem kennen und wissen, was im Notfall zu tun ist. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn die Luft dünn wird</strong></p><p class="bodytext">Höhenreisen werden immer beliebter und durch bessere Infrastrukturen und die moderne Technik auch für immer mehr Menschen möglich. Doch wer sich in dünne Luft begibt, begibt sich auch in Gefahr. Je nach Veranlagung droht ab 2000 m über dem Meeresspiegel die Höhenkrankheit, ab 3000 kann es zum lebensbedrohlichen Höhenlungenödem, ab 4000 zum Hirnödem mit Koma kommen. Grund dafür ist der mit zunehmender Höhe fallende Luftdruck. Dadurch sinkt auch der Sauerstoffgehalt der Umgebungsluft, d.h. es steht weniger Sauerstoff zum Einatmen zur Verfügung. Wird weniger Sauerstoff eingeatmet, wird auch weniger davon im Blut zu den Organen transportiert. Es droht Sauerstoffmangel, der sich zuerst im Gehirn auswirkt. </p><p class="bodytext">Doch zu einem gefährlichen Sauerstoffmangel muss es nicht kommen. Denn der Organismus hat einiges in petto, wie er auf die dünne Luft reagieren kann. Zunächst einmal wird durch den niedrigen Sauerstoffgehalt im Blut die Atmung angeregt. Außerdem schlägt das Herz schneller, d.h. das Blut fließt schneller durch den Körper. Dadurch werden auch die sauerstofftransportierenden roten Blutkörperchen schneller mit Sauerstoff be- und entladen. Auf diese Weise kann der Körper ein gewisses Maß an Sauerstoffmangel in der Höhenluft akut ausgleichen. </p><p class="bodytext">Längerfristig wird ein weiterer Kompensationsmechanismus in Gang gesetzt. Im Knochenmark steigt die Produktion von roten Blutkörperchen, den Erythrozyten. Gibt es mehr davon, wird pro Volumeneinheit mehr Sauerstoff transportiert und die Leistungsfähigkeit des Organismus deutlich verbessert. Die Herzfrequenz kann wieder sinken und auch die Atemnot verschwindet. Mithilfe dieses Vorgangs (der Akklimatisation) ist der Organismus in der Lage, sich an große Höhen anzupassen. Dafür braucht er aber Zeit – und einen langsamen Aufstieg. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Genau dieser Kompensationsmechanismus ist der Grund, warum Ausdauersportler*innen im Rad- oder Fußballsport ihr Training in Höhenlager verlegen. Denn durch die Akklimatisation steigt mit der Anzahl der roten Blutkörperchen auch die körperliche Leistungsfähigkeit. Ein Effekt, von dem die Athlet*in dann auch für eine gewisse Zeit bei Wettbewerben im Tiefland profitiert. </p><p class="bodytext"><strong>Die Folgen des zu schnellen Aufstiegs </strong></p><p class="bodytext">Bekommt der Körper jedoch nicht ausreichend Zeit, sich an die Höhe anzupassen, droht die akute Höhenkrankeit (oder auch akute Bergkrankheit). Mehr als ein Viertel derjenigen, die aus dem Tiefland über 3500 m erklimmen oder anderweitig bereisen, leiden daran. Ab 6000 m ist es sogar jeder Zweite, der damit zu kämpfen hat. Prinzipiell kann die akute Höhenkrankheit bei gesunden Menschen ab 2000 m auftreten. Doch bei bestimmten Vorerkrankungen von Herz oder Lunge können sich die Beschwerden sogar schon auf niedrigeren Höhen bemerkbar machen. </p><p class="bodytext">Meist beginnen die Symptome nach etwa vier bis sechs Stunden und erreichen ihr Maximum am ersten oder zweiten Tag. Leitsymptom ist der Kopfschmerz, der in der Regel von mindestens einer weiteren Beschwerde wie Schwindel, Müdigkeit, Schwäche, Appetitlosigkeit oder Übelkeit begleitet wird. Mithilfe eines einfachen Fragebogens können Erwachsene auf dem Berg eine Selbstbewertung durchführen. Grundlage ist der Lake-Louise-Score. Danach liegt eine akute Höhenkrankheit vor, wenn in den vier folgenden Kategorien mindestens drei Punkte erreicht werden, wovon mindestens einer aus der Kategorie Kopfschmerz stammen muss:</p><p class="bodytext"><ul><li>Kopfschmerzen: keine (0), leichte (1), mäßige (2), starke (3)</li><li>Magen-Darm-Symptome: normaler Appetit (0), geringer Appetit oder Übelkeit (1), mäßige Übelkeit oder Erbrechen (2), starke Übelkeit oder Erbrechen, deutlich einschränkend (3)</li><li>Müdigkeit/Schwäche: nicht müde oder geschwächt (0), leicht müde oder geschwächt (1), mäßig müde/geschwächt (2), schwere, deutlich einschränkende Müdigkeit oder Schwäche (3)</li><li>Schwindel/Benommenheit: kein Schwindel/Benommenheit (0), leichter Schwindel/Benommenheit (1), mäßiger Schwindel/Benommenheit (2), starker Schwindel/Benommenheit (3).</li></ul></p><p class="bodytext"> Meist ist die akute Höhenkrankheit selbstlimitierend. Das bedeutet, dass sich die Beschwerden durch die Anpassungsvorgänge des Körpers innerhalb von einem bis drei Tage von selbst bessern. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Aufstieg sofort abgebrochen und die Nachtruhe abgewartet wird. Verschwinden die Probleme wieder, kann der Aufstieg am folgenden Tag fortgesetzt werden. Bleiben die Symptome bestehen oder verstärken sie sich sogar, muss auf eine Höhe unter 2500 m abgestiegen werden. Das Gleiche gilt, wenn Kopfschmerzen oder Schwindel von Beginn an schwer bzw. stark sind oder der Leistungsabfall rapide. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Durch Ausschüttung gefäßerweiternder Substanzen kommt es auch ohne Höhenkrankheit bei manchen Menschen in Höhen über 2500 m zu Kopfschmerzen. Besonders anfällig dafür sind Migränekranke.</p><p class="bodytext"> <strong>Selten, aber lebensgefährlich: Höhenhirnödem und Höhenlungenödem</strong></p><p class="bodytext"> Lebensgefährlich wird es, wenn es aufgrund der dünnen Luft zu einem Hirnödem (Hirnschwellung) oder einem Lungenödem kommt. Das Höhenhirnödem tritt fast ausschließlich auf Höhen über 4000 m auf. Meist zeigen sich die Beschwerden nach etwa zwei Tagen. In der Regel entwickelt es sich aus einer akuten Höhenkrankheit. In seltenen Fällen können vorherige Kopfschmerzen und Übelkeit auch fehlen. </p><p class="bodytext">Zeichen des Höhenhirnödems sind Unsicherheiten beim Stehen und Sitzen, Störungen der Bewegungskoordination (Ataxie) sowie eine eingeschränkte geistige Leistungsfähigkeit. Gerade Letztere ist problematisch, da sie die Einordnung der Beschwerden und die adäquate Reaktion darauf behindern kann. Im weiteren Verlauf drohen Bewusstseinsstörungen, die schnell in ein Koma münden können. Unbehandelt führt das Höhenhirnödem zum Tod. </p><p class="bodytext">Das Höhenlungenödem braucht etwa zwei bis vier Tage, bis es sich entwickelt. Es tritt ab etwa 3000 m auf, bei Lungen- oder Herzkranken auch schon in niedrigeren Höhen. Fast die Hälfte der Betroffenen leidet vorher nicht unter einer akuten Höhenkrankheit. Das Höhenlungenödem zeigt sich mit zunehmende Atemnot, trockenem, später auch blutigem Husten sowie Rasselgeräuschen bei der Atmung. Dazu kommen leichtes Fieber, Brustschmerzen und blauen Lippen. </p><p class="bodytext"><strong>Diese Zeichen geben Alarm </strong></p><p class="bodytext">Ob schwere akute Höhenkrankheit, Höhenhirnödem oder Höhenlungenödem: Expert*innen unterscheiden zwischen Warnzeichen und Alarmzeichen, die zum Handeln zwingen. </p><p class="bodytext">Bei den folgenden Warnzeichen ist sofort abzusteigen, auch in der Nacht. Der Abstieg muss immer mit einer Begleitperson erfolgen:</p><p class="bodytext"><ul><li>rapider Leistungsabfall und konstante schwere Kopfschmerzen</li><li>Atemnot, schnelle Atmung, Herzrasen, Schlaflosigkeit</li><li>schwere Übelkeit und Erbrechen</li><li>Schwindel, Gangunsicherheit, Benommenheit </li><li>reduzierte Harnmenge (weniger als ein halber Liter pro Tag) und dunkler Urin. </li></ul></p><p class="bodytext">Akute Lebensgefahr besteht, wenn folgende Alarmsymptome vorliegen:</p><p class="bodytext"><ul><li>schwerkranke, bewusstlose oder verwirrte Person</li><li>Atemnot schon in Ruhe, rasselnde Atmung, Husten mit braunem (blutigem Auswurf) </li><li>Bewegungsstörungen, blau verfärbte Lippen. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei diesen Alarmsymptomen müssen Betroffene sofort absteigen bzw. abtransportiert werden, und zwar auf Höhen von 500 bis maximal 1000 m. Auf die Ankunft eines Hubschraubers darf man nicht warten, der Transport muss zur Not händisch mit einer Trage organisiert werden. </p><p class="bodytext"><strong>Therapie der Höhenkran</strong>kheit </p><p class="bodytext">Oberstes Gebot bei der Höhenkrankheit ist je nach Ausmaß der Abbruch des Aufstiegs und eine Rast bzw. der Abstieg. Daneben gibt es auch medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Von den verwendeten Medikamenten ist allerdings keines für die Therapie oder Vorbeugung der Höhenkrankheit zugelassen, der Einsatz erfolgt also off-label. </p><p class="bodytext">Bei der leichten Höhenkrankheit lassen sich die Kopfschmerzen mit ASS, Ibuprofen oder Paracetamol gut behandeln. Bei schweren Verläufen wird Dexamethason empfohlen, und zwar 4 mg alle sechs Stunden über 24 Stunden. Eine Kombination mit dem Entwässerungsmittel Acetazolamid ist möglich. Liegt ein Höhenhirnödem vor, verabreicht man zunächst 8 mg Dexamethason und dann bis zum Abstieg alle sechs Stunden erneut 4 mg. Bei Hirn- oder Lungenödem sollte Sauerstoff aus Flaschen gegeben oder eine mobile Überdruckkammer eingesetzt werden. Die Gabe von 30 mg retardiertem Nifedipin alle zwölf Stunden ist beim Höhenlungenödem hilfreich – der Wirkstoff senkt den erhöhten Blutdruck in den Lungengefäßen.</p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die beste Behandlung der Höhenkrankheit ist der Abstieg! Zwingend erforderlich ist dieser, wenn sich eine akute Höhenkrankheit verschlechtert, ein Höhenhirn- oder Höhenlungenödem vorliegt oder die Person nicht auf die Standardbehandlung anspricht. </p><p class="bodytext"><strong>Wie vermeidet man die Höhenkrankheit? </strong></p><p class="bodytext">Grundsätzliche Maßnahme zur Vermeidung einer Höhenkrankheit ist der langsame Aufstieg. Ausschlaggebend dabei ist die Höhe der Nachtruhe. Hat man einmal 3000 m erreicht, sollten die Schlafstätten der folgenden Nächte jeweils nicht mehr als 500 m höher liegen. Es hilft dem Körper bei der Akklimatisation, alle zwei bis drei Tage einen Ruhetag einzulegen. Dabei sollten die Schlafstätten davor und danach auf gleicher Höhe liegen. </p><p class="bodytext">Prinzipiell ist es gut, in den ersten Tagen den Aufstieg langsam anzugehen – körperliche Anstrengung erhöht die Gefahr, dass sich eine Höhenkrankheit entwickelt. Weitere Risikofaktoren für die Höhenkrankheit sind Alkoholgenuss und ein Flüssigkeits- oder Mineralstoffmangel. Auf jeden Fall zu vermeiden sind schnelle, motorisierte Aufstiege auf Höhen über 3500 m. Das gilt sowohl für den Landweg über Seilbahnen als auch für den Luftweg mit dem Hubschrauber. Vor allem vorerkrankte Menschen reagieren bei solchen Aktionen mit Höhenkrankheiten jeden Ausmaßes. </p><p class="bodytext">Eine medikamentöse Prophylaxe wird von Höhenmediziner*innen nur in Einzelfällen empfohlen. Dazu gehören Menschen, die wiederholt eine Höhenkrankheit oder ein Höhenhirnödem erlitten haben. Eine Option ist die Verabreichung von Acetazolamid alle zwölf Stunden, vom Vorabend des Aufstiegs an. Auch die Einnahme von Dexamethason ist zur Vorbeugung möglich. Menschen, die schon einmal ein Höhenlungenödem erlitten haben, raten Expert*innen prophylaktischen zu retardiertem Nifedipin. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Ob jemand eine Höhenkrankheit entwickelt, ist bei gesunden Menschen weder eine Frage der Fitness noch des Alters. Auch Raucher*innen haben gegenüber Nichtraucher*innen kein erhöhtes Risiko dafür. Einzig Kinder und Menschen, die schon einmal eine Höhenkrankheit hatten, scheinen anfälliger zu sein. </p><p class="bodytext"><strong>Wer darf nicht hoch hinaus? </strong></p><p class="bodytext">Für eine Akklimatisation muss der Körper Atmung und Durchblutung ankurbeln. Dafür braucht er ein gut funktionierendes Herz-Kreislauf-System und eine funktionstüchtige Lunge. Deshalb versteht es sich von selbst, dass Menschen mit entsprechenden Vorerkrankungen nicht auf Höhen über 2500 m reisen sollten. Dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li>fortgeschrittene Lungenerkrankungen (COPD, zystische Fibrose, Lungengerüsterkrankungen), pulmonale Hypertonie </li><li>unkontrollierte Herzschwäche (dekompensierte Herzinsuffizenz) </li><li>Herzinfarkt oder Schlaganfall innerhalb der letzten 90 Tage, instabile Angina pectoris </li><li>Sichelzellanämie </li><li>In jedem Fall sollten vorerkrankte Menschen, die Ausflüge oder Reisen in große Höhen planen, vorher ihre behandelnde Ärzt*in dazu befragen. </li></ul></p><p class="bodytext">Quelle: Leopoldt D, DAZ 2022; 29: 48; <a href="https://www.usz.ch/krankheit/hoehenkrankheit/" target="_blank">Universitätsspital Zürich</a> </p>

<p class="bodytext">Egal ob roter Lockenkopf, braune Zöpfe oder blonde Mähne. Jeder will gesundes Haar, das glänzt und&nbsp;Volumen hat. Wie Sie lästigen Spliss und Schuppen loswerden und Ihr Haar in Glanzform bringen, lesen Sie hier. </p><p class="bodytext"><strong>Dem Spliss ohne Schere beikommen</strong></p><p class="bodytext">Haare müssen so einiges aushalten: Kämmen, Föhnen und Färben strapazieren das Haar und trocknen es aus. Die Folge ist Spliss – gespaltene Haarspitzen. Splissige Spitzen kann man nicht reparieren. Hier hilft nur noch die Schere. Es gibt aber einige Möglichkeiten dem Spliss zuvorzukommen.</p><p class="bodytext">Gespaltene Haarspitzen entstehen meist durch Reibung – etwa, wenn man&nbsp;auf Kunstfaserkissen schläft, die Haare nach dem Waschen frottiert oder das Haar an der Kleidung reibt. Auch ein absoluter Haarkiller und mit verantwortlich für Spliss ist Hitze. Föhnen Sie Ihre Haare deswegen auf niedrigster Stufe. Wenn möglich verzichten Sie ganz darauf. Vorbeugend lassen sich die Haare mit Spülungen oder Kuren behandeln. Suchen Sie die Produkte entsprechend Ihrem Haartyp aus und massieren Sie diese nur in die Haarspitzen.</p><p class="bodytext"><strong>Zufriedene Kopfhaut – keine Schuppen</strong></p><p class="bodytext">Erneuert sich die Kopfhaut, entstehen&nbsp;natürlicherweise kleine Schuppen. Verklumpen diese abgestorbenen Hautzellen, machen sie sich als unschöne weiße Flocken auf Kragen und Schultern bemerkbar. Bei trockener Kopfhaut bilden sich trockene Schuppen. Abhilfe schafft hier ein rück­fettendes Shampoo. Damit sollten sich Schuppengeplagte alle zwei bis drei Tage die Haare waschen. Außerdem kann man trockene Schuppen mit Öl behandeln: Massieren Sie es in die Kopfhaut und lassen Sie es zwei Stunden einwirken. Um das Schuppen-Problem bei der Wurzel zu packen, sollten Sie alles vermeiden, was die Kopfhaut reizt. Dazu gehören Kämme mit scharfen Zinken, zu heißes Föhnen oder zu häufiges Haarewaschen.</p><p class="bodytext">Wen allerdings große, fettige Schuppen plagen, bei dem steckt oft mehr dahinter als nur die falsche Haarpflege. Meist verursachen hier Pilzinfektionen oder Schuppen­flechte die&nbsp;Schuppen. Betroffene leiden unter Kopfjucken und plagen sich mit roten, nässenden Stellen auf der Kopfhaut. Ein Arztbesuch klärt dann die Erkrankungsursache und bestimmt das richtige Pflegemittel.</p><p class="bodytext"><strong>Noch mehr Pflege nach dem Sonnenbad</strong></p><p class="bodytext">Gerade im Sommer braucht Ihr Haar besondere Pflege, denn Haare leiden unter zu viel Sonne. Die UV-Strahlen dringen bis ins Innere der Haare vor, bleichen die Haarpigmente und greifen die Struktur an. Das Haar lässt sich dann schlechter kämmen und wird stumpf. </p><p class="bodytext">Besonders schädlich ist die Kombination von Sonne mit Salz- oder Chlorwasser. Waschen Sie deswegen unbedingt die Haare, wenn Sie in salzigem oder gechlortem Wasser gebadet haben. Benutzen Sie ein Shampoo für strapaziertes Haar. Außerdem gibt es für die Haare – ähnlich wie für die Haut – Pflegeprodukte mit UV-Schutz. Und wer auf Nummer sicher gehen will, setzt einfach einen Sonnenhut auf.</p><p class="bodytext"><strong>Tipps für gesundes Haar</strong></p><p class="bodytext"><ul><li>Verwenden Sie mildes Shampoo: Damit schonen Sie Kopfhaut und Haar auch bei täglicher Wäsche.</li><li>Waschen Sie Ihr Haar nur lauwarm. Heißes Wasser entzieht der Haut Feuchtigkeit.</li><li>Nasse Haare sind empfindlicher als trockene. Bürsten Sie Ihre Haare deswegen schon vor der Wäsche und verwenden Sie zusätzlich eine Spülung: Das Kämmen nach dem Waschen fällt dann leichter.</li><li>Wenn Sie ihr Haar mit Glätteeisen oder Lockenstab stylen wollen, sollten Sie es auf jeden Fall durch ein passendes Produkt vor Hitzeschäden schützen.</li><li>Nehmen Sie zum Zusammenbinden der Haare weiche Gummis und binden Sie den Pferdeschwanz nicht zu fest: Das beugt Haarbruch vor.</li></ul></p>

<p class="bodytext">Egal ob roter Lockenkopf, braune Zöpfe oder blonde Mähne. Jeder will gesundes Haar, das glänzt und&nbsp;Volumen hat. Wie Sie lästigen Spliss und Schuppen loswerden und Ihr Haar in Glanzform bringen, lesen Sie hier. </p><p class="bodytext"><strong>Dem Spliss ohne Schere beikommen</strong></p><p class="bodytext">Haare müssen so einiges aushalten: Kämmen, Föhnen und Färben strapazieren das Haar und trocknen es aus. Die Folge ist Spliss – gespaltene Haarspitzen. Splissige Spitzen kann man nicht reparieren. Hier hilft nur noch die Schere. Es gibt aber einige Möglichkeiten dem Spliss zuvorzukommen.</p><p class="bodytext">Gespaltene Haarspitzen entstehen meist durch Reibung – etwa, wenn man&nbsp;auf Kunstfaserkissen schläft, die Haare nach dem Waschen frottiert oder das Haar an der Kleidung reibt. Auch ein absoluter Haarkiller und mit verantwortlich für Spliss ist Hitze. Föhnen Sie Ihre Haare deswegen auf niedrigster Stufe. Wenn möglich verzichten Sie ganz darauf. Vorbeugend lassen sich die Haare mit Spülungen oder Kuren behandeln. Suchen Sie die Produkte entsprechend Ihrem Haartyp aus und massieren Sie diese nur in die Haarspitzen.</p><p class="bodytext"><strong>Zufriedene Kopfhaut – keine Schuppen</strong></p><p class="bodytext">Erneuert sich die Kopfhaut, entstehen&nbsp;natürlicherweise kleine Schuppen. Verklumpen diese abgestorbenen Hautzellen, machen sie sich als unschöne weiße Flocken auf Kragen und Schultern bemerkbar. Bei trockener Kopfhaut bilden sich trockene Schuppen. Abhilfe schafft hier ein rück­fettendes Shampoo. Damit sollten sich Schuppengeplagte alle zwei bis drei Tage die Haare waschen. Außerdem kann man trockene Schuppen mit Öl behandeln: Massieren Sie es in die Kopfhaut und lassen Sie es zwei Stunden einwirken. Um das Schuppen-Problem bei der Wurzel zu packen, sollten Sie alles vermeiden, was die Kopfhaut reizt. Dazu gehören Kämme mit scharfen Zinken, zu heißes Föhnen oder zu häufiges Haarewaschen.</p><p class="bodytext">Wen allerdings große, fettige Schuppen plagen, bei dem steckt oft mehr dahinter als nur die falsche Haarpflege. Meist verursachen hier Pilzinfektionen oder Schuppen­flechte die&nbsp;Schuppen. Betroffene leiden unter Kopfjucken und plagen sich mit roten, nässenden Stellen auf der Kopfhaut. Ein Arztbesuch klärt dann die Erkrankungsursache und bestimmt das richtige Pflegemittel.</p><p class="bodytext"><strong>Noch mehr Pflege nach dem Sonnenbad</strong></p><p class="bodytext">Gerade im Sommer braucht Ihr Haar besondere Pflege, denn Haare leiden unter zu viel Sonne. Die UV-Strahlen dringen bis ins Innere der Haare vor, bleichen die Haarpigmente und greifen die Struktur an. Das Haar lässt sich dann schlechter kämmen und wird stumpf. </p><p class="bodytext">Besonders schädlich ist die Kombination von Sonne mit Salz- oder Chlorwasser. Waschen Sie deswegen unbedingt die Haare, wenn Sie in salzigem oder gechlortem Wasser gebadet haben. Benutzen Sie ein Shampoo für strapaziertes Haar. Außerdem gibt es für die Haare – ähnlich wie für die Haut – Pflegeprodukte mit UV-Schutz. Und wer auf Nummer sicher gehen will, setzt einfach einen Sonnenhut auf.</p><p class="bodytext"><strong>Tipps für gesundes Haar</strong></p><p class="bodytext"><ul><li>Verwenden Sie mildes Shampoo: Damit schonen Sie Kopfhaut und Haar auch bei täglicher Wäsche.</li><li>Waschen Sie Ihr Haar nur lauwarm. Heißes Wasser entzieht der Haut Feuchtigkeit.</li><li>Nasse Haare sind empfindlicher als trockene. Bürsten Sie Ihre Haare deswegen schon vor der Wäsche und verwenden Sie zusätzlich eine Spülung: Das Kämmen nach dem Waschen fällt dann leichter.</li><li>Wenn Sie ihr Haar mit Glätteeisen oder Lockenstab stylen wollen, sollten Sie es auf jeden Fall durch ein passendes Produkt vor Hitzeschäden schützen.</li><li>Nehmen Sie zum Zusammenbinden der Haare weiche Gummis und binden Sie den Pferdeschwanz nicht zu fest: Das beugt Haarbruch vor.</li></ul></p>

<p class="bodytext">Pünktlich zum Frühjahr geht es für viel wieder los mit dem Heuschnupfen. Triefende Nase, dauerhafter Niesreiz, juckende und tränende Augen werden je nach herumfliegender Pollenart zum lästigen Begleiter. Zum Glück muss man den Spuk nicht kampflos hinnehmen: Lesen Sie in diesem Ratgeber, mit welchen Tipps und Medikamenten Sie Ihren Heuschnupfen am besten in den Griff bekommen. </p><p class="bodytext"><strong>Häufig und nicht harmlos </strong></p><p class="bodytext">Heuschnupfen ist alles andere als selten: Fast jedes 10. Kind leidet darunter, und bei 15% der Erwachsenen wird zumindest einmal im Verlauf ihres Lebens die Diagnose „Heuschnupfen“ gestellt. Auch wenn oberflächlich betrachtet nur die Nase trieft und das Auge juckt, ist der Heuschnupfen, (medizinisch auch allergische oder saisonale Rhinitis) nicht harmlos: Manche Heuschnupfenerkrankte sind so stark betroffen, dass sie Dauerkopfschmerzen und Müdigkeit entwickeln und sogar ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt ist. Unbehandelter Heuschnupfen kann sich auch auswachsen und die Schleimhäute so empfindlich machen, dass sich leichter Nasennebenhöhlenentzündungen, Husten oder sogar ein allergisches Asthma entwickelt. Bei Letzterem spricht man dann von einem Etagenwechsel, weil sich die Heuschnupfenbeschwerden nun eine Etage tiefer, nämlich in den Bronchien und der Lunge bemerkbar machen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Spätestens bei Brennen hinter dem Brustbein, Nachlassen der sportlichen Leistung (z. B. im Schulsport), Reizhusten und häufigen Infekte der tiefen Atemweg sollten Sie einen Arzt aufsuchen, denn diese Beschwerden können Hinweise auf den oben genannten Etagenwechsel sein. </p><p class="bodytext"><strong>Den Trief-Auslöser dingfest machen</strong></p><p class="bodytext">Auslöser für den Heuschnupfen sind Pollen aller Art, also das männliche Erbgut, das Pflanzen über den Wind verteilen. Diese Pollen sind bis zu 20 Mikrometer groß und können über hunderte Kilometer fliegen. Dringen sie in die Atemwege oder in die Augen ein, lösen sie bei sensibilisierten Pollenallergikern über deren körpereigene Abwehr (Immunglobuline und der Botenstoff Histamin) die typischen Beschwerden aus. Zu den wichtigsten allergie-auslösenden Pollen zählen</p><p class="bodytext"><ul><li>Hasel, Erle, Birke&nbsp;</li><li>Gräser, Roggen&nbsp;</li><li>Beifuß, Nessel&nbsp;</li><li>Ambrosia. </li></ul></p><p class="bodytext">Weil sich die allergieauslösenden Bestanteile der Pollen häufig ähneln, haben viele Heuschnupfenpatienten sogar mehrere Allergien gleichzeitig und kämpfen deshalb oft von Januar bis zum Herbst mit Juckreiz, Triefnase &amp; Co.. Um herauszufinden, welche Allergene für die Beschwerden verantwortlich sind, ist ein Arztbesuch angezeigt. Nach der gründlichen Befragung hilft ein sogenannter Pricktest, den Übeltäter nachzuweisen. Dabei tropft der Arzt verschiedene Allergene auf die Innenseite des Unterarms und ritzt die Haut oberflächlich mit einer Nadel ein. Anhand der Hautreaktionen lässt sich ablesen, auf welches Allergen der Betroffene allergisch ist. Im Zweifel nimmt der Arzt auch Blut ab und prüft, ob spezifische IgE-Antikörper gegen das verdächtige Pollengen nachweisbar sind. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Hilfreich bei der Identifizierung der allergisierenden Pollen ist ein Pollentagebuch, indem der Betroffene seine Beschwerden einträgt, die dann mit der aktuellen Pollensituation vor Ort abgeglichen werden (bereitgestellt von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst unter http://www.pollenstiftung.de/pollentagebuchpollen-app/ ). </p><p class="bodytext"><strong>Akute Hilfe mit Spray und Tropfen </strong></p><p class="bodytext">Wenn die Augen jucken und die Nase trieft, will der Betroffene meist nur, dass die Beschwerden schnell wieder verschwinden. Dabei sollten zunächst lokale Mittel eingesetzt werden, d.h. Nasensprays und Augentropfen. Folgende Präparate sind in der Apotheke rezeptfrei erhältlich:</p><p class="bodytext"><ul><li>Cromoglicinsäure (zum Beispiel Pollicrom<sup>®</sup> oder Vividrin<sup>®</sup>Nasenspray gegen Heuschnupfen) ist die mildeste Variante der Wirkstoffe gegen die saisonale allergische Rhinitis. Sie stabilisiert die Zellen, die den Botenstoff Histamin freisetzen und wirkt damit vorbeugend. Deshalb müssen Nasensprays oder Augentropfen mit Cromoglicinsäure auch schon eine Woche vor dem ersten Pollenflug verwendet werden, um ausreichend zu wirken.</li><li>Antihistaminika blockieren den Rezeptor für Histamin und wirken schnell und effektiv. Als Nasenspray oder Augentropfen empfehlen sich Azelastin (zum Beispiel Allergodil<sup>®</sup>akut, Vividrin<sup>®</sup>akut, Pollival<sup>®</sup> oder Azela-Vision<sup>®</sup>MD sine) oder Levocabastin (zum Beispiel Levocamed<sup>®</sup>). Ketotifen gibt es nur als Augentropfen (zum Beispiel Ketotifen Stulln<sup>®</sup>DU, Zaditen ophta<sup>®</sup>). Je nach Wirkstoff sollen sie 2 bis 4-Mal am Tag angewendet werden.</li><li>Kortisonhaltige Nasensprays dämmen die Immunreaktion ein und gehören inzwischen zur Basistherapie beim Heuschnupfen. Zur Selbstmedikation nach Erstdiagnose durch den Arzt sind für Erwachsene die Wirkstoffe Beclometason (zum Beispiel Rhinivict<sup>®</sup>nasal), Mometason (zum Beispiel Momeallerg<sup>®</sup>) und Fluticason (zum Beispiel Otri-Allergie<sup>®</sup>) zugelassen. Die Wirkung kortisonhaltiger Nasensprays setzt jedoch erst nach drei bis vier Behandlungstagen ein. Bei Besserung der Beschwerden kann die Dosis reduziert werden. Reicht eine Monotherapie nicht aus, kann sich der Betroffene vom Arzt auch ein Nasenspray mit einer fixen Kombination von Kortison und Antihistaminikum verschreiben lassen (zum Beispiel Dymista<sup>®</sup>).</li><li>Bei akut stark verstopfter Nase oder extrem geröteten Augen dürfen für maximal eine Woche auch abschwellende Nasentropfen bzw. weißmachende Augentropfen verwendet werden. Empfohlene Wirkstoffe sind gefäßverengende Alpha-Sympathomimetika wie Naphazolin oder Oxymetazolin. </li></ul></p><p class="bodytext">Sind Augen und Nase vom Heuschnupfen betroffen, bietet sich auch eine „innere“ Therapie mit Antihistaminika an. Die Tabletten werden einmal täglich eingenommen und reduzieren zuverlässig die allergischen Beschwerden. Antihistaminika der 2. und 3. Generation wie Loratadin, Cetirizin und Levocetirizin machen weniger müde als die der 1. Generation, weswegen ihnen der Vorzug gegeben werden sollte. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Wer auch von den neuen Antihistaminika müde wird, sollte die Einnahme der Tagesdosis auf abends verlegen. </p><p class="bodytext"><strong>Müssen Schwangere weiterschniefen? </strong></p><p class="bodytext">Medikamente sind während Schwangerschaft und Stillzeit oft eine heikle Angelegenheit. Zum Glück sind jedoch laut den Experten für Embryonaltoxokologie von der Charité Berlin die wichtigsten Basismedikamente auch mit Baby im Bauch oder an der Brust erlaubt. Erste Wahl ist die als Nasenspray oder Augentropfen zur Prophylaxe eingesetzte Cromoglicinsäure. Reicht das nicht aus, dürfen Schwangere zu Augentropfen oder ein Nasenspray mit Azelastin oder Levocabastin greifen. Auch Antihistaminika-Tabletten sind möglich: Hier empfehlen die Experten die Wirkstoffe Loratidin, Desloratidin oder Cetirizin, ist eine Sedierung, d.h. das Müdemachen erwünscht, darf Clemastin (zum Beispiel Tavegil<sup>®</sup>) eingenommen werden. Clemastin geht jedoch in die Muttermilch über. Wird das Baby mitsediert, sollte die Mutter lieber auf eines der oben genannten nicht-sedierenden Antihistaminika wechseln. Extrem verstopfte Nasen dürfen Schwangere und Stillende durch abschwellende Nasentropfen mit Xylometazolin (zum Beispiel Otriven<sup>®</sup>) oder Oxymetazolin (zum Beispiel Nasivin<sup>®</sup> oder Wick<sup>®</sup>sinex) belüften – allerdings ebenfalls nicht länger als eine Woche. </p><p class="bodytext"><strong>Langfristig desensibilisieren </strong></p><p class="bodytext">Bei manchen Betroffenen lässt sich der Heuschnupfen durch die oben genannten Medikamente nicht eindämmen. Hier ist zu überlegen, den Organismus mit einer SIT (spezifischen Immuntherapie) an das Allergen zu gewöhnen, um dadurch die allergische Reaktion einzudämmen. Diese Therapie dauert etwa 3 Jahre und ist bei Allergien gegen Gräser- und Baumpollen recht erfolgreich. Dabei werden in regelmäßigen Abständen die entsprechende Allergenextrakte entweder mit einer Spritze unter die Haut (Subcutane Immuntherapie, SCIT) oder als Tablette bzw. Lösung unter die Zunge gegeben (Sublinguale Immuntherapie, SLIT). </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Wenn Sie sich für eine SLIT oder SCIT entschieden haben, bleiben Sie dran. Je länger die Immuntherapie durchgeführt wird, desto größer ist der Therapieerfolg. Selbst wenn die Beschwerden nicht komplett verschwinden, wird durch die Immuntherapie einem Etagenwechsel vorgebeugt. </p><p class="bodytext"><strong>Was noch alles hilft </strong></p><p class="bodytext">Zur Linderung von Heuschnupfen-Beschwerden gibt es eine ganze Reihe nicht-medikamentöser Maßnahmen. Die wichtigste davon ist die Allergen-Karenz, d.h. das Meiden der Pollenallergene. Hilfreich sind dabei folgende Tipps:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Feucht wischen.</strong> Während der Pollensaison ist es hilfreich, Boden und andere Oberflächen im Haus feucht zu wischen, um die Pollen zu entfernen. Staubsaugen ist kontraproduktiv, da Luft und Pollen aufgewirbelt werden.</li><li><strong>Nase spülen.</strong> Aus der Nase lassen sich Pollen mit einer Nasenspülung vertreiben. Am besten nimmt man dazu Salzlösungen, die erforderlichen Nasendusche oder Nasenkanne gibt´s in der Apotheke.</li><li><strong>Zu Hause umziehen.</strong> Wer aus dem Freien kommt, kann die Pollenbelastung reduzieren, indem er seine Kleidung wechselt. Brillenträger sollten die Brillengläser reinigen, denn auch hier sammeln sich gerne Pollen an.</li><li><strong>Urlaub planen. </strong>Wer weiß, wann die für ihn gefährlichen Pollen zu Hause unterwegs sind, kann Urlaub in pollenärmeren Regionen planen. Auf der Seite https://www.zaum-online.de/pollen/pollen-monitoring-map-of-the-world.html findet sich eine Karte mit Informationen zur weltweiten Verteilung von Pollen.</li><li><strong>Richtig lüften.</strong> Fenster kurz und stoßweise öffnen, nicht gekippt lassen. Wer auf Gräserpollen allergisch ist, sollte eher morgens die Fenster öffnen, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land ist deren Konzentration in der Luft morgens am niedrigsten. Anders herum ist es beim Beifuß: Seine Pollen schwirren vor allem morgens in der Luft, weshalb Beifuß-Allergiker morgens die Fenster geschlossen halten und abends lüften sollten. Nach einem starken Regenguss gilt für alle: Fenster öffnen und die saubere Luft einziehen lassen.</li><li><strong>Sauber schlafen.</strong> Haarwaschen und Duschen vor dem Schlafengehen entfernt Pollen von Haut und Haaren. Getragene Kleidung nicht mit ins Schlafzimmer nehmen, Bettwäsche häufig wechseln.</li><li><strong>Pollenarm Autofahren. </strong>Pollenfilter in der Lüftung reduzieren die Pollen im Inneren des Autos, außerdem sollten während der Fahrt die Fenster geschlossen bleiben.</li><li><strong>Drinnen sporteln. </strong>Pollenallergiker können in der für sie belastenden Zeit auf Hallenaktivitäten umsteigen: Schwimmen im Hallenbad, Klettern in der Kletterhalle oder Tennis drinnen macht auch Spaß.</li><li><strong>Staubmasken &amp; Co. </strong>Manche Pollenallergiker empfinden auch das Tragen von Staubmasken, Brillen mit dicht schließenden Gläsern oder speziellen, in der Nase getragenen Filtern als entlastend. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Wer ein Smartphone hat, kann sich hilfreiche Apps mit Pollenflugvorhersagen herunterladen. Entsprechende Angebote finden Sie in den App-Stores, Beispiele sind Husteblume oder der Pollenfluggefahrenindex vom Deutschen Wetterdienst. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ online, www.allergieinformationsdienst.de</p><p class="bodytext"></p><p class="bodytext"></p>

<p class="bodytext">Pünktlich zum Frühjahr geht es für viel wieder los mit dem Heuschnupfen. Triefende Nase, dauerhafter Niesreiz, juckende und tränende Augen werden je nach herumfliegender Pollenart zum lästigen Begleiter. Zum Glück muss man den Spuk nicht kampflos hinnehmen: Lesen Sie in diesem Ratgeber, mit welchen Tipps und Medikamenten Sie Ihren Heuschnupfen am besten in den Griff bekommen. </p><p class="bodytext"><strong>Häufig und nicht harmlos </strong></p><p class="bodytext">Heuschnupfen ist alles andere als selten: Fast jedes 10. Kind leidet darunter, und bei 15% der Erwachsenen wird zumindest einmal im Verlauf ihres Lebens die Diagnose „Heuschnupfen“ gestellt. Auch wenn oberflächlich betrachtet nur die Nase trieft und das Auge juckt, ist der Heuschnupfen, (medizinisch auch allergische oder saisonale Rhinitis) nicht harmlos: Manche Heuschnupfenerkrankte sind so stark betroffen, dass sie Dauerkopfschmerzen und Müdigkeit entwickeln und sogar ihre Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt ist. Unbehandelter Heuschnupfen kann sich auch auswachsen und die Schleimhäute so empfindlich machen, dass sich leichter Nasennebenhöhlenentzündungen, Husten oder sogar ein allergisches Asthma entwickelt. Bei Letzterem spricht man dann von einem Etagenwechsel, weil sich die Heuschnupfenbeschwerden nun eine Etage tiefer, nämlich in den Bronchien und der Lunge bemerkbar machen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Spätestens bei Brennen hinter dem Brustbein, Nachlassen der sportlichen Leistung (z. B. im Schulsport), Reizhusten und häufigen Infekte der tiefen Atemweg sollten Sie einen Arzt aufsuchen, denn diese Beschwerden können Hinweise auf den oben genannten Etagenwechsel sein. </p><p class="bodytext"><strong>Den Trief-Auslöser dingfest machen</strong></p><p class="bodytext">Auslöser für den Heuschnupfen sind Pollen aller Art, also das männliche Erbgut, das Pflanzen über den Wind verteilen. Diese Pollen sind bis zu 20 Mikrometer groß und können über hunderte Kilometer fliegen. Dringen sie in die Atemwege oder in die Augen ein, lösen sie bei sensibilisierten Pollenallergikern über deren körpereigene Abwehr (Immunglobuline und der Botenstoff Histamin) die typischen Beschwerden aus. Zu den wichtigsten allergie-auslösenden Pollen zählen</p><p class="bodytext"><ul><li>Hasel, Erle, Birke&nbsp;</li><li>Gräser, Roggen&nbsp;</li><li>Beifuß, Nessel&nbsp;</li><li>Ambrosia. </li></ul></p><p class="bodytext">Weil sich die allergieauslösenden Bestanteile der Pollen häufig ähneln, haben viele Heuschnupfenpatienten sogar mehrere Allergien gleichzeitig und kämpfen deshalb oft von Januar bis zum Herbst mit Juckreiz, Triefnase &amp; Co.. Um herauszufinden, welche Allergene für die Beschwerden verantwortlich sind, ist ein Arztbesuch angezeigt. Nach der gründlichen Befragung hilft ein sogenannter Pricktest, den Übeltäter nachzuweisen. Dabei tropft der Arzt verschiedene Allergene auf die Innenseite des Unterarms und ritzt die Haut oberflächlich mit einer Nadel ein. Anhand der Hautreaktionen lässt sich ablesen, auf welches Allergen der Betroffene allergisch ist. Im Zweifel nimmt der Arzt auch Blut ab und prüft, ob spezifische IgE-Antikörper gegen das verdächtige Pollengen nachweisbar sind. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Hilfreich bei der Identifizierung der allergisierenden Pollen ist ein Pollentagebuch, indem der Betroffene seine Beschwerden einträgt, die dann mit der aktuellen Pollensituation vor Ort abgeglichen werden (bereitgestellt von der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst unter http://www.pollenstiftung.de/pollentagebuchpollen-app/ ). </p><p class="bodytext"><strong>Akute Hilfe mit Spray und Tropfen </strong></p><p class="bodytext">Wenn die Augen jucken und die Nase trieft, will der Betroffene meist nur, dass die Beschwerden schnell wieder verschwinden. Dabei sollten zunächst lokale Mittel eingesetzt werden, d.h. Nasensprays und Augentropfen. Folgende Präparate sind in der Apotheke rezeptfrei erhältlich:</p><p class="bodytext"><ul><li>Cromoglicinsäure (zum Beispiel Pollicrom<sup>®</sup> oder Vividrin<sup>®</sup>Nasenspray gegen Heuschnupfen) ist die mildeste Variante der Wirkstoffe gegen die saisonale allergische Rhinitis. Sie stabilisiert die Zellen, die den Botenstoff Histamin freisetzen und wirkt damit vorbeugend. Deshalb müssen Nasensprays oder Augentropfen mit Cromoglicinsäure auch schon eine Woche vor dem ersten Pollenflug verwendet werden, um ausreichend zu wirken.</li><li>Antihistaminika blockieren den Rezeptor für Histamin und wirken schnell und effektiv. Als Nasenspray oder Augentropfen empfehlen sich Azelastin (zum Beispiel Allergodil<sup>®</sup>akut, Vividrin<sup>®</sup>akut, Pollival<sup>®</sup> oder Azela-Vision<sup>®</sup>MD sine) oder Levocabastin (zum Beispiel Levocamed<sup>®</sup>). Ketotifen gibt es nur als Augentropfen (zum Beispiel Ketotifen Stulln<sup>®</sup>DU, Zaditen ophta<sup>®</sup>). Je nach Wirkstoff sollen sie 2 bis 4-Mal am Tag angewendet werden.</li><li>Kortisonhaltige Nasensprays dämmen die Immunreaktion ein und gehören inzwischen zur Basistherapie beim Heuschnupfen. Zur Selbstmedikation nach Erstdiagnose durch den Arzt sind für Erwachsene die Wirkstoffe Beclometason (zum Beispiel Rhinivict<sup>®</sup>nasal), Mometason (zum Beispiel Momeallerg<sup>®</sup>) und Fluticason (zum Beispiel Otri-Allergie<sup>®</sup>) zugelassen. Die Wirkung kortisonhaltiger Nasensprays setzt jedoch erst nach drei bis vier Behandlungstagen ein. Bei Besserung der Beschwerden kann die Dosis reduziert werden. Reicht eine Monotherapie nicht aus, kann sich der Betroffene vom Arzt auch ein Nasenspray mit einer fixen Kombination von Kortison und Antihistaminikum verschreiben lassen (zum Beispiel Dymista<sup>®</sup>).</li><li>Bei akut stark verstopfter Nase oder extrem geröteten Augen dürfen für maximal eine Woche auch abschwellende Nasentropfen bzw. weißmachende Augentropfen verwendet werden. Empfohlene Wirkstoffe sind gefäßverengende Alpha-Sympathomimetika wie Naphazolin oder Oxymetazolin. </li></ul></p><p class="bodytext">Sind Augen und Nase vom Heuschnupfen betroffen, bietet sich auch eine „innere“ Therapie mit Antihistaminika an. Die Tabletten werden einmal täglich eingenommen und reduzieren zuverlässig die allergischen Beschwerden. Antihistaminika der 2. und 3. Generation wie Loratadin, Cetirizin und Levocetirizin machen weniger müde als die der 1. Generation, weswegen ihnen der Vorzug gegeben werden sollte. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Wer auch von den neuen Antihistaminika müde wird, sollte die Einnahme der Tagesdosis auf abends verlegen. </p><p class="bodytext"><strong>Müssen Schwangere weiterschniefen? </strong></p><p class="bodytext">Medikamente sind während Schwangerschaft und Stillzeit oft eine heikle Angelegenheit. Zum Glück sind jedoch laut den Experten für Embryonaltoxokologie von der Charité Berlin die wichtigsten Basismedikamente auch mit Baby im Bauch oder an der Brust erlaubt. Erste Wahl ist die als Nasenspray oder Augentropfen zur Prophylaxe eingesetzte Cromoglicinsäure. Reicht das nicht aus, dürfen Schwangere zu Augentropfen oder ein Nasenspray mit Azelastin oder Levocabastin greifen. Auch Antihistaminika-Tabletten sind möglich: Hier empfehlen die Experten die Wirkstoffe Loratidin, Desloratidin oder Cetirizin, ist eine Sedierung, d.h. das Müdemachen erwünscht, darf Clemastin (zum Beispiel Tavegil<sup>®</sup>) eingenommen werden. Clemastin geht jedoch in die Muttermilch über. Wird das Baby mitsediert, sollte die Mutter lieber auf eines der oben genannten nicht-sedierenden Antihistaminika wechseln. Extrem verstopfte Nasen dürfen Schwangere und Stillende durch abschwellende Nasentropfen mit Xylometazolin (zum Beispiel Otriven<sup>®</sup>) oder Oxymetazolin (zum Beispiel Nasivin<sup>®</sup> oder Wick<sup>®</sup>sinex) belüften – allerdings ebenfalls nicht länger als eine Woche. </p><p class="bodytext"><strong>Langfristig desensibilisieren </strong></p><p class="bodytext">Bei manchen Betroffenen lässt sich der Heuschnupfen durch die oben genannten Medikamente nicht eindämmen. Hier ist zu überlegen, den Organismus mit einer SIT (spezifischen Immuntherapie) an das Allergen zu gewöhnen, um dadurch die allergische Reaktion einzudämmen. Diese Therapie dauert etwa 3 Jahre und ist bei Allergien gegen Gräser- und Baumpollen recht erfolgreich. Dabei werden in regelmäßigen Abständen die entsprechende Allergenextrakte entweder mit einer Spritze unter die Haut (Subcutane Immuntherapie, SCIT) oder als Tablette bzw. Lösung unter die Zunge gegeben (Sublinguale Immuntherapie, SLIT). </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Wenn Sie sich für eine SLIT oder SCIT entschieden haben, bleiben Sie dran. Je länger die Immuntherapie durchgeführt wird, desto größer ist der Therapieerfolg. Selbst wenn die Beschwerden nicht komplett verschwinden, wird durch die Immuntherapie einem Etagenwechsel vorgebeugt. </p><p class="bodytext"><strong>Was noch alles hilft </strong></p><p class="bodytext">Zur Linderung von Heuschnupfen-Beschwerden gibt es eine ganze Reihe nicht-medikamentöser Maßnahmen. Die wichtigste davon ist die Allergen-Karenz, d.h. das Meiden der Pollenallergene. Hilfreich sind dabei folgende Tipps:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Feucht wischen.</strong> Während der Pollensaison ist es hilfreich, Boden und andere Oberflächen im Haus feucht zu wischen, um die Pollen zu entfernen. Staubsaugen ist kontraproduktiv, da Luft und Pollen aufgewirbelt werden.</li><li><strong>Nase spülen.</strong> Aus der Nase lassen sich Pollen mit einer Nasenspülung vertreiben. Am besten nimmt man dazu Salzlösungen, die erforderlichen Nasendusche oder Nasenkanne gibt´s in der Apotheke.</li><li><strong>Zu Hause umziehen.</strong> Wer aus dem Freien kommt, kann die Pollenbelastung reduzieren, indem er seine Kleidung wechselt. Brillenträger sollten die Brillengläser reinigen, denn auch hier sammeln sich gerne Pollen an.</li><li><strong>Urlaub planen. </strong>Wer weiß, wann die für ihn gefährlichen Pollen zu Hause unterwegs sind, kann Urlaub in pollenärmeren Regionen planen. Auf der Seite https://www.zaum-online.de/pollen/pollen-monitoring-map-of-the-world.html findet sich eine Karte mit Informationen zur weltweiten Verteilung von Pollen.</li><li><strong>Richtig lüften.</strong> Fenster kurz und stoßweise öffnen, nicht gekippt lassen. Wer auf Gräserpollen allergisch ist, sollte eher morgens die Fenster öffnen, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land ist deren Konzentration in der Luft morgens am niedrigsten. Anders herum ist es beim Beifuß: Seine Pollen schwirren vor allem morgens in der Luft, weshalb Beifuß-Allergiker morgens die Fenster geschlossen halten und abends lüften sollten. Nach einem starken Regenguss gilt für alle: Fenster öffnen und die saubere Luft einziehen lassen.</li><li><strong>Sauber schlafen.</strong> Haarwaschen und Duschen vor dem Schlafengehen entfernt Pollen von Haut und Haaren. Getragene Kleidung nicht mit ins Schlafzimmer nehmen, Bettwäsche häufig wechseln.</li><li><strong>Pollenarm Autofahren. </strong>Pollenfilter in der Lüftung reduzieren die Pollen im Inneren des Autos, außerdem sollten während der Fahrt die Fenster geschlossen bleiben.</li><li><strong>Drinnen sporteln. </strong>Pollenallergiker können in der für sie belastenden Zeit auf Hallenaktivitäten umsteigen: Schwimmen im Hallenbad, Klettern in der Kletterhalle oder Tennis drinnen macht auch Spaß.</li><li><strong>Staubmasken &amp; Co. </strong>Manche Pollenallergiker empfinden auch das Tragen von Staubmasken, Brillen mit dicht schließenden Gläsern oder speziellen, in der Nase getragenen Filtern als entlastend. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Wer ein Smartphone hat, kann sich hilfreiche Apps mit Pollenflugvorhersagen herunterladen. Entsprechende Angebote finden Sie in den App-Stores, Beispiele sind Husteblume oder der Pollenfluggefahrenindex vom Deutschen Wetterdienst. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ online, www.allergieinformationsdienst.de</p><p class="bodytext"></p><p class="bodytext"></p>

<p class="bodytext">Nicht nur peinlich, sondern oft auch schmerzhaft: Zu viel Luft im Bauch verursacht neben oft lautstark abgehenden, unangenehm riechenden Winden auch Völlegefühl bis hin zu krampfartigen Schmerzen. Tröstlich ist, dass Blähungen häufig harmlos sind – und sich mit den richtigen Tricks auch gut in den Griff bekommen lassen. Lesen Sie, wie Sie den üblen Winden mit allerlei Hilfsmitteln aus Küche und Apotheke den Garaus machen. </p><p class="bodytext"><strong>Die meiste Darmluft wird abgeatmet </strong></p><p class="bodytext">Luft im Darm ist ganz normal, da sie mit jeder Mahlzeit mit abgeschluckt wird. Auch bei den Verdauungsprozessen im Darm entstehen Gase, zum Beispiel Kohlendioxid, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Methan. Ein gesunder Darm schafft es, diese Luft weitgehend geruchsneutral und geräuschlos wieder loszuwerden. Der größte Teil der Gase gelangt über die Darmschleimhaut ins Blut und wird über die Lunge abgeatmet. Ein kleiner Teil verlässt den Darm über den Anus, in der Regel mit wenigen oder gar keinen Winden.</p><p class="bodytext"> Bei zu viel Luft im Darm versagt dieses innere Entlüftungssystem jedoch. Und das kommt häufig vor: Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter einem aufgeblähten Bauch mit Spannungs- und Völlegefühl oder vermehrten Blähungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch wenn keiner darüber spricht: Darmwinde oder Pupser (medizinisch auch Flatus) produziert jeder. Normal sind bis zu 10 bis 20 pro Tag. Sind es mehr oder kommen Schmerzen dazu, sollte man den Winden auf den Grund gehen. </p><p class="bodytext"><strong>Hausgemachte Luftansammlungen </strong></p><p class="bodytext">Es gibt sehr viele Gründe für die übermäßige Ansammlung von Luft im Darm. Die allermeisten davon sind harmlos, dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li><strong> Vermehrtes Luftschlucken, </strong>zum Beispiel durch zu hastiges Essen, Kaugummi-Kauen oder Zigarettenrauchen.</li><li><strong>Zu üppige Mahlzeiten. </strong>Unsere Verdauung wird nur mit einer begrenzten Menge von Nahrung auf einmal fertig. Wird diese überschritten, können nicht alle Nahrungsbestandteile ausreichend aufgespalten werden, was Blähungen verursacht.</li><li><strong>Blähende Speisen</strong>. Vor allem Zwiebeln, Kohl, Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide beinhalten reichlich Faserstoffe, die der Darm nicht alleine aufspalten kann. Das übernehmen dann Dickdarmbakterien, die dabei aber viele Gasen produzieren.</li><li><strong>Zu viel Stress.</strong> Unter Stress wird das sympathische Nervensystem aktiviert und das vegetative Nervensystem ausgebremst. Dadurch läuft die Verdauung auf Sparflamme und aufgenommene Nahrung wird vom Körper nicht richtig verarbeitet.</li><li><strong>Kohlensäure-haltige Getränke.</strong> Bei Diäten sind kohlensäurehaltige Getränke beliebt, weil sie mit Ihren hohen Luftgehalt den Magen füllen – diese gelangt aber leider aber in den Darm und verursacht dort Blähungen.</li><li><strong>Schwangerschaft. </strong>Das in der Schwangerschaft vermehrt freigesetzte Progesteron entspannt die Muskeln inklusive Darmmuskulatur. Dadurch wird der Darm träger und die Verdauung langsamer. In der späteren Schwangerschaft wird die Verdauung manchmal behindert, weil das an Größe und Gewicht zunehmende Kind auf den Darm der Mutter drückt.</li><li><strong>Nahrungsmittelunverträglichkeiten.</strong> Bei Laktose- oder Fruktoseunverträglichkeit fehlen Betroffenen Enzyme oder Transportsysteme, die für eine normale Verdauung und Aufnahme dieser beiden Zucker verantwortlich sind. Die Zucker gelangen dann unverdaut in den Dickdarm und „füttern“ dort gasproduzierende Bakterien. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vorsicht mit Zuckeraustauschstoffen wie zum Beispiel Sorbit. Der menschliche Darm kann nur etwa 20 bis 50 g davon am Tag aufnehmen, der Rest führt zu Verdauungsbeschwerden. Manche Menschen reagieren sogar schon auf wenige Gramm Sorbit mit Blähungen.</p><p class="bodytext"><strong> Blähungen durch Darmstörungen </strong></p><p class="bodytext">Neben „hausgemachten“ Blähungen gibt es auch andere Ursachen für einen vermehrten Luftgehalt im Darm. Ein Grund ist die Einnahme von Medikamenten. Antibiotika oder Metformin können zu einer Fehlbesiedelung des Darms mit einer Überzahl gasbildender Bakterien und dadurch zu Blähungen führen. Die häufig eingenommenen Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol machen manchmal Probleme, weil sie die Magensäure reduzieren. Das schützt zwar die Magenschleimhaut, führt aber auch zu einer geringeren Aufspaltung und Zersetzung der Nahrung im Magen und folglich zu Verdauungsproblemen. </p><p class="bodytext">Manchmal stecken auch ernstere Erkrankungen hinter den Blähungen. Auch wenn wie bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung die Verdauungsenzyme vermindert sind, gelangen zu viele unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter Gasbildung von den Bakterien verwertet. Typisch sind Blähungen zudem bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, wenn die geschädigte Darmschleimhaut die bei der Verdauung entstehenden Gase nicht mehr ausreichend aufnehmen kann. </p><p class="bodytext"><strong>Wann zum Arzt? </strong></p><p class="bodytext">Nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte man Blähungen, wenn sie anhaltend sind und von starken Bauchschmerzen oder Krämpfen begleitet werden. Spätestens zum Arzt sollten Sie gehen, wenn sich auch der Stuhl verändert, zum Beispiel anhaltend weicher oder dünner oder häufiger wird. Zu den absoluten Alarmsignalen aus dem Darm gehören außerdem</p><p class="bodytext"><ul><li>nächtlicher Durchfall</li><li>Blut im Stuhl</li><li>Gewichtsverlust bei unveränderter Nahrungsaufnahme</li><li>Fieber. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Im schlimmsten Fall steckt hinter solchen Beschwerden ein Dickdarmkrebs. Besonders vorsichtig sollten Sie sein, wenn in Ihrer Familie Fälle bekannt sind. Berichten Sie Ihrem Arzt davon und nehmen Sie die Vorsorgeuntersuchungen wahr. </p><p class="bodytext"><strong>Selbsthilfe gefragt </strong></p><p class="bodytext">Krankheitsverursachte Blähungen gehören therapeutisch in die Hand Ihres Arztes. In harmlosen Fällen spricht aber nichts gegen eine Selbstmedikation. Und hier haben Küche, Apotheke und Pflanzenmedizin einiges zu bieten. </p><p class="bodytext">Schnelle Abhilfe bei luftbedingtem Völle- und Spannungsgefühl im Bauch verschaffen die sogenannten Entschäumer. Dabei handelt es sich um Tenside, die die Oberflächenspannung herabsetzen und dadurch die Gasblasen im Darm platzen lassen. Die freien Gase können dann leichter von der Darmschleimhaut aufgenommen oder abtransportiert werden. Entschäumer haben den Vorteil, dass sie rein physikalisch wirken und nicht vom Körper aufgenommen werden. Es gibt sie in den verschiedensten Zubereitungen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Kautabletten, zum Beispiel Simethicon-ratiopharm<sup>®</sup>85 für Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene, sie sind gut zerkaut zu den Mahlzeiten einzunehmen</li><li>Tropfen oder Emulsionen, zum Beispiel Sab simplex<sup>®</sup>Tropfen oder Espumisan<sup>® </sup>Emulsion (beide ab dem Säuglingsalter, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten)</li><li>Weichkapseln, zum Beispiel Lefax<sup>®</sup>extra für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten</li><li>Mikrogranulat, zum Beispiel Lefax<sup>®</sup>intens Lemon fresh Microgranulat für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten. </li></ul></p><p class="bodytext">Manche Entschäumer enthalten zusätzlich Verdauungsenzyme, zum Beispiel Enzym-Lefax<sup>®</sup>Kautabletten oder Meteozym<sup>®</sup>magensaftresistente Tabletten. Einen wissenschaftlichen Nachweis für ihre Wirksamkeit gibt es bisher nicht. Da viele Betroffenen trotzdem von der Entschäumer-Enzym-Kombi profitieren, lohnt sich ein Versuch damit durchaus. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Enzympräparate stammen aus Pankreasextrakten von Schweinen. Für Menschen, die zum Beispiel aus religiösen Gründen keine Produkte vom Schwein verzehren, sind sie deshalb nicht geeignet. </p><p class="bodytext"><strong>Tee und Gewürze gegen Blähungen </strong></p><p class="bodytext">Viele Koch- oder Backrezepte sind so konzipiert, dass sie Blähungen entgegenwirken. So ist Kümmel eine beliebte Zutat, die die Verdauung beruhigt, zum Beispiel in Kümmelbrot oder als Zugabe zu schwer verdaulichem Kohl. Auch die ätherischen Öle des Fenchels unterstützen die Verdauung. Fenchelsamen zum Kauen werden z. B. in der indischen Küche nach einer Mahlzeit angeboten. </p><p class="bodytext">Viele dieser Gewürze wirken auch als Teezubereitungen. Allen voran Fenchel, Anis und Kümmel, die als Tee vor dem Essen getrunken die Verdauung anregen und bei schon bestehenden Blähungen entblähend und entlastend wirken. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Wenn Sie Tee aus frischen Samen zubereiten, zerstoßen Sie diese kurz vor dem Überbrühen mit dem Mörser. Dadurch lösen sich die ätherischen Öle besser und die wohltuende Wirkung wird verstärkt. </p><p class="bodytext"><strong>Entbläher aus dem Pflanzenreich </strong></p><p class="bodytext">Neben den Teezubereitungen stehen entblähende Wirkstoffe (sog. Karminativa) aus der Pflanzenwelt auch in Kapselform zur Verfügung. Hilfreich ist zum Beispiel die fixe Kombination Menthacarin (zum Beispiel Carmenthin<sup>®</sup>) aus Pfefferminzöl und Kümmelöl. Beide Wirkstoffe zusammen lösen Krämpfe und vermindern Völlegefühl und Blähungen. Zugelassen ist das Kombiprodukt für Jugendliche ab 12 und Erwachsene. </p><p class="bodytext">Auch Flüssigzubereitungen mit Pflanzenwirkstoffen kommen gegen Blähungen zum Einsatz, allen voran Präparate mit Bitterstoffen. Bitterstoffe regen über die Geschmacksrezeptoren die Magen- und Gallensaftsekretion an und wirken damit verdauungsfördernd. Häufig wird die verdauungsfördernde Eigenschaft von Enzian, Wermut oder Angelikawurzel mit krampflösenden Wirkstoffen aus Melisse und Kümmel kombiniert. Die Einnahme solcher Tropfen oder Lösungen erfolgt mehrmals täglich vor den Mahlzeiten, um ihre Wirkweise optimal auszunutzen. Beispiele für solche Mixturen sind die ethanolischen Extrakte Iberogast<sup>®</sup>flüssig oder Gastritol<sup>®</sup>liquid. Zu den Karminativa (Entblähern), die ohne alkoholisches Auszugsmittel gewonnen werden, gehören zum Beispiel Gastrovegetalin<sup>®</sup>Weichkapseln, Gelsectan<sup>®</sup>Kapseln oder Gastrovegetalin<sup>®</sup>Lösung. </p><p class="bodytext">Viele der pflanzlichen Entbläher dürfen nicht in der Schwangerschaft angewendet werden. Schwangere tun gut daran, sich bei Blähungen individuell von ihrem Frauenarzt oder Apotheker beraten zu lassen. Eine Therapieoption ist der oben genannte Entschäumer Simeticon, da er physikalisch wirkt und vom Organismus nicht aufgenommen wird. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Bitte keinen Magenbitter vor oder nach dem Essen! Weil sich der Stoffwechsel erst einmal um die Entgiftung des Alkohols kümmern muss, wird die Verdauung der Mahlzeit zunächst verzögert statt gefördert. </p><p class="bodytext"><strong>Was man noch tun kann </strong></p><p class="bodytext">Neben Bitterstoffen und Entschäumern gibt es einige Verhaltensregeln, die den Bauch zur Ruhe bringen können. Allen voran sollten Sie alles vermeiden, was Blähungen fördert (siehe weiter oben im Text). Darüber hinaus hilft:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Genug bewegen. </strong>Bewegung unterstützt die Darmmotorik und damit den Abtransport der Gase. Empfehlenswert sind Verdauungsspaziergänge, leichte Gymnastik und auch die Massage des Bauches.</li><li><strong>Stress abbauen</strong> und Seele baumeln lassen. Entspannung entspannt auch den Darm und lässt ihn besser verdauen.</li><li><strong>Probiotika.</strong> Der Versuch die Darmflora mit „guten“ Bakterien auf Vordermann zu bringen kann durchaus helfen. Sie senken unter anderem den pH-Wert im Darm und hemmen dadurch das Wachstum unerwünschter Bakterien. Außerdem sollen sie die für die Verdauung erforderlichen Bewegungen des Darms fördern.</li><li><strong>Nahrungsmittelunverträglichkeiten abklären lassen.</strong> Wenn Sie immer wieder auf Obst oder Milch mit Blähungen und Durchfall reagieren, könnte eine Fruktose- oder Laktoseintoleranz dahinterstecken. Einfache Tests beim Arzt schaffen Gewissheit. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Jeder Mensch reagiert individuell auf Nahrungsmittel. Wenn die Ursache für Verdauungsstörungen nicht klar ist, führen Sie ein Ernährungstagebuch, um blähende Übeltäter herauszufinden und von dann ab zu meiden. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2018, Nr. 50 S. 36 </p>

<p class="bodytext">Nicht nur peinlich, sondern oft auch schmerzhaft: Zu viel Luft im Bauch verursacht neben oft lautstark abgehenden, unangenehm riechenden Winden auch Völlegefühl bis hin zu krampfartigen Schmerzen. Tröstlich ist, dass Blähungen häufig harmlos sind – und sich mit den richtigen Tricks auch gut in den Griff bekommen lassen. Lesen Sie, wie Sie den üblen Winden mit allerlei Hilfsmitteln aus Küche und Apotheke den Garaus machen. </p><p class="bodytext"><strong>Die meiste Darmluft wird abgeatmet </strong></p><p class="bodytext">Luft im Darm ist ganz normal, da sie mit jeder Mahlzeit mit abgeschluckt wird. Auch bei den Verdauungsprozessen im Darm entstehen Gase, zum Beispiel Kohlendioxid, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Methan. Ein gesunder Darm schafft es, diese Luft weitgehend geruchsneutral und geräuschlos wieder loszuwerden. Der größte Teil der Gase gelangt über die Darmschleimhaut ins Blut und wird über die Lunge abgeatmet. Ein kleiner Teil verlässt den Darm über den Anus, in der Regel mit wenigen oder gar keinen Winden.</p><p class="bodytext"> Bei zu viel Luft im Darm versagt dieses innere Entlüftungssystem jedoch. Und das kommt häufig vor: Etwa jeder fünfte Erwachsene leidet immer wieder unter einem aufgeblähten Bauch mit Spannungs- und Völlegefühl oder vermehrten Blähungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch wenn keiner darüber spricht: Darmwinde oder Pupser (medizinisch auch Flatus) produziert jeder. Normal sind bis zu 10 bis 20 pro Tag. Sind es mehr oder kommen Schmerzen dazu, sollte man den Winden auf den Grund gehen. </p><p class="bodytext"><strong>Hausgemachte Luftansammlungen </strong></p><p class="bodytext">Es gibt sehr viele Gründe für die übermäßige Ansammlung von Luft im Darm. Die allermeisten davon sind harmlos, dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li><strong> Vermehrtes Luftschlucken, </strong>zum Beispiel durch zu hastiges Essen, Kaugummi-Kauen oder Zigarettenrauchen.</li><li><strong>Zu üppige Mahlzeiten. </strong>Unsere Verdauung wird nur mit einer begrenzten Menge von Nahrung auf einmal fertig. Wird diese überschritten, können nicht alle Nahrungsbestandteile ausreichend aufgespalten werden, was Blähungen verursacht.</li><li><strong>Blähende Speisen</strong>. Vor allem Zwiebeln, Kohl, Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide beinhalten reichlich Faserstoffe, die der Darm nicht alleine aufspalten kann. Das übernehmen dann Dickdarmbakterien, die dabei aber viele Gasen produzieren.</li><li><strong>Zu viel Stress.</strong> Unter Stress wird das sympathische Nervensystem aktiviert und das vegetative Nervensystem ausgebremst. Dadurch läuft die Verdauung auf Sparflamme und aufgenommene Nahrung wird vom Körper nicht richtig verarbeitet.</li><li><strong>Kohlensäure-haltige Getränke.</strong> Bei Diäten sind kohlensäurehaltige Getränke beliebt, weil sie mit Ihren hohen Luftgehalt den Magen füllen – diese gelangt aber leider aber in den Darm und verursacht dort Blähungen.</li><li><strong>Schwangerschaft. </strong>Das in der Schwangerschaft vermehrt freigesetzte Progesteron entspannt die Muskeln inklusive Darmmuskulatur. Dadurch wird der Darm träger und die Verdauung langsamer. In der späteren Schwangerschaft wird die Verdauung manchmal behindert, weil das an Größe und Gewicht zunehmende Kind auf den Darm der Mutter drückt.</li><li><strong>Nahrungsmittelunverträglichkeiten.</strong> Bei Laktose- oder Fruktoseunverträglichkeit fehlen Betroffenen Enzyme oder Transportsysteme, die für eine normale Verdauung und Aufnahme dieser beiden Zucker verantwortlich sind. Die Zucker gelangen dann unverdaut in den Dickdarm und „füttern“ dort gasproduzierende Bakterien. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Vorsicht mit Zuckeraustauschstoffen wie zum Beispiel Sorbit. Der menschliche Darm kann nur etwa 20 bis 50 g davon am Tag aufnehmen, der Rest führt zu Verdauungsbeschwerden. Manche Menschen reagieren sogar schon auf wenige Gramm Sorbit mit Blähungen.</p><p class="bodytext"><strong> Blähungen durch Darmstörungen </strong></p><p class="bodytext">Neben „hausgemachten“ Blähungen gibt es auch andere Ursachen für einen vermehrten Luftgehalt im Darm. Ein Grund ist die Einnahme von Medikamenten. Antibiotika oder Metformin können zu einer Fehlbesiedelung des Darms mit einer Überzahl gasbildender Bakterien und dadurch zu Blähungen führen. Die häufig eingenommenen Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol oder Pantoprazol machen manchmal Probleme, weil sie die Magensäure reduzieren. Das schützt zwar die Magenschleimhaut, führt aber auch zu einer geringeren Aufspaltung und Zersetzung der Nahrung im Magen und folglich zu Verdauungsproblemen. </p><p class="bodytext">Manchmal stecken auch ernstere Erkrankungen hinter den Blähungen. Auch wenn wie bei einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung die Verdauungsenzyme vermindert sind, gelangen zu viele unverdaute Nahrungsbestandteile in den Dickdarm und werden dort unter Gasbildung von den Bakterien verwertet. Typisch sind Blähungen zudem bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, wenn die geschädigte Darmschleimhaut die bei der Verdauung entstehenden Gase nicht mehr ausreichend aufnehmen kann. </p><p class="bodytext"><strong>Wann zum Arzt? </strong></p><p class="bodytext">Nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte man Blähungen, wenn sie anhaltend sind und von starken Bauchschmerzen oder Krämpfen begleitet werden. Spätestens zum Arzt sollten Sie gehen, wenn sich auch der Stuhl verändert, zum Beispiel anhaltend weicher oder dünner oder häufiger wird. Zu den absoluten Alarmsignalen aus dem Darm gehören außerdem</p><p class="bodytext"><ul><li>nächtlicher Durchfall</li><li>Blut im Stuhl</li><li>Gewichtsverlust bei unveränderter Nahrungsaufnahme</li><li>Fieber. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Im schlimmsten Fall steckt hinter solchen Beschwerden ein Dickdarmkrebs. Besonders vorsichtig sollten Sie sein, wenn in Ihrer Familie Fälle bekannt sind. Berichten Sie Ihrem Arzt davon und nehmen Sie die Vorsorgeuntersuchungen wahr. </p><p class="bodytext"><strong>Selbsthilfe gefragt </strong></p><p class="bodytext">Krankheitsverursachte Blähungen gehören therapeutisch in die Hand Ihres Arztes. In harmlosen Fällen spricht aber nichts gegen eine Selbstmedikation. Und hier haben Küche, Apotheke und Pflanzenmedizin einiges zu bieten. </p><p class="bodytext">Schnelle Abhilfe bei luftbedingtem Völle- und Spannungsgefühl im Bauch verschaffen die sogenannten Entschäumer. Dabei handelt es sich um Tenside, die die Oberflächenspannung herabsetzen und dadurch die Gasblasen im Darm platzen lassen. Die freien Gase können dann leichter von der Darmschleimhaut aufgenommen oder abtransportiert werden. Entschäumer haben den Vorteil, dass sie rein physikalisch wirken und nicht vom Körper aufgenommen werden. Es gibt sie in den verschiedensten Zubereitungen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Kautabletten, zum Beispiel Simethicon-ratiopharm<sup>®</sup>85 für Kinder ab 6 Jahren und Erwachsene, sie sind gut zerkaut zu den Mahlzeiten einzunehmen</li><li>Tropfen oder Emulsionen, zum Beispiel Sab simplex<sup>®</sup>Tropfen oder Espumisan<sup>® </sup>Emulsion (beide ab dem Säuglingsalter, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten)</li><li>Weichkapseln, zum Beispiel Lefax<sup>®</sup>extra für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten</li><li>Mikrogranulat, zum Beispiel Lefax<sup>®</sup>intens Lemon fresh Microgranulat für Jugendliche ab 14 Jahren und Erwachsene, Einnahme zu oder nach den Mahlzeiten. </li></ul></p><p class="bodytext">Manche Entschäumer enthalten zusätzlich Verdauungsenzyme, zum Beispiel Enzym-Lefax<sup>®</sup>Kautabletten oder Meteozym<sup>®</sup>magensaftresistente Tabletten. Einen wissenschaftlichen Nachweis für ihre Wirksamkeit gibt es bisher nicht. Da viele Betroffenen trotzdem von der Entschäumer-Enzym-Kombi profitieren, lohnt sich ein Versuch damit durchaus. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Enzympräparate stammen aus Pankreasextrakten von Schweinen. Für Menschen, die zum Beispiel aus religiösen Gründen keine Produkte vom Schwein verzehren, sind sie deshalb nicht geeignet. </p><p class="bodytext"><strong>Tee und Gewürze gegen Blähungen </strong></p><p class="bodytext">Viele Koch- oder Backrezepte sind so konzipiert, dass sie Blähungen entgegenwirken. So ist Kümmel eine beliebte Zutat, die die Verdauung beruhigt, zum Beispiel in Kümmelbrot oder als Zugabe zu schwer verdaulichem Kohl. Auch die ätherischen Öle des Fenchels unterstützen die Verdauung. Fenchelsamen zum Kauen werden z. B. in der indischen Küche nach einer Mahlzeit angeboten. </p><p class="bodytext">Viele dieser Gewürze wirken auch als Teezubereitungen. Allen voran Fenchel, Anis und Kümmel, die als Tee vor dem Essen getrunken die Verdauung anregen und bei schon bestehenden Blähungen entblähend und entlastend wirken. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Wenn Sie Tee aus frischen Samen zubereiten, zerstoßen Sie diese kurz vor dem Überbrühen mit dem Mörser. Dadurch lösen sich die ätherischen Öle besser und die wohltuende Wirkung wird verstärkt. </p><p class="bodytext"><strong>Entbläher aus dem Pflanzenreich </strong></p><p class="bodytext">Neben den Teezubereitungen stehen entblähende Wirkstoffe (sog. Karminativa) aus der Pflanzenwelt auch in Kapselform zur Verfügung. Hilfreich ist zum Beispiel die fixe Kombination Menthacarin (zum Beispiel Carmenthin<sup>®</sup>) aus Pfefferminzöl und Kümmelöl. Beide Wirkstoffe zusammen lösen Krämpfe und vermindern Völlegefühl und Blähungen. Zugelassen ist das Kombiprodukt für Jugendliche ab 12 und Erwachsene. </p><p class="bodytext">Auch Flüssigzubereitungen mit Pflanzenwirkstoffen kommen gegen Blähungen zum Einsatz, allen voran Präparate mit Bitterstoffen. Bitterstoffe regen über die Geschmacksrezeptoren die Magen- und Gallensaftsekretion an und wirken damit verdauungsfördernd. Häufig wird die verdauungsfördernde Eigenschaft von Enzian, Wermut oder Angelikawurzel mit krampflösenden Wirkstoffen aus Melisse und Kümmel kombiniert. Die Einnahme solcher Tropfen oder Lösungen erfolgt mehrmals täglich vor den Mahlzeiten, um ihre Wirkweise optimal auszunutzen. Beispiele für solche Mixturen sind die ethanolischen Extrakte Iberogast<sup>®</sup>flüssig oder Gastritol<sup>®</sup>liquid. Zu den Karminativa (Entblähern), die ohne alkoholisches Auszugsmittel gewonnen werden, gehören zum Beispiel Gastrovegetalin<sup>®</sup>Weichkapseln, Gelsectan<sup>®</sup>Kapseln oder Gastrovegetalin<sup>®</sup>Lösung. </p><p class="bodytext">Viele der pflanzlichen Entbläher dürfen nicht in der Schwangerschaft angewendet werden. Schwangere tun gut daran, sich bei Blähungen individuell von ihrem Frauenarzt oder Apotheker beraten zu lassen. Eine Therapieoption ist der oben genannte Entschäumer Simeticon, da er physikalisch wirkt und vom Organismus nicht aufgenommen wird. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Bitte keinen Magenbitter vor oder nach dem Essen! Weil sich der Stoffwechsel erst einmal um die Entgiftung des Alkohols kümmern muss, wird die Verdauung der Mahlzeit zunächst verzögert statt gefördert. </p><p class="bodytext"><strong>Was man noch tun kann </strong></p><p class="bodytext">Neben Bitterstoffen und Entschäumern gibt es einige Verhaltensregeln, die den Bauch zur Ruhe bringen können. Allen voran sollten Sie alles vermeiden, was Blähungen fördert (siehe weiter oben im Text). Darüber hinaus hilft:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Genug bewegen. </strong>Bewegung unterstützt die Darmmotorik und damit den Abtransport der Gase. Empfehlenswert sind Verdauungsspaziergänge, leichte Gymnastik und auch die Massage des Bauches.</li><li><strong>Stress abbauen</strong> und Seele baumeln lassen. Entspannung entspannt auch den Darm und lässt ihn besser verdauen.</li><li><strong>Probiotika.</strong> Der Versuch die Darmflora mit „guten“ Bakterien auf Vordermann zu bringen kann durchaus helfen. Sie senken unter anderem den pH-Wert im Darm und hemmen dadurch das Wachstum unerwünschter Bakterien. Außerdem sollen sie die für die Verdauung erforderlichen Bewegungen des Darms fördern.</li><li><strong>Nahrungsmittelunverträglichkeiten abklären lassen.</strong> Wenn Sie immer wieder auf Obst oder Milch mit Blähungen und Durchfall reagieren, könnte eine Fruktose- oder Laktoseintoleranz dahinterstecken. Einfache Tests beim Arzt schaffen Gewissheit. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Jeder Mensch reagiert individuell auf Nahrungsmittel. Wenn die Ursache für Verdauungsstörungen nicht klar ist, führen Sie ein Ernährungstagebuch, um blähende Übeltäter herauszufinden und von dann ab zu meiden. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2018, Nr. 50 S. 36 </p>

<p class="bodytext">Für viele Deutsche ist die Nacht ein Alptraum: Sie schlafen nicht ein oder wachen immer wieder auf, grübeln stundenlang und fühlen sich am nächsten Tag wie gerädert. Die gute Nachricht: Nur in den wenigsten Fällen steckt eine körperliche Erkrankung hinter der gestörten Nachtruhe. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie Schlafhygiene zu besserem Schlaf verhilft, welche Tipps bei Schichtarbeit günstig sind und welche rezeptfreien Einschlafhilfen Ihr Apotheker empfiehlt. </p><p class="bodytext"><strong>Schlechter Schlaf hat üble Folgen </strong></p><p class="bodytext">Die deutsche Schlafqualität lässt zu wünschen übrig. Jeder Dritte schläft schlecht, und jeder zehnte Erwerbstätige gibt an, unter Schlafstörungen zu leiden - so lauten die Ergebnisse einer Studie der Krankenkassen. Doch Ein- und Durchschlafstörungen sind nicht nur lästig, sie haben auch spürbare Folgen. Wer nachts keine Erholung findet, ist tagsüber weniger leistungsstark und leicht reizbar. Auch gesundheitliche Probleme drohen, denn schlechter Schlaf fördert die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht, Demenz und Diabetes. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Nehmen Sie Schlafstörungen nicht auf die leichte Schulter. Suchen Sie frühzeitig Rat bei Ihrem Apotheker oder Arzt, damit es gar nicht erst zu gesundheitlichen Folgeproblemen kommt. </p><p class="bodytext"><strong>Selbsthilfe durch Schlafhygiene </strong></p><p class="bodytext">Stecken weder Erkrankungen noch Medikamente hinter den Schlafproblemen, ist es sinnvoll, die eigene Schlafhygiene zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern. Folgende Maßnahmen fördern das Einschlafen und verbessern den Schlaf: </p><p class="bodytext"><ul><li>Trinken Sie 3 – 4 Stunden vor der Schlafenszeit keine koffeinhaltigen Getränke wie Kaffee, Cola oder schwarzen Tee • Vermeiden Sie abends schwere Mahlzeiten, um Ihr Verdauungssystem zu entlasten und auf die Nachtruhe vorzubereiten.</li><li>Mäßigen Sie sich beim Alkoholkonsum! Alkohol macht zwar müde, vermindert aber die wichtigen Tiefschlafphasen.</li><li>Seien Sie tagsüber aktiv und verringern Sie Ihre körperliche Aktivität zum Abend hin, damit der Körper in den Ruhemodus schalten kann.</li><li>Verringern Sie zum Abend hin auch die Internetaktivität und den Fernsehkonsum. Besonders wichtig: Vermeiden Sie beim abendlichen Fernsehen den Blick auf einen zweiten Bildschirm. Parallelnutzung von Laptop und TV überanstrengt das Gehirn und stört die Vorbereitung auf die Nachtruhe.</li><li>Schaffen Sie Rituale: Gehen Sie immer zum gleichen Zeitpunkt ins Bett und stehen Sie auch möglichst immer zur gleichen Zeit auf. Gehen Sie auf keinen Fall zu früh ins Bett, um Schlaf „aufzuholen“ - auch wenn Sie noch vom Vortag gerädert sind.</li><li>Optimieren Sie die Schlafumgebung. Am besten sind Raumtemperaturen zwischen 16 und 18°C, ein ruhiges, dunkles Zimmer und eine gute Matratze.</li><li>Verzichten Sie auf Mittagsschlaf. Wenn nötig, machen Sie einen Kurzschlaf von 20 Minuten (einen sogenannten Power-Nap), aber unbedingt vor 15 Uhr. Zu lange Ruhezeiten unter Tag sorgen nur dafür, dass der Schlafdruck geringer wird und erhöht die Chance, dass Sie abends nicht einschlafen.</li><li>Nehmen Sie den Druck raus: Schauen Sie nachts nicht auf Uhren oder Wecker, um dann über verbleibende Schlafzeiten zu grübeln.</li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp</strong>: Ein erholsamer Nachtschlaf besteht aus vier bis sechs 90minütigen Schlafzyklen, die von Einschlaf- über Tiefschlafphase bis zur Traumphase reichen. Stellen Sie Ihren Wecker auf eine Aufwachzeit, die ein Vielfaches von 90 Minuten ist. So wird verhindert, dass der Wecker Sie im Tiefschlaf weckt. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn Erkrankungen oder Medikamente den Schlaf stören </strong></p><p class="bodytext">Manchmal führen chronische Schmerzen oder Erkrankungen wie Epilepsien, die obstruktive Schlafapnoe oder Herzerkrankungen zu schlechtem Schlaf. Auch Medikamente können die Nachtruhe erheblich stören. Dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li>Demenzmedikamente wie Piracetam</li><li>Antriebssteigernde Antidepressiva wie SSRI</li><li>Medikamente gegen hohen Blutdruck wie zum Beispiel Betablocker</li><li>Medikamente gegen Asthma wie Theophyllin oder Beta-Sympathomimetika</li><li>Hormonpräparate wie Kortison oder Schilddrüsenhormone. </li></ul></p><p class="bodytext">Liegen der Schlafstörung körperliche Erkrankungen oder die Nebenwirkungen einer Medikamenteneinnahme zugrunde, ist der Arzt gefragt. Er kontrolliert z. B. die Therapie einer chronischen Erkrankung oder prüft, ob ein angeschuldigtes Medikament ausgetauscht oder anders dosiert werden kann. Stören etwa wassertreibende Mittel die Nachtruhe hilft oft schon, ihre Einnahme auf morgens zu schieben. </p><p class="bodytext"><strong>Tipps für Schichtarbeiter </strong></p><p class="bodytext">Schichtarbeit belastet den Organismus und stellt die Betroffenen vor eine Reihe von Problemen. Sie müssen sich nachts wachhalten, um zu arbeiten und tagsüber ihren Erholungsschlaf nachholen. Folgende Tipps sollen Schichtarbeitern helfen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Die günstige Reihenfolge der Schichten für den Organismus ist der Rhythmus Früh-Spät-Nachtschicht. Wie viele Tage pro Schicht sinnvoll sind, unterscheidet sich individuell. Viele Schichtarbeiter empfinden 10 – 12 Tage pro Schicht als die beste Variante.</li><li>Kurze Nickerchen von etwa 20 Minuten vor oder während einer Nachtschicht senken die Schläfrigkeit, verbessern das Reaktionsvermögen und stören den späteren Erholungsschlaf nicht.</li><li>Um die (aufmunternde) Wirkung des hellen Sonnenlichts auf die innere Uhr zu vermeiden, empfiehlt es sich, im Sommer beim Nachhauseweg von der Nachtschicht eine Sonnenbrille zu tragen.</li><li>Koffein eine halbe Stunde vor Beginn der Nachtschicht (4 mg/kg) vermindert die Schläfrigkeit in der Nacht. 4 Stunden vor dem Zu-Bett-Gehen sollten Sie dagegen kein Koffein mehr zu sich nehmen, um den späteren Schlaf nicht zu stören.</li><li>Vorsicht mit Schlafmitteln: Sie können zwar den Schlaf tagsüber verbessern, wirken aber oft über 8 Stunden hinaus (das nennt man Hangover) und verschlechtern dadurch Reaktionsvermögen und Leistungsfähigkeit während der folgenden Nachtschicht.</li><li>Stellen Sie Klingel und Telefon ab, wenn Sie tagsüber schlafen.</li><li>Weißes Rauschen, z. B. ein Ventilator oder ein auf hohe Frequenzen gestelltes Radio, überdeckt Außengeräusche und unterstützt das Einschlafen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Einschlafhilfen aus der Apotheke </strong></p><p class="bodytext">Führen die oben genannten Tipps nicht zum Erfolg, können Arzneimittel aus der Apotheke den Schlaf unterstützen. Zur kurzzeitigen Therapie stehen die H1-Antihistaminika Diphenhydramin (zum Beispiel in Betadorm<sup>®</sup>, Dormutil<sup>®</sup> oder Vivinox<sup>®</sup>sleep) und Doxylamin (zum Beispiel in Hoggar<sup>®</sup>night, Schlafsterne<sup>®</sup> oder Schlaftabs<sup>®</sup>ratiopharm) zur Verfügung. Beide Wirkstoffe sind etwa 30 bis 60 Minuten vor dem Schlafengehen einzunehmen. Generell sollen sie nicht länger als zwei Wochen angewendet werden, da es zu einer Gewöhnung kommt und die Schlafarchitektur verändert wird. Wird die Einnahme dieser Präparate beendet, muss dies schrittweise passieren, da bei abruptem Absetzen verstärkt Schlafstörungen auftreten. </p><p class="bodytext">Diphenhydramin und Doxylamin haben zudem eine ganze Palette von Nebenwirkungen, die von Konzentrationsstörungen und Benommenheit über Mundtrockenheit, Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Herzrhythmusstörungen und Blutbildveränderungen reichen. Verboten sind H1-Antihistaminika bei akutem Asthma, Grünem Star (Engwinkelglaukom), Epilepsie und Prostatavergrößerung, aber auch während der Schwangerschaft und in der Stillzeit. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Antihistaminika wirken lange: Planen Sie daher bei ihrer Einnahme immer eine genügend lange Schlafdauer von 7 bis 8 Stunden ein, da es sonst zu einem Hangover (einer bis über den nächsten Morgen hinauswirkenden Müdigkeit) kommt.</p><p class="bodytext"><strong> Baldrian &amp; Co. </strong></p><p class="bodytext">Auch Pflanzenkraft soll Schlaflose in Morpheus Arme sinken lassen. So empfiehlt zum Beispiel die Europäische Arzneimittelbehörde traditionelle Extrakte aus Baldrian, Melisse und Passionsblume zur Anwendung bei Schlafstörungen. In klinischen Studien konnten pflanzliche Präparate bisher jedoch nicht 100%ig überzeugen. </p><p class="bodytext">Da Baldrian &amp; Co. keinen Hangover verursachen und zudem gut verträglich sind, ist es durchaus einen Versuch wert, den Schlaf damit zu fördern. Für eine einschläfernde Wirkung muss Baldrian allerdings hoch genug dosiert sein, Mindestmenge sind 400 mg Trockenextrakt pro Tablette oder Kapsel. Ganz wichtig bei pflanzlichen Einschlafhelfern ist auch die Geduld, denn ihre Wirkung entfaltet sich erst Tage bis Wochen nach täglicher Einnahme. </p><p class="bodytext">Wer möchte, kann es bei Schlafstörungen auch mit Einnahme der Aminosäure Tryptophan probieren. Tryptophan wird im Gehirn zu Melatonin und Serotonin verstoffwechselt und soll gegen leichte Depressionen und Schlafstörungen helfen. Zwar ist die schlaffördernde Wirkung von Tryptophan umstritten, aber immerhin stört die Einnahme die Schlafphasen nicht und führt auch nicht zu einer Gewöhnung. Tryptophan soll 30 Minuten vor dem Schlafengehen eingenommen werden, die Anwendungsdauer beschränkt sich auf 4 Wochen. Nicht empfohlen wird Tryptophan bei Leber- und Nierenerkrankungen, außerdem darf es nicht mit Medikamenten kombiniert werden, die den Serotoninspiegel erhöhen (Antidepressiva vom SSRI-Typ oder MAO-Hemmer). </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Wenn Nervosität und innere Unruhe die Ursache Ihrer Schlafstörungen sind, lohnt sich auch ein Versuch mit Lavendelöl (z. B. Lasea<sup>®</sup>). Lavendelöl ist zwar kein Schlafmittel, beruhigt und entspannt aber und wirkt damit positiv auf die Schlafqualität ein. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn alles nichts nützt … </strong></p><p class="bodytext">Helfen weder Schlafhygiene noch rezeptfreie Medikamente, steht der Gang zum Arzt an. Er kann mit dem Betroffenen gemeinsam entscheiden, ob vielleicht psychotherapeutische Maßnahmen wie eine kognitive Verhaltenstherapie sinnvoll sind oder doch eine kurzfristige Behandlung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten einleiten. Zur Verfügung stehen zum Beispiel Benzodiazepine, die sogenannten Z-Substanzen Zopiclon und Zolpidem, antriebshemmende Antidepressiva oder sedierende (einschläfernde) Neuroleptika. Auch hierbei ist aber nicht zu vergessen: Basistherapie bei nicht-organischen Schlafstörungen ist und bleibt die Verbesserung der Schlafhygiene. </p><p class="bodytext">Quelle: Andrea Fuchs, DAZ 2019, Nr. 36, S. 40 </p>

<p class="bodytext">Für viele Deutsche ist die Nacht ein Alptraum: Sie schlafen nicht ein oder wachen immer wieder auf, grübeln stundenlang und fühlen sich am nächsten Tag wie gerädert. Die gute Nachricht: Nur in den wenigsten Fällen steckt eine körperliche Erkrankung hinter der gestörten Nachtruhe. Lesen Sie in unserem Ratgeber, wie Schlafhygiene zu besserem Schlaf verhilft, welche Tipps bei Schichtarbeit günstig sind und welche rezeptfreien Einschlafhilfen Ihr Apotheker empfiehlt. </p><p class="bodytext"><strong>Schlechter Schlaf hat üble Folgen </strong></p><p class="bodytext">Die deutsche Schlafqualität lässt zu wünschen übrig. Jeder Dritte schläft schlecht, und jeder zehnte Erwerbstätige gibt an, unter Schlafstörungen zu leiden - so lauten die Ergebnisse einer Studie der Krankenkassen. Doch Ein- und Durchschlafstörungen sind nicht nur lästig, sie haben auch spürbare Folgen. Wer nachts keine Erholung findet, ist tagsüber weniger leistungsstark und leicht reizbar. Auch gesundheitliche Probleme drohen, denn schlechter Schlaf fördert die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht, Demenz und Diabetes. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Nehmen Sie Schlafstörungen nicht auf die leichte Schulter. Suchen Sie frühzeitig Rat bei Ihrem Apotheker oder Arzt, damit es gar nicht erst zu gesundheitlichen Folgeproblemen kommt. </p><p class="bodytext"><strong>Selbsthilfe durch Schlafhygiene </strong></p><p class="bodytext">Stecken weder Erkrankungen noch Medikamente hinter den Schlafproblemen, ist es sinnvoll, die eigene Schlafhygiene zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern. Folgende Maßnahmen fördern das Einschlafen und verbessern den Schlaf: </p><p class="bodytext"><ul><li>Trinken Sie 3 – 4 Stunden vor der Schlafenszeit keine koffeinhaltigen Getränke wie Kaffee, Cola oder schwarzen Tee • Vermeiden Sie abends schwere Mahlzeiten, um Ihr Verdauungssystem zu entlasten und auf die Nachtruhe vorzubereiten.</li><li>Mäßigen Sie sich beim Alkoholkonsum! Alkohol macht zwar müde, vermindert aber die wichtigen Tiefschlafphasen.</li><li>Seien Sie tagsüber aktiv und verringern Sie Ihre körperliche Aktivität zum Abend hin, damit der Körper in den Ruhemodus schalten kann.</li><li>Verringern Sie zum Abend hin auch die Internetaktivität und den Fernsehkonsum. Besonders wichtig: Vermeiden Sie beim abendlichen Fernsehen den Blick auf einen zweiten Bildschirm. Parallelnutzung von Laptop und TV überanstrengt das Gehirn und stört die Vorbereitung auf die Nachtruhe.</li><li>Schaffen Sie Rituale: Gehen Sie immer zum gleichen Zeitpunkt ins Bett und stehen Sie auch möglichst immer zur gleichen Zeit auf. Gehen Sie auf keinen Fall zu früh ins Bett, um Schlaf „aufzuholen“ - auch wenn Sie noch vom Vortag gerädert sind.</li><li>Optimieren Sie die Schlafumgebung. Am besten sind Raumtemperaturen zwischen 16 und 18°C, ein ruhiges, dunkles Zimmer und eine gute Matratze.</li><li>Verzichten Sie auf Mittagsschlaf. Wenn nötig, machen Sie einen Kurzschlaf von 20 Minuten (einen sogenannten Power-Nap), aber unbedingt vor 15 Uhr. Zu lange Ruhezeiten unter Tag sorgen nur dafür, dass der Schlafdruck geringer wird und erhöht die Chance, dass Sie abends nicht einschlafen.</li><li>Nehmen Sie den Druck raus: Schauen Sie nachts nicht auf Uhren oder Wecker, um dann über verbleibende Schlafzeiten zu grübeln.</li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Tipp</strong>: Ein erholsamer Nachtschlaf besteht aus vier bis sechs 90minütigen Schlafzyklen, die von Einschlaf- über Tiefschlafphase bis zur Traumphase reichen. Stellen Sie Ihren Wecker auf eine Aufwachzeit, die ein Vielfaches von 90 Minuten ist. So wird verhindert, dass der Wecker Sie im Tiefschlaf weckt. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn Erkrankungen oder Medikamente den Schlaf stören </strong></p><p class="bodytext">Manchmal führen chronische Schmerzen oder Erkrankungen wie Epilepsien, die obstruktive Schlafapnoe oder Herzerkrankungen zu schlechtem Schlaf. Auch Medikamente können die Nachtruhe erheblich stören. Dazu gehören beispielsweise</p><p class="bodytext"><ul><li>Demenzmedikamente wie Piracetam</li><li>Antriebssteigernde Antidepressiva wie SSRI</li><li>Medikamente gegen hohen Blutdruck wie zum Beispiel Betablocker</li><li>Medikamente gegen Asthma wie Theophyllin oder Beta-Sympathomimetika</li><li>Hormonpräparate wie Kortison oder Schilddrüsenhormone. </li></ul></p><p class="bodytext">Liegen der Schlafstörung körperliche Erkrankungen oder die Nebenwirkungen einer Medikamenteneinnahme zugrunde, ist der Arzt gefragt. Er kontrolliert z. B. die Therapie einer chronischen Erkrankung oder prüft, ob ein angeschuldigtes Medikament ausgetauscht oder anders dosiert werden kann. Stören etwa wassertreibende Mittel die Nachtruhe hilft oft schon, ihre Einnahme auf morgens zu schieben. </p><p class="bodytext"><strong>Tipps für Schichtarbeiter </strong></p><p class="bodytext">Schichtarbeit belastet den Organismus und stellt die Betroffenen vor eine Reihe von Problemen. Sie müssen sich nachts wachhalten, um zu arbeiten und tagsüber ihren Erholungsschlaf nachholen. Folgende Tipps sollen Schichtarbeitern helfen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Die günstige Reihenfolge der Schichten für den Organismus ist der Rhythmus Früh-Spät-Nachtschicht. Wie viele Tage pro Schicht sinnvoll sind, unterscheidet sich individuell. Viele Schichtarbeiter empfinden 10 – 12 Tage pro Schicht als die beste Variante.</li><li>Kurze Nickerchen von etwa 20 Minuten vor oder während einer Nachtschicht senken die Schläfrigkeit, verbessern das Reaktionsvermögen und stören den späteren Erholungsschlaf nicht.</li><li>Um die (aufmunternde) Wirkung des hellen Sonnenlichts auf die innere Uhr zu vermeiden, empfiehlt es sich, im Sommer beim Nachhauseweg von der Nachtschicht eine Sonnenbrille zu tragen.</li><li>Koffein eine halbe Stunde vor Beginn der Nachtschicht (4 mg/kg) vermindert die Schläfrigkeit in der Nacht. 4 Stunden vor dem Zu-Bett-Gehen sollten Sie dagegen kein Koffein mehr zu sich nehmen, um den späteren Schlaf nicht zu stören.</li><li>Vorsicht mit Schlafmitteln: Sie können zwar den Schlaf tagsüber verbessern, wirken aber oft über 8 Stunden hinaus (das nennt man Hangover) und verschlechtern dadurch Reaktionsvermögen und Leistungsfähigkeit während der folgenden Nachtschicht.</li><li>Stellen Sie Klingel und Telefon ab, wenn Sie tagsüber schlafen.</li><li>Weißes Rauschen, z. B. ein Ventilator oder ein auf hohe Frequenzen gestelltes Radio, überdeckt Außengeräusche und unterstützt das Einschlafen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Einschlafhilfen aus der Apotheke </strong></p><p class="bodytext">Führen die oben genannten Tipps nicht zum Erfolg, können Arzneimittel aus der Apotheke den Schlaf unterstützen. Zur kurzzeitigen Therapie stehen die H1-Antihistaminika Diphenhydramin (zum Beispiel in Betadorm<sup>®</sup>, Dormutil<sup>®</sup> oder Vivinox<sup>®</sup>sleep) und Doxylamin (zum Beispiel in Hoggar<sup>®</sup>night, Schlafsterne<sup>®</sup> oder Schlaftabs<sup>®</sup>ratiopharm) zur Verfügung. Beide Wirkstoffe sind etwa 30 bis 60 Minuten vor dem Schlafengehen einzunehmen. Generell sollen sie nicht länger als zwei Wochen angewendet werden, da es zu einer Gewöhnung kommt und die Schlafarchitektur verändert wird. Wird die Einnahme dieser Präparate beendet, muss dies schrittweise passieren, da bei abruptem Absetzen verstärkt Schlafstörungen auftreten. </p><p class="bodytext">Diphenhydramin und Doxylamin haben zudem eine ganze Palette von Nebenwirkungen, die von Konzentrationsstörungen und Benommenheit über Mundtrockenheit, Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Herzrhythmusstörungen und Blutbildveränderungen reichen. Verboten sind H1-Antihistaminika bei akutem Asthma, Grünem Star (Engwinkelglaukom), Epilepsie und Prostatavergrößerung, aber auch während der Schwangerschaft und in der Stillzeit. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Antihistaminika wirken lange: Planen Sie daher bei ihrer Einnahme immer eine genügend lange Schlafdauer von 7 bis 8 Stunden ein, da es sonst zu einem Hangover (einer bis über den nächsten Morgen hinauswirkenden Müdigkeit) kommt.</p><p class="bodytext"><strong> Baldrian &amp; Co. </strong></p><p class="bodytext">Auch Pflanzenkraft soll Schlaflose in Morpheus Arme sinken lassen. So empfiehlt zum Beispiel die Europäische Arzneimittelbehörde traditionelle Extrakte aus Baldrian, Melisse und Passionsblume zur Anwendung bei Schlafstörungen. In klinischen Studien konnten pflanzliche Präparate bisher jedoch nicht 100%ig überzeugen. </p><p class="bodytext">Da Baldrian &amp; Co. keinen Hangover verursachen und zudem gut verträglich sind, ist es durchaus einen Versuch wert, den Schlaf damit zu fördern. Für eine einschläfernde Wirkung muss Baldrian allerdings hoch genug dosiert sein, Mindestmenge sind 400 mg Trockenextrakt pro Tablette oder Kapsel. Ganz wichtig bei pflanzlichen Einschlafhelfern ist auch die Geduld, denn ihre Wirkung entfaltet sich erst Tage bis Wochen nach täglicher Einnahme. </p><p class="bodytext">Wer möchte, kann es bei Schlafstörungen auch mit Einnahme der Aminosäure Tryptophan probieren. Tryptophan wird im Gehirn zu Melatonin und Serotonin verstoffwechselt und soll gegen leichte Depressionen und Schlafstörungen helfen. Zwar ist die schlaffördernde Wirkung von Tryptophan umstritten, aber immerhin stört die Einnahme die Schlafphasen nicht und führt auch nicht zu einer Gewöhnung. Tryptophan soll 30 Minuten vor dem Schlafengehen eingenommen werden, die Anwendungsdauer beschränkt sich auf 4 Wochen. Nicht empfohlen wird Tryptophan bei Leber- und Nierenerkrankungen, außerdem darf es nicht mit Medikamenten kombiniert werden, die den Serotoninspiegel erhöhen (Antidepressiva vom SSRI-Typ oder MAO-Hemmer). </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Wenn Nervosität und innere Unruhe die Ursache Ihrer Schlafstörungen sind, lohnt sich auch ein Versuch mit Lavendelöl (z. B. Lasea<sup>®</sup>). Lavendelöl ist zwar kein Schlafmittel, beruhigt und entspannt aber und wirkt damit positiv auf die Schlafqualität ein. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn alles nichts nützt … </strong></p><p class="bodytext">Helfen weder Schlafhygiene noch rezeptfreie Medikamente, steht der Gang zum Arzt an. Er kann mit dem Betroffenen gemeinsam entscheiden, ob vielleicht psychotherapeutische Maßnahmen wie eine kognitive Verhaltenstherapie sinnvoll sind oder doch eine kurzfristige Behandlung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten einleiten. Zur Verfügung stehen zum Beispiel Benzodiazepine, die sogenannten Z-Substanzen Zopiclon und Zolpidem, antriebshemmende Antidepressiva oder sedierende (einschläfernde) Neuroleptika. Auch hierbei ist aber nicht zu vergessen: Basistherapie bei nicht-organischen Schlafstörungen ist und bleibt die Verbesserung der Schlafhygiene. </p><p class="bodytext">Quelle: Andrea Fuchs, DAZ 2019, Nr. 36, S. 40 </p>

<p class="bodytext">Herbstzeit ist Erkältungszeit: Jetzt sind verstopfte Nasen und Nasennebenhöhlen, zähflüssiger Auswurf oder trockener Reizhusten an der Tagesordnung. Doch es gibt Linderung für geplagte Atemwege. Als Zusatztherapie oder als Einzelkämpfer putzen ätherische Öle in vielerlei Formen Nase, Rachen und Bronchien frei und helfen dabei, wieder richtig durchzuatmen. Lesen Sie in diesem Ratgeber, was Sie über Erkältungssalben, -bäder und das richtige Inhalieren wissen müssen und was Ihre Apotheke rezeptfrei für Ihre Atemwege bereithält. </p><p class="bodytext">Raus mit dem Schleim! </p><p class="bodytext">Ätherische Öle sind eine Wohltat für erkältete Atemwege. Sie regen die Schleimhautdrüsen dazu an, vermehrt und flüssigere Sekrete zu produzieren und unterstützen damit das Abhusten und die Selbstreinigung von Lunge und Atemwegen. Damit die Öle ihre Arbeit tun können, müssen sie die Atemwege erst einmal erreichen. Dazu reibt man sie entweder in die Haut ein , badet darin oder inhaliert sie. Beim Inhalieren gelangen die ätherischen Öle direkt über die Atemwege in das Bronchialsystem, beim Baden und Einreiben werden sie nicht nur eingeatmet, sondern auch teilweise über die Haut aufgenommen und über den Blutweg zu Lunge und Bronchien transportiert. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Weil ätherische Öle die Atemwege reizen, dürfen sie bei Asthma bronchiale, Keuchhusten und Pseudokrupp nicht angewendet werden, da sie zu einer lebensgefährlichen Verkrampfung der Bronchialmuskulatur führen können. </p><p class="bodytext"><strong>Balsam und Salben </strong></p><p class="bodytext">Erkältungssalben bestehen meist aus einer Mischung unterschiedlicher ätherischer Öle in einer geeigneten Grundlage, wie zum Beispiel Vaseline. Häufig werden Eukalyptusöl, Fichtennadelöl oder Terpentinöl verwendet, oft mischt man auch Einzelkomponenten aus ätherischen Ölen wie Kampfer, Cineol oder Menthol dazu. Es gibt eine große Anzahl von Erkältungssalben- und balsamen, Beispiele sind Euflux<sup>®</sup>Creme, Pinimenthol<sup>®</sup>Erkältungsbalsam, Retterspitz Bronchial Creme oder Weleda Bronchialbalsam. </p><p class="bodytext">Erkältungssalben trägt man zwei- bis viermal täglich auf Hals, Brust und Rücken auf. Ein Teil des Wirkstoffs verdunstet und wird eingeatmet, ein Teil wird über die Haut aufgenommen. Weil Erkältungssalben die Haut reizen können, dürfen sie keinesfalls auf Schleimhäute, entzündete oder erkrankte Haut oder gar auf offene Wunden aufgetragen werden. Wer sich nicht einschmieren möchte, kann auch eine flüssige Zubereitung wählen und diese direkt auf Kleidung, Bettwäsche oder ein Halstuch tropfen. Beispiele hierfür sind Olbas<sup>®</sup>-Tropfen oder Babix<sup>®</sup>Inhalat. </p><p class="bodytext">Wieviel von dem ätherischen Öl in den Atemwegen ankommt, ist von Substanz zu Substanz unterschiedlich. Im strengen Sinn der evidenzbasierten Medizin konnte bisher kein Wirksamkeitsnachweis durch klinische Studien erbracht werden. Viele Schnupfenpatienten empfinden bei Anwendung aber trotzdem eine Linderung ihrer Beschwerden, weshalb Erkältungsbalsame ihren festen Platz in der Selbstmedikation haben. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Vorsicht mit Erkältungsbalsamen oder -salben bei Babys und Kleinkindern! Für sie sind nur wenige Präparate geeignet. Bei der Verwendung von Reinsubstanzen wie Menthol oder Kampfer drohen den Kleinen sogar Bronchospasmen. Wenn Sie Ihrem Kind mit Erkältungssalben helfen möchten, lassen Sie sich individuell von Ihrem Apotheker beraten! </p><p class="bodytext"><strong>Wohltuende Bäder </strong></p><p class="bodytext">Manch Schnupfengeplagter schwört auf wohltuende ätherische Bäder. Auch hier gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für ihre Wirkung, sie haben dennoch eine lange Tradition und empfehlen sich durchaus zur unterstützenden Behandlung von Atemwegserkrankungen, die mit zähflüssigem Schleim einhergehen. Beispiele sind Eucabal<sup>®</sup>Eukalyptusbad, Kneipp<sup>®</sup>Erkältungsbad oder stas<sup>®</sup>Erkältungsbad. Halten Sie sich unbedingt an die Gebrauchsanweisung der jeweiligen Packungsbeilage. In der Regel werden Badetemperaturen von 35 – 38°C und eine Badedauer von 10 – 20 Minuten empfohlen. Vermeiden Sie das Schlucken von Badewasser, bei empfindlichen Menschen kann dies zu Verkrampfung der Atemmuskulatur führen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Erkältungsbäder belasten den Kreislauf und sollten bei hohem Fieber nicht durchgeführt werden. Auch wenn Sie unter Herzmuskelschwäche oder hohem Blutdruck leiden, sollten Sie vor dem Verwenden eines Erkältungsbades sicherheitshalber Ihren Arzt befragen. </p><p class="bodytext"><strong>Einfach inhalieren </strong></p><p class="bodytext">Ätherische Öle lassen sich auch mit Hilfe heißen Wassers inhalieren. Am einfachsten geht das mit der Kochtopf-Methode. Geben Sie Kamillenblüten, Salbeiblätter oder Thymian in einen Topf und schütten Sie heißes Wasser darauf. Hält man den mit einem Handtuch bedeckten Kopf über den Wasserdampf, gelangen die ätherischen Öle leicht in die Atemwege. Statt Blüten und Blätter kann man auch einen Strang Erkältungssalbe mit heißem Wasser überbrühen, gut geeignet dafür sind zum Beispiel Tumarol<sup>®</sup>Creme oder JHP<sup>®</sup>Rödler Japanisches Minzöl. Ganz einfach geht die Herstellung wohltuender Wasserdampf-Inhalate auch mit extra dafür hergestellten Lösungen aus ätherischen Ölen, zum Beispiel Pulmotin <sup>®</sup>Erkältungstropfen oder Olbas<sup>®</sup>Tropfen. </p><p class="bodytext">Ein Nachteil der Kochtopfmethode ist die Gefahr, sich zu verbrühen. Hier verschaffen spezielle Inhalatoren Abhilfe, mit denen die Wasserdampfinhalation einfach und sicherer ist. Erhältlich sind solche Inhalatoren zum Beispiel von Pinimenthol<sup>®</sup>, Soledum<sup>®</sup> oder Transpulmin<sup>®</sup>. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Wenn Sie unverdünnte ätherische Öle zum Inhalieren verwenden möchten sollten Sie diese so stark verdünnen, dass der Geruch kaum noch wahrnehmbar ist. Ansonsten wird möglicherweise zu viel Wirkstoff auf einmal freigesetzt und eingeatmet, es drohen Kopfschmerzen und als sogenannter Umkehreffekt eine Verminderung der Schleimsekretion. </p><p class="bodytext"><strong>Inhalation von innen </strong></p><p class="bodytext">Ganz einfach und ohne Umkehreffekte, Verbrühungen und Hautreizungen geht das „Inhalieren von innen“. Die Fertigarzneimittel Gelomyrtol<sup>®</sup>forte, Sinolpan<sup>®</sup>forte und Soledum<sup>®</sup>Kapseln forte enthalten ätherische Öle und Reinsubstanzen, wie zum Beispiel Cineol, und lassen die Atemwege über den Blutweg aufatmen. Die Wirkstoffe werden in Kapseln eingenommen, im Dünndarm aufgenommen und zur Lunge transportiert. Dort regen sie die Sekretproduktion an und dämmen die Entzündung ein. Die Wirksamkeit der Inhalation von innen ist übrigens in klinischen in Studien dokumentiert. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp</strong>: Nehmen Sie die Kapseln immer mit einem Glas Wasser in Zimmertemperatur ein. Bei warmer oder heißer Flüssigkeit vermindert sich die Wirksamkeit, weil sich die Kapseln schon im Magen auflösen. </p><p class="bodytext"><strong>Salzwasser für die Bronchien </strong></p><p class="bodytext">Salzwasser zu inhalieren ist für die Atemwege ebenfalls eine Wohltat und hat eine lange Tradition. Weil aber nicht jedem lange Schiffsreisen und Aufenthalte am Meer vergönnt sind, möchten viele den Meersalzeffekt in die heimische Wohnung holen. Die Kochtopfmethode versagt dabei leider, da das Salz nicht in die Dampfphase übergeht. Spezielle Vernebler (Inhaliergeräte) erzeugen jedoch Aerosole, deren Partikel über ein angeschlossenes Mundstück oder eine Maske in die Atemwege gelangen und dadurch auch das Salz oder andere Wirkstoffe bis tief in die Bronchien bringen. </p><p class="bodytext">Zum Inhalieren gibt es verschiedene Systeme, zum Beispiel Druckluftvernebler, Schwingmembranvernebler und Ultraschallvernebler. Bei der Auswahl eines geeigneten Gerätes kommt es vor allem darauf an, wie groß die erzeugten Partikel sind und ob die Wirkstoffe die oberen oder die unteren Atemwege erreichen sollen. Zum Vergleich: Reiner Wasserdampf hat Partikel von etwa 30 μm, und Partikel über 10 μm verteilen sich in Mund, Rachen und Nase. Sollen die Partikel mitsamt Salz und Wirkstoffe bis in die kleinen Bronchien gelangen, müssen sie zwischen 3 und 10 μm groß sein, sind sie kleiner, können sie bis in die Lungenbläschen vordringen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Sie möchten ein Inhaliergerät anschaffen? Bei der Vielzahl von Geräten, Systemen und Herstellern (z. B. aponorm, Beurer, MPV Medical, Omron, Pari) ist die Auswahl gar nicht so einfach. Lassen Sie sich deshalb in Ihrer Apotheke beraten, welches Gerät für Sie am besten passt. </p><p class="bodytext"><strong>Richtig inhalieren mit Vernebler </strong></p><p class="bodytext">Wenn Sie sich für ein Inhaliergerät entschieden haben, lesen Sie die Betriebsanleitung sorgfältig. Darin steht auch, wie Sie das Inhalat einfüllen. Bei dessen Auswahl haben Sie die freie Wahl: Isotone Kochsalzlösung eignet sich zum Beispiel besonders gut zur Befeuchtung der Atemwege. Erhältlich sind fertige Ampullen wie zum Beispiel Pari NaCl Inhalationsampullen oder Emser<sup>®</sup>Inhalationslösung. Wer zusätzlich Schleim lösen möchte, kann es mit hypertoner Kochsalzlösung probieren (zum Beispiel MucoClear3% oder Isomar 3% hypertone Meersalzlösung). Prinzipiell lassen sich auch Medikamente wie Kortison, Salbutamol oder Ipratropiumbromid per Vernebler inhalieren, sofern Ihr Arzt Ihnen diese verschrieben hat. Neben dem Inhalat spielt auch die Technik eine Rolle: </p><p class="bodytext"><ul><li>Atmen Sie langsam und tief ein</li><li>Sitzen während der Inhalation aufrecht oder stehen Sie dabei</li><li>Halten Sie den Vernebler senkrecht</li><li>Tauschen Sie aus hygienischen Gründen jährlich Maske und Schlauch aus</li><li>Um Ansteckungen zu vermeiden sollte jedes Familienmitglied seinen eigenen Vernebler benutzen. </li></ul></p><p class="bodytext">Quelle: Birgit Benedek, DAZ 2018, Nr. 51, S.37 </p>

<p class="bodytext">Herbstzeit ist Erkältungszeit: Jetzt sind verstopfte Nasen und Nasennebenhöhlen, zähflüssiger Auswurf oder trockener Reizhusten an der Tagesordnung. Doch es gibt Linderung für geplagte Atemwege. Als Zusatztherapie oder als Einzelkämpfer putzen ätherische Öle in vielerlei Formen Nase, Rachen und Bronchien frei und helfen dabei, wieder richtig durchzuatmen. Lesen Sie in diesem Ratgeber, was Sie über Erkältungssalben, -bäder und das richtige Inhalieren wissen müssen und was Ihre Apotheke rezeptfrei für Ihre Atemwege bereithält. </p><p class="bodytext">Raus mit dem Schleim! </p><p class="bodytext">Ätherische Öle sind eine Wohltat für erkältete Atemwege. Sie regen die Schleimhautdrüsen dazu an, vermehrt und flüssigere Sekrete zu produzieren und unterstützen damit das Abhusten und die Selbstreinigung von Lunge und Atemwegen. Damit die Öle ihre Arbeit tun können, müssen sie die Atemwege erst einmal erreichen. Dazu reibt man sie entweder in die Haut ein , badet darin oder inhaliert sie. Beim Inhalieren gelangen die ätherischen Öle direkt über die Atemwege in das Bronchialsystem, beim Baden und Einreiben werden sie nicht nur eingeatmet, sondern auch teilweise über die Haut aufgenommen und über den Blutweg zu Lunge und Bronchien transportiert. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Weil ätherische Öle die Atemwege reizen, dürfen sie bei Asthma bronchiale, Keuchhusten und Pseudokrupp nicht angewendet werden, da sie zu einer lebensgefährlichen Verkrampfung der Bronchialmuskulatur führen können. </p><p class="bodytext"><strong>Balsam und Salben </strong></p><p class="bodytext">Erkältungssalben bestehen meist aus einer Mischung unterschiedlicher ätherischer Öle in einer geeigneten Grundlage, wie zum Beispiel Vaseline. Häufig werden Eukalyptusöl, Fichtennadelöl oder Terpentinöl verwendet, oft mischt man auch Einzelkomponenten aus ätherischen Ölen wie Kampfer, Cineol oder Menthol dazu. Es gibt eine große Anzahl von Erkältungssalben- und balsamen, Beispiele sind Euflux<sup>®</sup>Creme, Pinimenthol<sup>®</sup>Erkältungsbalsam, Retterspitz Bronchial Creme oder Weleda Bronchialbalsam. </p><p class="bodytext">Erkältungssalben trägt man zwei- bis viermal täglich auf Hals, Brust und Rücken auf. Ein Teil des Wirkstoffs verdunstet und wird eingeatmet, ein Teil wird über die Haut aufgenommen. Weil Erkältungssalben die Haut reizen können, dürfen sie keinesfalls auf Schleimhäute, entzündete oder erkrankte Haut oder gar auf offene Wunden aufgetragen werden. Wer sich nicht einschmieren möchte, kann auch eine flüssige Zubereitung wählen und diese direkt auf Kleidung, Bettwäsche oder ein Halstuch tropfen. Beispiele hierfür sind Olbas<sup>®</sup>-Tropfen oder Babix<sup>®</sup>Inhalat. </p><p class="bodytext">Wieviel von dem ätherischen Öl in den Atemwegen ankommt, ist von Substanz zu Substanz unterschiedlich. Im strengen Sinn der evidenzbasierten Medizin konnte bisher kein Wirksamkeitsnachweis durch klinische Studien erbracht werden. Viele Schnupfenpatienten empfinden bei Anwendung aber trotzdem eine Linderung ihrer Beschwerden, weshalb Erkältungsbalsame ihren festen Platz in der Selbstmedikation haben. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Vorsicht mit Erkältungsbalsamen oder -salben bei Babys und Kleinkindern! Für sie sind nur wenige Präparate geeignet. Bei der Verwendung von Reinsubstanzen wie Menthol oder Kampfer drohen den Kleinen sogar Bronchospasmen. Wenn Sie Ihrem Kind mit Erkältungssalben helfen möchten, lassen Sie sich individuell von Ihrem Apotheker beraten! </p><p class="bodytext"><strong>Wohltuende Bäder </strong></p><p class="bodytext">Manch Schnupfengeplagter schwört auf wohltuende ätherische Bäder. Auch hier gibt es keine wissenschaftlichen Beweise für ihre Wirkung, sie haben dennoch eine lange Tradition und empfehlen sich durchaus zur unterstützenden Behandlung von Atemwegserkrankungen, die mit zähflüssigem Schleim einhergehen. Beispiele sind Eucabal<sup>®</sup>Eukalyptusbad, Kneipp<sup>®</sup>Erkältungsbad oder stas<sup>®</sup>Erkältungsbad. Halten Sie sich unbedingt an die Gebrauchsanweisung der jeweiligen Packungsbeilage. In der Regel werden Badetemperaturen von 35 – 38°C und eine Badedauer von 10 – 20 Minuten empfohlen. Vermeiden Sie das Schlucken von Badewasser, bei empfindlichen Menschen kann dies zu Verkrampfung der Atemmuskulatur führen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Erkältungsbäder belasten den Kreislauf und sollten bei hohem Fieber nicht durchgeführt werden. Auch wenn Sie unter Herzmuskelschwäche oder hohem Blutdruck leiden, sollten Sie vor dem Verwenden eines Erkältungsbades sicherheitshalber Ihren Arzt befragen. </p><p class="bodytext"><strong>Einfach inhalieren </strong></p><p class="bodytext">Ätherische Öle lassen sich auch mit Hilfe heißen Wassers inhalieren. Am einfachsten geht das mit der Kochtopf-Methode. Geben Sie Kamillenblüten, Salbeiblätter oder Thymian in einen Topf und schütten Sie heißes Wasser darauf. Hält man den mit einem Handtuch bedeckten Kopf über den Wasserdampf, gelangen die ätherischen Öle leicht in die Atemwege. Statt Blüten und Blätter kann man auch einen Strang Erkältungssalbe mit heißem Wasser überbrühen, gut geeignet dafür sind zum Beispiel Tumarol<sup>®</sup>Creme oder JHP<sup>®</sup>Rödler Japanisches Minzöl. Ganz einfach geht die Herstellung wohltuender Wasserdampf-Inhalate auch mit extra dafür hergestellten Lösungen aus ätherischen Ölen, zum Beispiel Pulmotin <sup>®</sup>Erkältungstropfen oder Olbas<sup>®</sup>Tropfen. </p><p class="bodytext">Ein Nachteil der Kochtopfmethode ist die Gefahr, sich zu verbrühen. Hier verschaffen spezielle Inhalatoren Abhilfe, mit denen die Wasserdampfinhalation einfach und sicherer ist. Erhältlich sind solche Inhalatoren zum Beispiel von Pinimenthol<sup>®</sup>, Soledum<sup>®</sup> oder Transpulmin<sup>®</sup>. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Wenn Sie unverdünnte ätherische Öle zum Inhalieren verwenden möchten sollten Sie diese so stark verdünnen, dass der Geruch kaum noch wahrnehmbar ist. Ansonsten wird möglicherweise zu viel Wirkstoff auf einmal freigesetzt und eingeatmet, es drohen Kopfschmerzen und als sogenannter Umkehreffekt eine Verminderung der Schleimsekretion. </p><p class="bodytext"><strong>Inhalation von innen </strong></p><p class="bodytext">Ganz einfach und ohne Umkehreffekte, Verbrühungen und Hautreizungen geht das „Inhalieren von innen“. Die Fertigarzneimittel Gelomyrtol<sup>®</sup>forte, Sinolpan<sup>®</sup>forte und Soledum<sup>®</sup>Kapseln forte enthalten ätherische Öle und Reinsubstanzen, wie zum Beispiel Cineol, und lassen die Atemwege über den Blutweg aufatmen. Die Wirkstoffe werden in Kapseln eingenommen, im Dünndarm aufgenommen und zur Lunge transportiert. Dort regen sie die Sekretproduktion an und dämmen die Entzündung ein. Die Wirksamkeit der Inhalation von innen ist übrigens in klinischen in Studien dokumentiert. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp</strong>: Nehmen Sie die Kapseln immer mit einem Glas Wasser in Zimmertemperatur ein. Bei warmer oder heißer Flüssigkeit vermindert sich die Wirksamkeit, weil sich die Kapseln schon im Magen auflösen. </p><p class="bodytext"><strong>Salzwasser für die Bronchien </strong></p><p class="bodytext">Salzwasser zu inhalieren ist für die Atemwege ebenfalls eine Wohltat und hat eine lange Tradition. Weil aber nicht jedem lange Schiffsreisen und Aufenthalte am Meer vergönnt sind, möchten viele den Meersalzeffekt in die heimische Wohnung holen. Die Kochtopfmethode versagt dabei leider, da das Salz nicht in die Dampfphase übergeht. Spezielle Vernebler (Inhaliergeräte) erzeugen jedoch Aerosole, deren Partikel über ein angeschlossenes Mundstück oder eine Maske in die Atemwege gelangen und dadurch auch das Salz oder andere Wirkstoffe bis tief in die Bronchien bringen. </p><p class="bodytext">Zum Inhalieren gibt es verschiedene Systeme, zum Beispiel Druckluftvernebler, Schwingmembranvernebler und Ultraschallvernebler. Bei der Auswahl eines geeigneten Gerätes kommt es vor allem darauf an, wie groß die erzeugten Partikel sind und ob die Wirkstoffe die oberen oder die unteren Atemwege erreichen sollen. Zum Vergleich: Reiner Wasserdampf hat Partikel von etwa 30 μm, und Partikel über 10 μm verteilen sich in Mund, Rachen und Nase. Sollen die Partikel mitsamt Salz und Wirkstoffe bis in die kleinen Bronchien gelangen, müssen sie zwischen 3 und 10 μm groß sein, sind sie kleiner, können sie bis in die Lungenbläschen vordringen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Sie möchten ein Inhaliergerät anschaffen? Bei der Vielzahl von Geräten, Systemen und Herstellern (z. B. aponorm, Beurer, MPV Medical, Omron, Pari) ist die Auswahl gar nicht so einfach. Lassen Sie sich deshalb in Ihrer Apotheke beraten, welches Gerät für Sie am besten passt. </p><p class="bodytext"><strong>Richtig inhalieren mit Vernebler </strong></p><p class="bodytext">Wenn Sie sich für ein Inhaliergerät entschieden haben, lesen Sie die Betriebsanleitung sorgfältig. Darin steht auch, wie Sie das Inhalat einfüllen. Bei dessen Auswahl haben Sie die freie Wahl: Isotone Kochsalzlösung eignet sich zum Beispiel besonders gut zur Befeuchtung der Atemwege. Erhältlich sind fertige Ampullen wie zum Beispiel Pari NaCl Inhalationsampullen oder Emser<sup>®</sup>Inhalationslösung. Wer zusätzlich Schleim lösen möchte, kann es mit hypertoner Kochsalzlösung probieren (zum Beispiel MucoClear3% oder Isomar 3% hypertone Meersalzlösung). Prinzipiell lassen sich auch Medikamente wie Kortison, Salbutamol oder Ipratropiumbromid per Vernebler inhalieren, sofern Ihr Arzt Ihnen diese verschrieben hat. Neben dem Inhalat spielt auch die Technik eine Rolle: </p><p class="bodytext"><ul><li>Atmen Sie langsam und tief ein</li><li>Sitzen während der Inhalation aufrecht oder stehen Sie dabei</li><li>Halten Sie den Vernebler senkrecht</li><li>Tauschen Sie aus hygienischen Gründen jährlich Maske und Schlauch aus</li><li>Um Ansteckungen zu vermeiden sollte jedes Familienmitglied seinen eigenen Vernebler benutzen. </li></ul></p><p class="bodytext">Quelle: Birgit Benedek, DAZ 2018, Nr. 51, S.37 </p>